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Wolodymyr Selenskyj während einer Pressekonferenz in Kiew (Ukraine).

© dpa/Evgeniy Maloletka

„Zahl der Verwundeten möchte ich nicht nennen“: Selenskyj spricht von 31.000 getöteten ukrainischen Soldaten

Zu Beginn des dritten Kriegsjahres nennt der ukrainische Präsident überraschend Opferzahlen der Streitkräfte. Und er verbindet dies mit einer klaren Kampfansage an Russland.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals offizielle Opferzahlen des ukrainischen Militärs genannt: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor zwei Jahren kamen 31.000 Soldaten ums Leben, wie Selenskyj am Sonntag auf einer Pressekonferenz sagte. „Die Zahl der Verwundeten möchte ich nicht nennen“, fügte er hinzu.

Bisher angeführte Verlustzahlen von amerikanischer oder russischer Seite, die von 100.000 bis 300.000 getöteten ukrainischen Soldaten sprachen, wies Selenskyj zurück. „Das ist alles Unsinn.“ Selenskyj bezifferte die russischen Verluste auf 180.000 Tote und 500.000 Verwundete. Die Angaben des Präsidenten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Kann man mit einem Tauben reden?

Wolodymyr Selenskyj über mögliche Verhandlungen mit Putin

Zahl der russischen Opfer schwankt

Es ist das erste Mal, dass eine der Kriegsparteien offiziell eigene Verlustzahlen nennt. Die von Selenskyj genannten Opferzahlen auf russischer Seite wiederum liegen deutlich über der täglich aktualisierten Zählung der ukrainischen Streitkräfte, die am Sonntag die Gesamtzahl der russischen Verluste mit 409.820 Toten und Verwundeten bezifferte.

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Am Ende des Kriegs gegen Russland kann für den ukrainischen Präsidenten nur ein Sieg stehen. „Wir haben keine Alternative, nicht zu gewinnen“, sagte Selenskyj. „Denn wenn die Ukraine verliert, dann wird es uns nicht mehr geben.“ Bei einer Niederlage werde es in der Ukraine viele Opfer geben. Doch damit stehe der Westen in der Verantwortung.

Die Opferzahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Die Opferzahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

© AFP/HANDOUT

Nach zwei Jahren Krieg rechnete Selenskyj nunmehr mit einem „Jahr der Wende“. „In diesem Jahr wird sich das Format des Kriegsendes herausstellen“, sagte er, ohne Details zu nennen. Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin lehnte Selenskyj kategorisch ab. „Kann man mit einem Tauben reden?“, fragte er. „Kann man mit jemandem reden, der seine Gegner tötet?“

Genaue Verluste unter Militärangehörigen wurden von beiden Seiten bislang streng geheim gehalten. US-Schätzungen vom Sommer 2023 gingen von etwa 70.000 toten ukrainischen und 120.000 toten russischen Soldaten aus. Mitte Februar schätzte das US-Verteidigungsministerium die Zahl getöteter oder verwundeter russischer Soldaten auf 315.000.

Selenskyj rechnet weiterhin mit US-Hilfen

Zu den Opfern unter der ukrainischen Bevölkerung wollte sich Selenskyj nicht äußern. Diese Zahlen seien aktuell nicht bekannt, sagte er. Nach jüngsten Angaben der Vereinten Nationen (UN) haben in der Ukraine mindestens 10.000 Zivilisten, darunter mehr als 570 Kinder, ihr Leben verloren. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Opferzahlen höher sein dürften, als von den UN berichtet.

Selenskyj setzte weiterhin seine Hoffnungen auf das in den USA in der Schwebe hängende militärische Hilfspaket im Umfang von knapp 60 Milliarden US-Dollar. „Ich bin überzeugt, dass es eine gute Nachricht geben wird“, sagte Selenskyj. Er habe sich mit Senatoren beider Parteien getroffen. „Sie wissen, was wir brauchen.“ Die Ukraine zähle darauf, dass die USA „weiter der Anführer der freien Welt bleiben“.

Das Hilfspaket aus Washington hat bereits den Senat passiert, wird aber im Repräsentantenhaus von den Republikanern blockiert. „Wenn wir über die amerikanische Hilfe reden, ist das weniger eine Frage von Geld, sondern mehr von Waffen“, sagte Selenskyj. „Und wenn wir die nicht erhalten, werden wir schwächer.“

Die Ukraine ist dringend auf neue Waffen und vor allem Munition aus dem Westen angewiesen. Zuletzt mussten die ukrainischen Streitkräfte unter anderem wegen Munitionsmangels empfindliche Rückschläge hinnehmen. (dpa)

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