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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sitzt beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump,  Vizepräsident JD Vance und US-Finanzminister Scott Bessent im Kabinettssaal des Weißen Hauses.

© dpa/Alex Brandon

US-Präsident „fluchte die ganze Zeit“: Beim jüngsten Trump-Selenskyj-Treffen gab es offenbar wieder Streit

Bereits im Februar kam es zwischen dem amerikanischen und ukrainischen Präsidenten zum Eklat. Dem Anschein nach verlief das Treffen am Freitag harmonischer – doch einem Medienbericht zufolge flogen hinter den Kulissen die Fetzen.

Stand:

Im Februar lieferten sich Donald Trump, JD Vance und Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras einen Schlagabtausch im Weißen Haus. Ein weiterer öffentlicher Eklat zwischen den Staatsführern aus den USA und der Ukraine blieb seitdem aus. Trotzdem scheint auch Selenskyjs jüngster Besuch in Washington alles andere als harmonisch verlaufen zu sein, berichtet nun auch die „Financial Times“ (FT).

Trump soll seinen ukrainischen Gast dabei gedrängt haben, die russischen Bedingungen für ein Kriegsende zu akzeptieren, schreibt die Zeitung. Eingeweihte Quellen sprachen in diesem Zusammenhang davon, dass es bei dem Gespräch häufig laut geworden sein soll. Das Treffen artete demnach mehrfach in einen regelrechten „Schreiwettbewerb“ aus, bei dem Trump „die ganze Zeit fluchte“. Bereits zuvor war das Meeting als angespannt, offen und teilweise „unangenehm“ bezeichnet worden.

Es war ziemlich übel.

Insider über das Trump-Selenskyj-Treffen

Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf zwei mit den Gesprächen vertraute Personen, dass das Treffen der beiden Staatsmänner am Sonntag sehr angespannt und für ukrainische Delegation eine klare Enttäuschung gewesen sei. Trump habe Selenskyj wiederholt dazu gedrängt, Teile des Staatsgebiets an Russland abzutreten. Außerdem habe der US-Präsident davon geredet, sowohl Kiew als auch Moskau Sicherheitsgarantien zu geben, was die ukrainische Delegation als verwirrend empfunden habe, berichtet Reuters. „Es war ziemlich übel“, sagte einer der Insider. Trumps Botschaft an Selenskyj sei gewesen: „Euer Land wird erfrieren und euer Land wird zerstört werden, wenn die Ukraine kein Abkommen mit Russland schließt.“

Trump als Putins Sprachrohr?

Der US-Präsident schien viele der Forderungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin übernommen zu haben, heißt es in dem „FT“-Bericht unter Verweis auf europäische Beamte. Trump hatte kurz vorher ein weiteres Mal mit Putin telefoniert – anschließend war die ukrainische Forderung nach den weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörpern offensichtlich vom Tisch.

Der russische Machthaber soll in dem Gespräch mit Trump auch die Kontrolle über den Donbass im Osten der Ukraine verlangt haben, der reich an Bodenschätzen ist und eine große militärische Bedeutung hat. Im Gegenzug wolle er auf Gebiete zweier weiterer, teilweise eingenommener Regionen verzichten.

„Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“

Ein europäischer Beamter sagte der Zeitung, dass Trump Selenskyj erzählt habe, was der russische Machthaber ihm zuvor gesagt habe – nämlich, dass der Krieg nur eine „Spezialoperation“ sei. So wird die Invasion in Russland offiziell bezeichnet.

Diese rote Linie, ich weiß nicht einmal, wo das ist. Ich war noch nie dort.

Donald Trump laut Bericht der „Financial Times“

Selenskyj solle einen Deal akzeptieren, oder den Untergang. „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“, soll Trump gedroht haben. Der russischen Wirtschaft, der er zuvor noch ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hatte, gehe es „großartig“, soll Trump am Freitag gesagt haben.

Dem „FT“-Bericht zufolge warf Trump aber nicht nur mit Worten um sich, sondern er warf auch Schlachtfeld-Landkarten zur Seite. Er könne solche Karten nicht mehr sehen, soll der US-Präsident gesagt haben. „Diese rote Linie, ich weiß nicht einmal, wo das ist. Ich war noch nie dort“, lauten die von einem Beamten wiedergegebenen Worte Trumps laut „FT“.

Immerhin sei es der ukrainischen Seite aber gelungen, Trump am Ende davon zu überzeugen, sich fürs Einfrieren der gegenwärtigen Frontlinie einzusetzen. Das bestätigte der US-Präsident abermals vor Journalisten auf einem Flug mit seiner Regierungsmaschine Air Force One. Demnach sprach er sich konkret dafür aus, dass für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine der Frontverlauf seiner Ansicht nach eingefroren werden sollte.

Trump dementiert Donbass-Thematik bei Selenskyj-Treffen

Russland und die Ukraine sollten jeweils dort bleiben, wo sich ihre Truppen aktuell befänden, alles Weitere sei „sehr schwer auszuhandeln“, sagte Trump vor den Journalisten. Der Donbass solle entlang des Frontverlaufs aufgeteilt werden, argumentierte er. In dem Bericht der „Financial Times“ hieß es allerdings, dass Trump Selenskyj bei dem Treffen dazu gedrängt haben soll, für ein Kriegsende den gesamten Donbass aufzugeben.

Ich glaube, 78 Prozent des Landes sind bereits von Russland eingenommen worden.

Donald Trump über das Donbass-Gebiet

Damit würde der russische Präsident Wladimir Putin eines seiner wichtigsten Ziele in dem seit 2022 andauernden Ukrainekrieg erreichen. Russland kontrolliert aktuell den Großteil der ostukrainischen Region.

Ein Journalist fragte Trump während des Flugs, ob er Selenskyj tatsächlich am Freitag gesagt habe, dass die Ukraine den Donbass aufgeben müsse. Trump antwortete, dies sei bei dem Treffen nicht besprochen worden. Von dem Journalisten erneut auf die Teilung des Donbass-Gebietes angesprochen, sagte Trump: „Ich glaube, 78 Prozent des Landes sind bereits von Russland eingenommen worden. Man lässt es so, wie es jetzt ist.“

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Kurz nach dem Treffen postete Trump via TruthSocial: „Das Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj war sehr interessant und herzlich.“ Allerdings habe er Selenskyj im Gespräch „nachdrücklich nahegelegt“, dass es nun endlich an der Zeit sei, einen Deal abzuschließen. Diese Forderung habe er zuvor gleichermaßen auch an Putin gerichtet, so der US-Präsident.

Trump will sich nun mit Putin treffen

Trump sagte weiter, die Kriegsparteien könnten „später verhandeln“. Das habe er auch dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch am Freitag in Washington gesagt. Die Soldaten sollten kehrt machen, das Blutvergießen müsse ein Ende haben. „Geht nach Hause, stellt die Kämpfe ein, stoppt das Töten“, so Trump.

Als Nächstes will sich Trump erneut mit Putin treffen, diesmal in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Der Kreml betonte am Montag, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán eine „recht herzliche Beziehungen zu Präsident Trump und sehr konstruktive Beziehungen zu Präsident Putin“ habe. Diese Beziehungen hätten maßgeblich zu der Verständigung auf die ungarische Hauptstadt als Begegnungsort beigetragen. Allerdings sind die Vorbereitungen für ein solches Putin-Trump-Treffen noch ganz am Anfang, betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Selenskyj hat am Sonntag eindringlich an die Verbündeten seines Landes appelliert, keine Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland zu fahren. „Die Ukraine wird Terroristen niemals eine Belohnung für ihre Verbrechen gewähren, und wir zählen auf unsere Partner, diese Position zu unterstützen“, schrieb Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Es sei Zeit für ein weiteres Treffen der sogenannten Koalition der Willigen. (TMA/mira/dpa/AFP)

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