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Menschenrechtsanwalt Sibusiso Nhlabatsi.

© AFP/MARCO LONGARI

„Es ist wie ein Dschungel“: Zwergstaat Eswatini inhaftiert Migranten aus USA in berüchtigtem Gefängnis

Seit einem Deal mit Trump landen Migranten aus den USA in einem Hochsicherheitsknast in dem Zwergstaat. Das Leben in dem Gefängnis beschreiben ein Ex-Häftling und ein Anwalt als verheerend.

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Kaum ein Ort in dem kleinen afrikanischen Königreich Eswatini verbreitet so viel Schrecken wie das Hochsicherheitsgefängnis Matsapha, ein Komplex aus Beton und Rost vor den Toren der Hauptstadt Mbabane. „Es ist wie ein Dschungel“, sagt ein ehemaliger Häftling der Nachrichtenagentur AFP über das Gefängnis. Eine Inhaftierung in Matsapha wünsche er „nicht einmal seinem schlimmsten Feind“. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump in Washington werden dort aus den USA abgeschobene Migranten eingesperrt.

Matsapha dient in dem südafrikanischen Zwergstaat seit Jahrzehnten zur Unterdrückung inhaftierter Regierungskritiker. Durch die Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung wird dort ein weiteres unrühmliches Kapitel aufgeschlagen: Die letzte absolute Monarchie auf dem afrikanischen Kontinent hat sich bereit erklärt, bis zu 160 aus den USA abgeschobene Migranten aufzunehmen – und erhält im Gegenzug 5,1 Millionen Dollar (rund 4,4 Millionen Euro) zur Sicherung seiner Grenzen.

Der Deal ist in einem von Human Rights Watch Abkommen dokumentiert, das AFP einsehen konnte. Die ersten fünf aus den USA abgeschobenen Migranten kamen im Juli nach Matsapha – einer von ihnen wurde von dort bereits in seine Heimat Jamaika zurückgeführt. Zehn weitere Abgeschobene wurden dort im Oktober inhaftiert, wie die Regierung Eswatinis bestätigte, die über kurz oder lang alle Häftlinge in ihre Länder zurückschicken will.

Die abgeschobenen Migranten – darunter Staatsbürger aus Vietnam, Laos und Kuba – werden in Matsapha ohne Anklage und ohne Zugang zu Anwälten eingesperrt, wie AFP-Recherchen ergaben. „Eswatini beteiligt sich hier an etwas, was ich als Menschenhandel oder Entführung bezeichnen würde“, sagt der in Eswatini ansässige Menschenrechtsantwalt Sibusiso Nhlabatsi AFP. Die Abgeschobenen seien in Eswatini weit von ihren Familien entfernt und könnten keinen Besuch empfangen, ihnen würden grundlegende Rechte verweigert.

Der Regierung wirft der Anwalt Profitgier vor: „Ich glaube, dass sich das Land auf finanzielle Gewinne konzentriert und dabei alle Aspekte des Völkerrechts außer Acht gelassen hat.“ 

Das kleine Eswatini mit 1,2 Millionen Einwohnern leidet unter Armut und Arbeitslosigkeit – geschätzt 58 Prozent der Jugendlichen sind ohne Job. Der autokratisch regierende König Wswati III. ist bereits seit 39 Jahren an der Macht und stellt seinen Reichtum mit einem verschwenderischen Lebensstil offen zur Schau.

In Washington werden die abgeschobenen Migranten als „verdorbene Monster“ verunglimpft, die wegen schlimmer Verbrechen wie Vergewaltigung oder Mord verurteilt worden seien. Im Zuge ihrer radikalen Ausweisungspolitik hat die US-Regierung auch schon Migranten in andere afrikanische Länder wie Ghana, Ruanda und Südsudan geschickt.

Ein Gefängniswärter in Matsapha äußert gegenüber AFP sein Unbehagen angesichts der Neuankömmlinge aus den USA. „Wir sind nicht dafür ausgebildet, mit solchen Gefangenen umzugehen“, sagt der Mann, der namentlich nicht genannt werden will. Zudem fehle die nötige Ausrüstung. „Wenn Amerika sie nicht behalten konnte, was kann das kleine Swasiland dann tun?“, fragt der Wärter unter Verwendung des alten Namens des Binnenstaates.

Matsapha ist in einen Hochsicherheitstrakt und einen Trakt mit niedrigerer Sicherheitsstufe unterteilt. Die neuen, durch das Geld aus Washington finanzierten Blocks für die Abgeschobenen aus den USA befinden sich in einem Bereich mit niedriger Sicherheitsstufe, wie ein Beamter berichtet.

Während in den älteren Blocks Häftlinge in Schlafsälen mit Hochbetten leben und sich Toiletten teilen müssen, sind die neuen Einzelzellen mit eigenem Bad und Fernsehapparaten ausgestattet. Allerdings sind die Wände transparent, was eine durchgehende Überwachung ermöglicht.

Nicht wenige in Eswatini befürchten, dass der neu gebaute Block auch für die Inhaftierung politischer Gefangener genutzt werden wird. „Wir sind ein Land, das politische Beteiligung nicht fördert“, sagt der Anwalt Mzwandile Masuku, der gegen den Deal mit Washington vor Gericht gezogen war.

Im Oktober waren in Matsapha rund 1560 Häftlinge untergebracht. König Wswati III. ordnete in diesem Jahr Entlassungen an, um eine Überfüllung der Anstalt zu verhindern. „Das Leben da drinnen ist nicht leicht“, sagt der ehemalige Häftling Elvis Vusi Mazibuko, der zwei Jahrzehnte in Matsapha verbrachte. „Es herrscht das Recht des Stärkeren.“ (AFP)

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