zum Hauptinhalt
Ein Polizeibeamter steht auf dem Dach eines mehrstöckigen Wohnhauses, das nach Angaben der örtlichen Behörden durch einen Drohnenangriff beschädigt wurde.

© REUTERS/stringer

Update

Größter Angriff seit Kriegsbeginn: Moskau meldet „massive“ ukrainische Drohnenattacke – mit mindestens drei Toten

In der Nacht auf Dienstag kam es zum größten ukrainischen Drohnenangriff auf Russland seit Kriegsbeginn. Kiew will damit eine Forderung unterstreichen.

Stand:

Bei massiven ukrainischen Drohnenangriffen auf Moskau und Umgebung sind russischen Angaben zufolge mindestens drei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele sich um Mitarbeiter einer Firma im Ort Domodedowo rund 30 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt, teilte der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, auf Telegram mit.

Der Drohnenangriff habe den Parkplatz der Firma kurz nach fünf Uhr morgens (Ortszeit) getroffen, als die Männer ihre Schicht antreten wollten, hieß es von Worobjow. Infolge der Angriffe im Moskauer Gebiet hätten zudem 14 Personen medizinische Hilfe benötigt, teilte der Gouverneur weiter mit.

Im Landkreis Ramenskoje des Moskauer Gebiets seien mindestens sieben Wohnungen durch herabstürzende Drohnentrümmer beschädigt worden. Zwölf Menschen, darunter drei Kinder, seien evakuiert worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.

Dieses vom offiziellen Telegrammkanal des Gouverneurs der Region Moskau veröffentlichte Foto zeigt beschädigte und verbrannte Autos nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Domodedowo, außerhalb von Moskau.

© dpa/Moscow Region Governor Andrei Vorobyev official telegram channel via AP/Uncredited

Nach Angaben des Moskauer Bürgermeisters Sergej Sobjanin wurden 74 Drohnen im Anflug auf die Hauptstadt abgeschossen – so viele wie nie zuvor. Insgesamt sollen im Moskauer Umland Hunderte Flugobjekte abgeschossen worden sein.

Insgesamt wurden nach russischen Angaben in der Nacht mehr als 300 Drohnen abgeschossen, die meisten von ihnen in der Hauptstadtregion sowie in der Grenzregion Kursk. Es handelt sich um den größten ukrainischen Luftangriff auf russisches Territorium seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022.

Die Drohnen seien von mindestens drei Regionen der Ukraine aus gestartet worden, zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti einen Beamten. Ziel sei es gewesen, die russische Luftabwehr zu überlasten.

Moskau verurteilt Drohnenangriff – Vergeltung gefordert

Der Kreml hat den Drohnenangriff scharf verurteilt. Präsident Wladimir Putin sei über die Attacke informiert worden, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Die russische Flugabwehr habe „sehr gut“ funktioniert.

Peskow warf der Ukraine vor, bewusst zivile Objekte zu beschießen. „Unsere Soldaten greifen weiterhin militärische und militärnahe Ziele an“, behauptete er zugleich. In der Ukraine gehört der Tod von Zivilisten und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur durch russischen Beschuss zum Alltag.

Der ukrainische Drohnenangriff ist dem russischen Außenministerium zufolge ein Zeichen dafür, dass die russischen Truppen auf dem Schlachtfeld siegreich sein werden. Ihr Machtlosigkeit auf dem Schlachtfeld habe die ukrainische Armee dazu veranlasst, Angriffe gegen die Zivilbevölkerung zu starten, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.

Dieses vom offiziellen Telegrammkanal des Gouverneurs der Region Moskau veröffentlichte Bild zeigt den Ort, an dem eine der abgeschossenen ukrainischen Drohnen abgestürzt ist, außerhalb von Moskau

© Andrej Worobjew/Offizieller Telegrammkanal des Gouverneurs der Region Moskau via AP/dpa

Der Leiter des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrej Kartapolow, fordert einen Vergeltungsschlag mit dem russischen Mittelstreckenraketensystem „Oreshnik“. „Am besten sogar mehr als einen“, wird Kartapolow von dem russischen Kreml-Korrespondenten Alexander Yunashev in seinem Telegram-Kanal zitiert.

Flughäfen stellten Betrieb ein

Sechs Flughäfen in Russland wurden vorübergehend für Starts und Landungen gesperrt, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mit. Betroffen waren demnach die Moskauer Flughäfen Domodedowo, Scheremetjewo, Wnukowo und Schukowski sowie die Flugplätze im mehr als 400 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Nischni Nowgorod und in der rund 300 Kilometer entfernten Stadt Jaroslawl. Nach einigen Stunden wurden die Beschränkungen wieder aufgehoben.

Zu Einschränkungen dieser Art kommt es auf russischen Flughäfen immer wieder im Zuge von Drohnenangriffen aus der Ukraine. Durch den Einsatz der russischen Flugabwehr sind dann bisweilen keine Starts und Landungen mehr möglich.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Als Teil ihres Abwehrkampfes greift sie dabei auch immer wieder Ziele in Russland an. Ihrerseits ist auch sie immer wieder Ziel von Angriffen aus der Luft. Kiew hatte zuletzt angeboten, als ersten Teil einer Waffenruhe den gegenseitigen Beschuss des Hinterlands auszusetzen.

Nach Angaben Kiews sollen die Angriffe Moskau dazu bewegen, einer Waffenruhe in der Luft zuzustimmen, erklärte der Sprecher des Zentrums für die Bekämpfung von Falschinformationen beim ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrat, Andrij Kowalenko, am Dienstag. Er sprach vom „größten Drohnenangriff der Geschichte“ auf die russische Hauptstadtregion. (dpa/AFP/Reuters/sem)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })