
© Carolyn Kaster/AP
Für einen Bootsausflug mit der Familie: US-Vizepräsident JD Vance ließ Wasserstand des Ohio River anheben
Eine Kanutour von Trump-Vize JD Vance beschert der US-Armee einen Sondereinsatz. Kritiker der US-Regierung prangern das als Korruption an.
Stand:
Er hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlich für Donald Trumps radikalen Sparkurs und das drastische Zurückfahren staatlicher Leistungen starkgemacht.
Wenn es um sein eigenes Wohlbefinden geht, scheint US-Vizepräsident JD Vance jedoch kein Problem damit zu haben, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das legt zumindest ein Vorgang nahe, den die britische Zeitung „The Guardian“ jetzt öffentlich gemacht hat: Mitarbeiter von JD Vance haben demnach das Army Corps of Engineers, eine Abteilung der US-Armee für Bauingenieurleistungen, den Abfluss eines Sees in Ohio verändern lassen, um Vance und seiner Familie einen Bootsausflug im Rahmen ihres Familienurlaubs zu ermöglichen.
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„Die Anfrage des US-Geheimdienstes erfolgte laut einer Erklärung des US Army Corps of Engineers zur Unterstützung der sicheren Navigation der Sicherheitsleute des US-Vizepräsidenten für einen Ausflug im August auf dem Little Miami River“, schreiben die „Guardian“-Journalisten Stephanie Kirchgaesser und David Smith in ihrem exklusiven Artikel, der in der Nacht zu Donnerstag veröffentlicht wurde.
Die Nachricht wirft Fragen darüber auf, ob das Büro von Vance öffentliche Infrastrukturressourcen für seine Freizeitgestaltung ausgenutzt hat, während die Trump-Regierung […] Milliarden von Dollar gekürzt hat.
Stephanie Kirchgaesser und David Smith, Journalisten des „Guardian“
Vance feierte am 2. August seinen 41. Geburtstag. An diesem Tag wurde er laut „Guardian“ im Südwesten von Ohio dabei beobachtet, wie er auf dem Fluss, einem Nebenfluss des Caesar Creek Lake, Kanu gefahren ist. Das zeigten Beiträge in den sozialen Medien.
Eine vom „Guardian“ anonym zitierte, „mit der Angelegenheit vertraute Quelle“ sagte der Zeitung zufolge, dass die Anfrage zur Abflussmenge für den Caesar Creek Lake nicht nur dazu diente, die Sicherheitsvorkehrungen für den Vizepräsidenten zu unterstützen, sondern auch „ideale Bedingungen zum Kajakfahren“ zu schaffen.

© Nyttend/Wikipedia/Public Domain
Das wäre auch in politischer Hinsicht brisant, wie Stephanie Kirchgaesser und David Smith schreiben: „Die Nachricht wirft Fragen darüber auf, ob Vances Büro möglicherweise öffentliche Infrastrukturressourcen für seine persönliche Freizeitgestaltung ausgenutzt hat, während die Trump-Regierung im Rahmen ihrer sogenannten Effizienzkampagne Milliarden von Dollar an Auslandshilfe, wissenschaftlicher Forschung und Regierungsstellen gekürzt hat.“
Die Korruption dieser Regierung nimmt einfach kein Ende.
Kommentar auf dem US-Mediennetzwerk MeidasTouch
In den sozialen Medien provozierte die Nachricht dann am Donnerstagmorgen auch gleich erste empörte Reaktionen. „Dies ist eine unglaubliche Geschichte über Korruption“, beginnt ein Beitrag über den Vorgang auf der Facebook-Seite von MeidasTouch, einem progressiven US-Mediennetzwerk.
„Die Korruption dieser Regierung nimmt einfach kein Ende“, heißt es weiter bei MeidasTouch. „Öffentliche Mittel werden eingesetzt, um den Wasserstand eines Flusses für eine Geburtstags-Kajaktour anzuheben. Ist das Ihr Ernst?“
Auf X wird das Verhalten von JD Vance in eine Reihe mit der von Donald Trump veranlassten aufwendigen Militärparade an seinem Geburtstag am 14. Juni gestellt: „Trump hatte eine 60-Millionen-Dollar-Geburtstagsparade, Vance lässt einen Flusslauf anheben, um seinen Geburtstag zu feiern – scheint mir alles ganz normal“, schreibt eine Nutzerin sarkastisch.
Diese Typen sind nicht nur korrupt, sie sind wie Bösewichte aus einem Comic: Der eine lügt über Pädophile, der andere spielt Gott mit der öffentlichen Infrastruktur, damit sein Kanu nicht auf Grund läuft.
Ein Kommentar auf der Plattform X
Ein anderer Kritiker stellt auf X einen Bezug zur Affäre um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, die Donald Trump derzeit belastet: „Diese Typen sind nicht nur korrupt, sie sind wie Bösewichte aus einem Comic: Der eine lügt über Pädophile, der andere spielt Gott mit der öffentlichen Infrastruktur, damit sein Kanu nicht auf Grund läuft.“
Eine Bitte des „Guardian“ um eine Stellungnahme an das Büro des Vizepräsidenten blieb unbeantwortet. Offiziell bestätigt wurde der Vorgang aber vom US Army Corps of Engineers (USACE). In dessen Erklärung sagt ein Sprecher, dass man „einen Antrag auf vorübergehende Erhöhung der Abflussmengen aus dem Caesar Creek Lake erhalten habe, um die sichere Navigation des Personals des US-Geheimdienstes zu unterstützen“.
Und der für den Schutz hochrangiger Regierungsvertreter zuständige Secret Service teilte der britischen Zeitung mit, „dass er sich eng mit dem Ministerium für natürliche Ressourcen von Ohio und dem USACE abgestimmt habe, um Pläne zu erstellen, die sicherstellen, dass motorisierte Wasserfahrzeuge und Rettungskräfte während eines kürzlichen Besuchs sicher operieren konnten.“ Einzelheiten der Einsatzplanung könne man aber nicht nennen.
Auf Vances Social-Media-Kanälen war an seinem Geburtstag nichts von einem Bootsausflug zu lesen. Stattdessen teilte er auf Instagram ein Bild von sich und Donald Trump, das zuvor auf dem Kanal des Weißen Hauses veröffentlicht worden war. „Happy Birthday Vice President JD Vance“ war darauf nur zu lesen.
Donald Trump sieht JD Vance als möglichen Nachfolger im Amt. Er selbst werde voraussichtlich im nächsten US-Präsidentschaftswahlkampf nicht mehr kandidieren, sagte der US-Präsident am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Washington. Er sehe JD Vance „höchstwahrscheinlich“ als zukünftigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten und damit als möglichen Nachfolger. „Es ist natürlich zu früh, darüber zu sprechen, aber er macht auf jeden Fall einen großartigen Job und wäre derzeit wahrscheinlich der Favorit“, sagte Trump.
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