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Hunderte Drohnen über Russland: Ukraine führt einen der größten Schläge bisher gegen russische Industrieanlagen aus
In der Nacht kam es zu großangelegten Drohnen- und Raketenangriffen der Ukraine auf russische Städte. Laut Moskau waren dabei auch von den USA und Großbritannien bereitgestellte Waffen im Einsatz.
Stand:
Die Ukraine hat in der Nacht zum Dienstag russische Regionen mit einem großangelegten Drohnen- und Raketen-Einsatz angegriffen. Dabei seien Fabriken in mindestens drei Städten beschädigt worden, teilten Behörden mit.
Es habe Explosionen in „Chemiewerken, Ölraffinerien und Lagerhäusern“ gegeben, hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Getroffen worden seien Anlagen des „russischen militärisch-industriellen Komplexes“. Laut der russischen Armee kamen dabei auch von den USA und Großbritannien bereitgestellte Waffen zum Einsatz.
Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, „sechs ATACMS-Raketen aus den USA und sechs luftgestützte Storm Shadow-Marschflugkörper aus Großbritannien“ abgeschossen zu haben.
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Dem Telegram-Kanal „Shot“ zufolge wiederum schoss Russland mehr als 200 ukrainische Drohnen und fünf in den USA hergestellte ATACMS-Raketen ab. Der Kriegsblogger „Two Majors“ erklärte, der Feind habe einen massiven kombinierten Angriff auf russisches Territorium organisiert.
Dagegen hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU, die Raketen seien „direkt auf das Gelände“ geschossen worden und hätten „ein großes Feuer“ ausgelöst.
Der ukrainische Generalstab erklärte in Onlinediensten, es handele sich um die „massivste“ nächtliche Angriffswelle gegen militärische Ziele in Russland seit Beginn des Krieges vor fast drei Jahren. Die ukrainischen Streitkräfte hätten Ziele in einer Entfernung von 200 bis 1100 Kilometern auf russischem Territorium attackiert, hieß es.
Der Gouverneur der Region Saratow rund 720 Kilometer südöstlich von Moskau, Roman Busargin, sagte, die Städte Saratow und Engels an den gegenüberliegenden Ufern der Wolga seien Ziel eines umfangreichen Drohnenangriffs geworden. Zwei Industrieanlagen seien beschädigt worden. In der Folge blieben demnach die Schulen geschlossen. Tote und Verletzte habe es nicht gegeben.

© Reuters/Maxar Technologie
Medienberichten zufolge wurde erneut das Treibstofflager getroffen, das nach einem Einschlag in der vergangenen Woche fünf Tage lang gebrannt hatte. Zwei Feuerwehrleute kamen dabei ums Leben.
Engels liegt etwa 600 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Von dem Luftwaffenstützpunkt steigen regelmäßig Bomber für den Beschuss des Nachbarlandes auf. Das Treibstofflager dient auch deren Versorgung.
„Infolge des Angriffs gerieten auf dem Gelände des Kristall-Öldepots Tanks mit seltenem Flugbenzin für Tu-160-Bomber in Brand, die Russland zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung der Ukraine einsetzt“, bestätigte das 14. separate Regiment unbemannter Flugzeuge der ukrainischen Streitkräfte den wiederholten Angriff auf Telegram.
Industrieanlage 1000 Kilometer im Landesinneren brennt
Das unabhängige Nachrichtenportal „Astra“ berichtete zudem von einem Feuer in einer Industrieanlage in der Stadt Kasan östlich von Moskau – und fast 1000 Kilometer von der Grenze zur Ukraine – infolge eines Drohnenangriffs. In einem Vorort der Stadt Kasan sei ein Gastank in Brand geraten, erklärte die Regionalregierung im Onlinedienst Telegram. Demnach gab es keine Verletzten.
Laut Lokalmedien richtete sich der Angriff gegen ein Flüssiggaslager in der Nähe einer Chemiefabrik. Auf von den Medien verbreiteten Aufnahmen waren Flammen und eine schwarze Rauchwolke zu sehen.
„Jedes getroffene Munitionsdepot, jede Raffinerie, jedes Öldepot oder jede Chemiefabrik ist ein schmerzhafter Schlag für die Fähigkeit der Russischen Föderation, in der Ukraine Krieg zu führen“, erklärte eine informierte Quelle des ukrainischen Geheimdienstes (SBU).
Weitere Angriffe gemeldet
Auch der Gouverneur der Region Brjansk im Westen Russlands, Alexander Bogomas, berichtete von massiven Raketenangriffen der Ukraine. Angriffe auf ihre Regionen bestätigten auch die Gebietsverwaltungen von Tula, Orjol und Woronesch. In Tula sollen dabei mehrere Fahrzeuge und Wirtschaftsgebäude beschädigt worden sein.
In Orjol seien 17 Drohnen abgeschossen worden. Größere Schäden habe es nicht gegeben, schrieb Gouverneur Andrej Klytschkow. Auch der Gouverneur von Woronesch meldete lediglich den Abschuss von Drohnen, ohne Schäden zu bestätigen.
An den Flughäfen in Kasan, Saratow, Pensa, Uljanowsk und Nischnekamsk seien Flugbeschränkungen verhängt worden, teilte die russische Luftfahrtbehörde mit. In Nischnekamsk in der russischen Republik Tatarstan befindet sich die große Raffinerie Taneco. Dem Portal „Shot“ zufolge waren in der Raffinerie Alarmsirenen zu hören. Reuters konnte den Bericht zunächst nicht überprüfen.
Das russische Verteidigungsministerium äußerte sich zunächst nicht zu den Angriffen. Reuters konnte den von „Shot“ gemeldeten Einsatz von US-Raketen des Typs ATACMS nicht bestätigen. (tsp/Reuters/AFP/dpa)
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