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Experten ohne Hoffnung auf Kriegsende 2026: Wie lange kann sich Putin die Ukraine-Invasion noch leisten?
Seit knapp vier Jahren greift die russische Armee in der Ukraine an. Der Kreml wird sich den Krieg wirtschaftlich aber noch jahrelang leisten können, sagen Analysten.
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Am vergangenen Wochenende sind die Ukraine-Verhandlungen in Florida ergebnislos geendet. Zuvor ließ der russische Machthaber Wladimir Putin bei öffentlichen Auftritten in Russland keinen Zweifel daran, dass er für ein Kriegsende nicht zu Kompromissen bereit ist. Das muss er auch nicht, wie ein CNN-Artikel über Russlands Wirtschaft nahelegt.
Demnach könnte der Kreml den Krieg noch viele Jahre durchhalten, sofern sich die Intensität der Kämpfe nicht verändert und die westlichen Sanktionen gegen Russland gleichbleiben. Russland rückt in der Ukraine unter sehr hohen personellen Verlusten vor, aber dieser Preis ist Putin offenbar akzeptabel.
Russland geht es immer noch zu gut
Die wirtschaftlichen Probleme Russlands seien „keine Katastrophe“, sagte Maria Snegovaya vom Think Tank Center for Strategic and International Studies (CSIS) gegenüber CNN. Unter ökonomischen Gesichtspunkten könnte der Kreml demnach weitere drei bis fünf Jahre Krieg in der Ukraine führen. Andere Wissenschaftler gehen demnach sogar von einem noch längeren Zeitraum aus.
Warum aber ist die russische Wirtschaft angesichts der westlichen Sanktionen inklusive 19 EU-Sanktionspaketen immer noch stabil genug? Die Strafmaßnahmen gegen Einzelpersonen und russische Unternehmen haben schlicht nicht genug Schaden verursacht, sagt Richard Connolly vom britischen Royal United Services Institute (RUSI).
Der Wirtschaft mag es nicht „rosig“ gehen, doch „solange Russland Öl fördert und es zu einem relativ günstigen Preis verkauft, hat es genug Geld, um sich irgendwie über Wasser zu halten“.
Expertin Snegovaya erinnert an das Ende des Ersten Weltkriegs und den Rückzug der Sowjets aus Afghanistan, als eine schwache Wirtschaft jeweils zur russischen Bereitschaft zu nachteiligen Abkommen beigetragen hätte. Aber gegenwärtig ginge es Russland eben deutlich besser als damals.
Zwar wurden zur Finanzierung der hohen Militärausgaben – laut Nato fast 40 Prozent des staatlichen Budgets – Steuern erhöht. Zwar seien die Preise insbesondere von Importgütern gestiegen. Doch bei der Inflation zeige sich ein Unterschied zum Westen.
Inflation sind die Russen gewöhnt
Anders als hier führe eine hohe Inflation in Russland „nicht zu großer sozialer Unzufriedenheit“. Staatliche Propaganda und Repression verhinderten den Aufschrei – der in Ländern wie Deutschland und den USA wahlentscheidend sein kann. Experte Connolly verweist außerdem auf einen Gewöhnungseffekt: Im postsowjetischen Russland sei die Teuerungsrate immer hoch gewesen und Konsumenten dementsprechend daran gewöhnt.
Einige Regionen und Berufsgruppen in Russland profitieren sogar vom Krieg, etwa Rüstungsunternehmen und Soldaten, deren Löhne stark gestiegen sind. Auch das dämpft offenbar den Druck auf Putin, den Krieg zu beenden.
Die Gefahren für die russische Wirtschaft
Zumindest langfristig gebe es jedoch Gefahren für die russische Wirtschaft. So könnte das weitere Abschmelzen des russischen Staatsfonds, einer Geldreserve, dazu führen, dass die Militärausgaben nur noch durch Kürzungen im Sozialen zu leisten sind. Dieser weitreichende Schritt wäre für die Bevölkerung „sichtbar“, argumentiert der Think Tank Atlantic Council laut CNN.
Das Fazit: Es benötige wirksamere Sanktionen und stärkeren Druck auf China und Indien, die Russlands Öl kaufen.
Ansonsten könnte der Ukrainekrieg weitergehen wie bisher, mit langsamen Geländegewinnen für Russland und weiteren Angriffen auf die Zivilbevölkerung. Militärexperten sprechen in diesem Zusammenhang von einem Abnutzungskrieg. Es gewinnt, wer länger durchhält. (TMA)
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