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Familienvater und Christ: Was über den mutmaßlichen Attentäter von Minnesota bekannt ist
In einem US-Bundesstaat Minnesota werden eine Politikerin und ihr Ehemann erschossen. Der Verdächtige soll ein Christ mit radikalen Ansichten sein. Manche Angaben zu seinem Lebenslauf sind aber zweifelhaft.
Stand:
Nach den tödlichen Schüssen auf eine demokratische Politikerin Melissa Hortman und deren Ehemann und den Angriff auf den ebenfalls demokratischen Politiker John Hoffman und dessen Ehefrau in den USA hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Zuvor gab es eine zweitägige Großfahndung. Dies teilte der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Er bezeichnete die Tat als politisch motivierten Mord.
Der 57-jährige Verdächtige sei nach einem Hinweis, dass er sich in der Nähe seines Wohnorts in der Stadt Green Isle in Sibley County im Süden von Minnesota aufhielt, bei einem Großeinsatz von Sondereinsatzkommandos festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Er sei bewaffnet gewesen, habe sich jedoch ohne Gegenwehr ergeben. Das Motiv der Tat sei noch unklar.
Wie der Sender ABC News am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf mehrere Insider berichtete, soll der Mann in der Nähe seiner Farm verhaftet worden sein.
Was über den Verdächtigen bekannt ist – und wo es Zweifel gibt
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 57 Jahre alten Mann. Recherchen der „New York Times“ nach ist er fünffacher Familienvater. Berichtet wurde auch über eine Tätigkeit in der Sicherheitsbranche. Auf der Website eines privaten Sicherheitsunternehmens hieß es, dass er unter anderem von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet wurde. Eigenen Angaben im Internet zufolge sammelte der Verdächtige Erfahrung im Gazastreifen und in Afrika.
Doch hinter diesen Angaben steht ein Fragezeichen. Das National Public Radio berichtete, dass der Mann den Großteil seiner Karriere über in der Gastronomie gearbeitet hat. Außerdem konnte NPR keine Belege finden, wonach die angebliche Sicherheitsfirma Kunden hat oder Dienstleistungen ausführt.
Der Verdächtige hatte lokale politische Ämter inne, schrieben US-Medien. Demnach soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Senator Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar.
Der Mann steht Berichten zufolge in Verbindung zu evangelikalen Gruppen. Er hat in Afrika versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, berichtete die „Washington Post“. Zu Rechten von sexuellen Minderheiten äußerte er sich laut CNN kritisch. Nach Angaben der US-Politikerin Amy Klobuchar hatte er Kontakte zu radikalen Abtreibungsgegnern.
Die getötete Politikerin spielte laut „New York Times“ 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.
Vor der Festnahme des Verdächtigen war in der Nähe eines der Tatorte ein Auto gefunden worden, das ihm gehören soll. Darin soll die Polizei ein „Manifest“ sowie eine Liste mit Anschlagszielen gefunden haben.
Was ist in Minnesota passiert?
Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hatte der bewaffnete Täter die demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet.

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Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden zudem ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt.
Die Tat ereignete sich nach Behördenangaben in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) im Wohnhaus des Ehepaares in der Stadt Brooklyn Park im US-Bundesstaat Minnesota.
Bei einer Konfrontation mit der Polizei eröffnete er das Feuer und konnte entkommen. Bei der Durchsuchung des mutmaßlichen Fluchtwagens fanden Ermittler nach eigenen Angaben ein Manifest, in dem mehrere Amtsträger namentlich genannt werden. Die Sicherheitsbehörden leiteten daraufhin zusätzliche Schutzmaßnahmen für Personen auf der Liste ein. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung.

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„In Minnesota hat sich eine unsägliche Tragödie ereignet“, sagte Walz. „Meine gute Freundin und Kollegin Melissa Hortman sowie ihr Mann Mark sind Opfer eines offenbar politisch motivierten Mordanschlags geworden.“
US-Präsident Trump verurteilt Tat
US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat scharf. Er bezeichnete die Tat als „wohl gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Die Bundespolizei FBI und Justizministerin Pam Bondi seien mit den Ermittlungen betraut, hieß es in einer Mitteilung aus dem Weißen Haus, die auf der Plattform X veröffentlicht wurde.
„Solch grausame Gewalt wird in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht toleriert“, erklärte Trump demnach und kündigte an, alle Tatbeteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ zu verfolgen.
Die Angst vor politisch motivierter Gewalt ist in den USA in den vergangenen Jahren gewachsen. Befeuert wird die Sorge auch durch den dort einfachen Zugang zu Schusswaffen. Immer wieder warnen Behörden und Politiker vor einer aufgeheizten Stimmung im Land, in der konfrontative Rhetorik und Hass in sozialen Netzwerken in Gewalttaten umschlagen können. Drohungen gegen Amtsträger gehören mittlerweile zum Alltag.
Vor wenigen Monaten wurde in der Residenz des Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, Feuer gelegt. Der mutmaßliche Brandstifter handelte nach Angaben der Ermittler aus Hass auf den demokratischen Politiker.
Update: An der Darstellung, wonach der Verdächtige bei einem Sicherheitsunternehmen gearbeitet hat, gibt es Zweifel. Der Artikel wurde entsprechend ergänzt. (dpa/AFP/Reuters)
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