
© Getty Images via AFP/JOE RAEDLE
Anklage gegen Verdächtigen erhoben: Was bisher über die Schüsse auf Trumps Golfplatz bekannt ist
Der Secret Service entdeckt einen bewaffneten Mann in den Büschen rund um den Golfplatz, auf dem Trump Bälle schlägt. Nach einer Autoflucht wird er gefasst. Nun wird er wegen Waffendelikten angeklagt.
Stand:
Zunächst berichtete Donald Trumps Wahlkampfteam von Schüssen „in der Nähe“ des früheren US-Präsidenten - dann meldete sich das FBI zu Wort: Die US-Bundespolizei geht von einem versuchten Attentat auf den aktuellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aus.
Der 78-Jährige blieb bei dem Vorfall in seinem Golfclub in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida unverletzt, ein Verdächtiger wurde festgenommen. Viele Fragen sind noch offen.
Der Zwischenfall ereignete ich am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit). Der Secret Service, der in den USA für den Schutz hochrangiger Politiker zuständig ist, entdeckte den Verdächtigen nach eigenen Angaben wenige hundert Meter von Trump entfernt in den Büschen am Zaun um den Golfplatz und eröffnete das Feuer.
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Schüsse in Trumps Nähe: Sturmgewehr am Tatort gefunden
Der Verdächtige soll danach in einem Auto geflüchtet sein, das die Polizei schließlich auf einer Autobahn in der Nähe des Tatorts Palm Beach stoppte. Der Fahrer sei in Gewahrsam genommen worden, sagte William D. Snyder von der zuständigen Polizei.
Der Mann habe ruhig und gelassen gewirkt. „Er hat nicht viele Emotionen gezeigt.“ Erkenntnisse zum Motiv des mutmaßlichen Attentatsversuchs lagen zunächst nicht vor.
Am Zaun des Golfplatzes wurden ein Sturmgewehr des Typs AK-47 mit Zielfernrohr sowie zwei Rucksäcke und eine GoPro-Videokamera sichergestellt.
Der Verdächtige sei etwa 300 und 500 Yards (274 und 457 Meter) von Trump entfernt gewesen, aber „mit einem Gewehr und einem solchen Zielfernrohr ist das keine große Entfernung“, sagte Sheriff Ric Bradshaw. Ob der Verdächtige vor seiner Flucht Schüsse abgab, blieb zunächst unklar.

© AFP/CHANDAN KHANNA
Nach Angaben von Bradshaw spielte Trump auf dem Platz in West Palm Beach nahe seinem Anwesen Mar-a-Lago Golf, als Personenschützer des Secret Service in wenigen hundert Metern Entfernung einen aus einem Zaun ragende Gewehrlauf entdeckten.
Nach Schüssen der Beamten flüchtete der Verdächtige zunächst in einem schwarzen Wagen. Mithilfe eines Zeugen konnten Polizeibeamte ihn kurze Zeit später aufspüren und den Verdächtigen festnehmen. Die Bundespolizei FBI ermittelt nach eigenen Angaben wegen eines „versuchten Mordanschlags“ auf Trump.
Verdächtiger nach Anschlagsversuch auf Trump angeklagt
Gegen den Hauptverdächtigen wurde vor einem Bundesgericht in Florida Anklage erhoben. Dem 58 Jahre alten Ryan Wesley Routh werden der Besitz einer Feuerwaffe als verurteilter Straftäter und der Besitz einer Feuerwaffe mit unkenntlich gemachter Seriennummer vorgeworfen, wie aus einem Dokument hervorging, das mehrere US-Medien übereinstimmend veröffentlichten.
Gegen den Mann könnte noch in weiteren Punkten Anklage erhoben werden, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf einen mit der Angelegenheit vertrauten Strafverfolgungsbeamten.
Der Mann habe bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht am Montagvormittag (Ortszeit) einen dunklen Gefängniskittel getragen, seine Füße und Hände in Fesseln, berichtete CNN weiter. Die Staatsanwaltschaft wolle erreichen, dass der Angeklagte in Haft bleibe, während die Behörden den Vorfall weiter untersuchen. Eine Haftanhörung sei für den 23. September, die Anklageverlesung für den 30. September geplant.
Verdächtiger ist ein Ukraine-Unterstützer
Der Mann hatte sich in sozialen Netzwerken immer wieder politisch geäußert und vor allem die von Russland angegriffene Ukraine unterstützt - deren wichtigster Verbündeter wiederum die US-Regierung unter Präsident Joe Biden ist.
Im März 2022 hatte Routh im Onlinedienst X angekündigt, in die Ukraine reisen zu wollen. Er sei bereit, „zu kämpfen und zu sterben“. AFP interviewte ihn Ende April bei einer Demonstration in Kiew. „Putin ist ein Terrorist, dem ein Ende gesetzt werden muss“, sagte er damals.

© REUTERS/YELYZAVETA SEVATYNSKA/SUSPILNE UKRAINE
Wie die „New York Times“ berichtet, soll er versucht haben, Ausländer dafür anzuwerben, in der Ukraine zu kämpfen. In sozialen Medien verfasste er ab Oktober 2023 eine Reihe von Posts und versucht darin, afghanische Wehrpflichtige anzuwerben, wobei er sich als inoffizieller Verbindungsmann für die ukrainische Regierung vorstellte.
Es ist völlig offen, ob dies etwas mit dem Geschehen am Golfplatz zu tun hat. Dem Sender CNN zufolge äußerte sich der Mann im Netz auch kritisch über Trump, der stets behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden.
„Ich weiß nicht, was in Florida passiert ist, und ich hoffe, dass die Dinge nur aufgebauscht wurden“, zitierte der Sender CNN den Sohn des Verdächtigen. „Er ist ein guter Vater und ein großartiger Mensch.“ Der Sender Fox News berichtete, dass der Verdächtige mehrfach in Konflikt mit dem Gesetz geraten sei.
Trump nach einem „Vorfall“ in Sicherheit
Trump selbst befindet sich nach offiziellen Angaben mittlerweile außer Gefahr. Ein Sprecher des Secret Service teilte mit, der Ex-Präsident sei nach einem „Vorfall“ in Sicherheit.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat selbst schrieb auf einer Website zum Spendensammeln für seinen Wahlkampf: „Fürchtet euch nicht! Ich bin in Sicherheit und wohlauf, und niemand wurde verletzt. Gott sei Dank!“
In einer seiner Nachrichten heißt es: „Es gibt Menschen auf dieser Welt, die alles Notwendige tun, um uns zu stoppen.“ Und: „Ich werde nicht aufgeben, für euch zu kämpfen. Ich werde niemals aufgeben.“ Später dankte er auf seiner Plattform Truth Social unter anderem dem Secret Service und Sheriff Bradshaw für den „unglaublichen Job“, den sie gemacht hätten. Er fügte hinzu: „Es war gewiss ein interessanter Tag!“
Der Secret Service hat den Behörden zufolge Schüsse in Richtung des Verdächtigen abgefeuert. Der Secret Service ist in den USA für den Schutz ranghoher Politiker zuständig, darunter amtierende und frühere Präsidenten.
US-Präsident Joe Biden und seine Vize Kamala Harris wurden über den „Sicherheitsvorfall“ im Zusammenhang mit Donald Trump informiert. Beide seien „erleichtert“ zu wissen, dass der republikanische Präsidentschaftskandidat in Sicherheit sei, teilte das Weiße Haus mit.
„Gewalt hat keinen Platz in Amerika“, erklärte Harris, die bei der Präsidentschaftswahl im November gegen Trump antritt, im Onlinedienst X. Gleichzeitig fand sie mahnende Worte: „Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall nicht zu weiterer Gewalt führt.“
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„Ich habe mein Team angewiesen, weiter sicherzustellen, dass der Secret Service über alle erforderlichen Mittel, Fähigkeiten und Schutzmaßnahmen verfügt, um die Sicherheit des ehemaligen Präsidenten weiter zu gewährleisten“, erklärte Biden.
Israelische Spitzenpolitiker bekundeten dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten ihre Solidarität. „Sara und ich waren geschockt über den zweiten Attentatsversuch gegen Präsident Trump, und wir waren erleichtert zu hören, dass er ebenfalls gescheitert ist“, schrieb der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf der Plattform X. „Aber wir sollten uns nicht auf Glück allein verlassen.“
Netanjahu und Trump galten während dessen Amtszeit als enge Verbündete. Nach Medienberichten wünscht sich Netanjahu einen Sieg Trumps bei der anstehenden US-Wahl.
Netanjahu drückte die Hoffnung aus, „dass alle Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass solche tödlichen Attacken auf einen US-Präsidentschaftskandidaten im Voraus vereitelt werden“.
Auch der israelische Außenminister Israel Katz schickte Trump die „besten Wünsche“ des israelischen Volkes nach dem „niederträchtigen Anschlagsversuch“. Israel sei Trump „zutiefst dankbar“ für dessen „Beitrag zur Sicherheit und zum Wohlstand unserer Nation“. Er verurteile „jeden Versuch, politische Ansichten durch Drohungen oder Gewalt umzusetzen“. Politische Gewalt dürfe niemals das Recht des amerikanischen Volkes untergraben, „frei und demokratisch seinen Weg zu wählen“.
Erst vor zwei Monaten war Trump bei einem Attentat während eines Wahlkampfauftritts im Bundesstaat Pennsylvania am rechten Ohr verletzt worden. Ein Zuschauer wurde getötet und zwei weitere schwer verletzt, der Attentäter wurde von einem Scharfschützen des Secret Service erschossen.
Nach dem Attentat auf Trump im Juli hatte es schwere Kritik am für den Schutz von amtierenden und früheren US-Präsidenten zuständigen Secret Service gegeben. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt.
Die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik dankte den Behörden für ihr Eingreifen am Sonntag. Es stelle sich jedoch die Frage, wie ein möglicher Angreifer offenbar ungehindert in ein Gebüsch in Sichtweite des US-Präsidentschaftskandidaten habe gelangen können: „Wir müssen uns fragen, wie erneut ein Attentäter so nahe an Präsident Trump herankommen konnte“, erklärte Stefanik. Sie fordere „eine klare Erklärung dafür, was heute in Florida passiert ist“. (dpa/AFP)
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