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Das geistige Oberhaupt Tibets, der Dalai Lama, bei einer Veranstaltung anlässlich seines 90. Geburtstags nach tibetischem Kalender in Dharamshala.

© dpa/AP/Ashwini Bhatia

„Ich bekräftige, dass die Institution fortbesteht“: Dalai Lama kündigt Wiedergeburt an – China reagiert empört

Das geistliche Oberhaupt der Tibeter wird am Sonntag 90 Jahre alt. Kurz vor dem Jubiläum regelt der Dalai Lama seine Nachfolge. Dabei fordert er China mit klaren Worten heraus.

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Kurz vor seinem 90. Geburtstag hat der jetzige Dalai Lama angekündigt, dass auf ihn ein neues geistliches Oberhaupt der Tibeter folgen soll. „Ich bekräftige, dass die Institution des Dalai Lama fortbesteht“, sagte er in einer Videobotschaft von seinem Exil in Dharamsala im Norden Indiens.

Mit seiner Ankündigung zerstreute er vorerst Spekulationen darüber, ob die seit Jahrhunderten währende Tradition weiterbestehen werde oder nicht.

Die Suche nach dem Nachfolger und seine Anerkennung als Reinkarnation des jetzigen Dalai Lamas solle „in Übereinstimmung mit der vergangenen Tradition“ erfolgen, hieß es in seiner Erklärung.

Nur die von ihm gegründete gemeinnützige Organisation Gaden Phodrang Trust in Dharamsala darf demnach den Nachfolger auswählen. „Niemand sonst verfügt über eine solche Autorität, um sich in diese Angelegenheit einzumischen.“ Damit forderte er direkt China heraus, das Tibet kontrolliert.

Die tibetischen Buddhisten glauben, wichtige spirituelle Lehrer (Lamas) werden nach ihrem Tod wiedergeboren. So ist es demnach auch möglich, die jeweils nächste Reinkarnation eines Dalai Lama zu finden.

Dalai Lama lebt seit 1959 als staatenloser Tibeter im Exil

Die Oberhäupter der Tibeter werden von hohen buddhistischen Gelehrten ausgesucht – so wurde auch der jetzige Dalai Lama 1937 als Zweijähriger gefunden.

Nach tibetischer Zählung wurde der 14. Dalai Lama im Alter von 16 Jahren und nur einen Monat nach dem Einmarsch der chinesischen Volksarmee in Tibet zum politischen Oberhaupt der Tibeter ernannt. 2011 legte er seine politische Führungsrolle vollständig ab.

Tenzin Gyatso – so der Mönchsname des Dalai Lamas – war am 6. Juli 1935 in der damaligen tibetischen Provinz Amdo zur Welt gekommen. Seit seiner Flucht 1959 lebt er als staatenloser Tibeter im Exil in Indien.

Dort wird der Friedensnobelpreisträgers von 1989 am Sonntag nach Angaben seines Büros auch an öffentlichen Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag teilnehmen. 

China widerspricht Dalai Lama deutlich

Kritik und Widerspruch nach der Ankündigung des Dalai Lamas kamen umgehend aus China. Eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums bekräftigte, nur die chinesische Regierung habe das Recht, über die Reinkarnation des Dalai Lama zu entscheiden. Die Auswahl müsse in China erfolgen.

Peking sieht das tibetische Hochland als Teil des eigenen Territoriums und betrachtet den aktuellen Dalai Lama bis heute als Separatisten.

Der Dalai Lama und die tibetische Exil-Regierung in Indien streben dagegen eigenen Angaben zufolge nach einer „echten Autonomie“ Tibets. Der Konflikt um die Nachfolgeregelung für den Dalai Lama schwelt dabei schon seit vielen Jahren. Er ist deshalb auch von politischer Brisanz. 

Bislang Unklarheit über mögliche Nachfolge

Die Spekulationen über seine Nachfolge nährte der Dalai Lama, der vielen Menschen auf der ganzen Welt als Sinnbild des gewaltlosen Widerstands seines Volks gegen China gilt, über Jahre hinweg selbst.

So sagte er stets, dass er der letzte in der Reihe der Dalai Lamas sein werde, sollten sich die Tibeter gegen den Fortbestand der Institution entscheiden.

In seiner jetzigen Botschaft erklärte er, schon in den vergangenen 14 Jahren seien unter anderen Würdenträger der religiösen Traditionen Tibets, Mitglieder des Exil-Parlaments sowie Buddhisten aus Asien einschließlich Chinas und anderen Ländern an ihn mit der Bitte herangetreten, einen Nachfolger zu finden. Ungeklärt bleibt jedoch die Frage, wer der nächste Dalai Lama sein könnte.

„Wann immer die Zeit kommt, wird das intern entschieden, und es wird keine weitere öffentliche Botschaft von Seiner Heiligkeit zu der Angelegenheit erfolgen“, sagte der frühere Chef der tibetischen Exil-Regierung, Lobsang Tendzin, am Mittwoch in Dharamsala. Der nachfolgende Dalai Lama könne männlich oder weiblich sein und sein Aufenthaltsort sei nicht auf Tibet beschränkt. (dpa, epd)

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