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Der Oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei spricht bei einem Treffen mit Justizbeamten (Symbolbild).

© dpa/Office of the Iranian Supreme Leader via AP/Uncredited

„Heuchelei und Doppelmoral“: Tochter von Khamenei-Berater heiratete offenbar in freizügigem Kleid

Im Iran gelten strenge Kleiderordnungen – doch ein Video zeigt: Für die Tochter eines Khamenei-Beraters gelten offenbar andere Regeln. In sozialen Medien sorgt das für Kritik.

Stand:

Videos von der Hochzeit der Tochter von Ali Shamkhani, einem wichtigen Berater des iranischen obersten Führers Ajatolla Ali Khamenei, sorgen im Iran für Empörung. Die Aufnahmen sollen Shamkhani zeigen, wie er seine Tochter Fatemeh in einen großen Saal geleitet. Dabei trägt die Braut ein tief ausgeschnittenes, weißes Kleid.

In dem Land, in dem eine strenge islamische Kleiderordnung und Kopftuchpflicht bei Frauen gilt, sorgt das Auftreten der Elite für Kritik in den sozialen Medien, wie der iranische Exilsender Iran International berichtet. Dem Bericht zufolge fand die Trauung bereits im April 2024 im luxuriösen Espinas Palace Hotel in Teheran statt. Demnach sei die Feier bereits damals für die horrenden Kosten in die Kritik geraten.

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„Die Nutzer kritisieren die Heuchelei und Doppelmoral der Beamten der Islamischen Republik und verweisen auf den luxuriösen Charakter der Zeremonie, während sich junge Menschen keine Hochzeit leisten können und seit kurzem wieder Sittenpolizei auf den Straßen unterwegs ist“, schreibt Iran International auf X.

80.000 neue Sittenwächter

Die Enthüllung kommt zu einem Zeitpunkt, als der Iran die Mobilisierung von 80.000 Sittenwächtern allein für die Hauptstadt Teheran bekanntgab. „Die neuen Kräfte sollen soziale Gleichgültigkeit und jede Tendenz zum Säkularismus bekämpfen“, erklärte Ruhollah Momen-Nassab, Leiter der Behörde zur Förderung ethischer Normen, vergangene Woche. Mit dieser Initiative soll eine „tiefgreifende gesellschaftliche Transformation“ in Teheran erreicht werden, so Momen-Nassab laut Nachrichtenportal Fararu.

Die Kopftuchpflicht gilt als einer der ideologischen Grundpfeiler des iranischen Staates. Islamischen Vorschriften zufolge müssen Frauen im Iran eine lange Jacke und ein Kopftuch tragen, um Körperkonturen und Haare zu bedecken. Doch besonders seit den landesweiten Protesten im Jahr 2022 und dem Aufschwung der Frauenbewegung missachten immer mehr Iranerinnen die Vorschriften.

Kopftuchgesetz gestoppt

Islamische Hardliner wollten der zunehmenden Missachtung religiöser Vorschriften mit härteren Strafen begegnen und verabschiedeten im Parlament gar ein neues Kopftuchgesetz. Dieses sah bei Verstößen unter anderem hohe Geldstrafen, den Ausschluss von öffentlichen Dienstleistungen und bei Wiederholung sogar Haftstrafen für Frauen vor.

Aber sowohl die Regierung von Präsident Massoud Peseschkian als auch der einflussreiche Sicherheitsrat stoppten die Umsetzung des umstrittenen Kopftuchgesetzes. Beide befürchteten neue Proteste wie im Jahr 2022. Peseschkian warnte sogar, dass eine gewaltsame Durchsetzung der Vorschriften die Bevölkerung vom Islam selbst entfremden könnte.

Die Frauenbewegung unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ formierte sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht festgenommen worden und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Ihr Tod löste landesweite und internationale Proteste aus – und stürzte das islamische System im Iran in die schwerste Krise seiner Geschichte. (Tsp/dpa)

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