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Greta Thunberg bei ihrer Rückkehr nach Stockholm

© AFP/FREDRIK SANDBERG

„Ich wurde geschlagen und als Hure beschimpft“: Greta Thunberg erhebt schwere Vorwürfe gegen israelische Sicherheitskräfte

Ihr Koffer sei zudem beschmiert worden, beklagt die Schwedin. Israel weist die Vorwürfe als „lächerlich und haltlos“ zurück.

Stand:

Die Aktivistin Greta Thunberg erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel: Während ihrer Inhaftierung Anfang Oktober sei sie von israelischen Sicherheitskräften geschlagen und getreten worden. Zudem habe man sie und andere Aktivisten bei Temperaturen von rund 40 Grad ohne Wasser gelassen und mit Tränengas bedroht, sagte die 22-Jährige in einem Interview der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“.

Die israelischen Sicherheitskräfte hätten „keine Empathie oder Menschlichkeit“ gezeigt. Auch gab sie an, ihr Koffer sei mit dem Wort „Hure“ und dem Bild eines Penisses beschmiert und sie selbst auch als „kleine Hure“ beschimpft worden. „Aftonbladet“ veröffentlichte auch ein Foto des Koffers.

Israel nennt Vorwürfe „absurd und haltlos“

Die israelische Regierung weist die Vorwürfe entschieden zurück. Das Außenministerium erklärte, alle Rechte Thunbergs seien gewahrt worden und die Anschuldigungen seien „absurd und haltlos“. Thunberg habe zudem keine formelle Beschwerde eingereicht.

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Gegenüber der schwedischen Zeitung erklärte Thunberg, sie sei am Hafen von Ashdod als eine der ersten Personen aus der Flottille aus der Menge geholt worden. Der rechtsextreme israelische Minister Itamar Ben-Gvir habe das Hafengelände persönlich betreten, Thunberg und andere Aktivisten als „Terroristen“ beschimpft und laut geschrien: „Ihr wollt jüdische Babys töten“.

Später sei Ben-Gvir erneut in einem kleinen Raum aufgetaucht, habe sie angeschrien und gedroht, sie „verrotten zu lassen“. Nach eigenen Angaben zitierte Thunberg währenddessen UN-Konventionen, um ruhig zu bleiben. Sie habe zwar nie Angst gehabt, aber sei „in einen Schockzustand“ geraten. Seit ihrer Rückkehr nach Schweden leide sie unter Schlafproblemen und Flashbacks.

Thunberg vermisste Hilfe durch schwedische Botschaft

Kritik übte Thunberg auch am Verhalten der schwedischen Botschaft in Tel Aviv. Diplomaten seien zwar anwesend gewesen, hätten aber nicht aktiv eingegriffen und lediglich „notiert“. Im Gegensatz dazu seien andere Länder – etwa Frankreich oder Chile – deutlich engagierter für ihre Bürger eingetreten.

Während des Interviews betonte Thunberg aber auch, es gehe nicht primär um sie. „Es geht um die Tausenden Palästinenser, darunter viele Kinder, die ohne Anklage festgehalten und gefoltert werden.“

Thunberg war zusammen mit hunderten weiteren Aktivisten an Bord einer Hilfsflottille unterwegs, die Hilfsgüter nach Gaza bringen wollte – ein Bruch der israelischen Seeblockade des Küstenstreifens. Die israelische Marine hatte die Schiffe zuvor gewarnt und die Flottille schließlich gestoppt.

Ähnliche Vorwürfe durch andere Aktivisten

Die Aktivistin wurde am 6. Oktober abgeschoben. Unter den festgesetzten Teilnehmern der Flottille befand sich auch Mandla Mandela, der Enkel Nelson Mandelas. Die Organisatoren der Flotte warfen den Behörden bereits zuvor schwere Verstöße gegen Menschenrechte vor. Mehrere der festgenommenen Aktivisten seien körperlich und psychisch misshandelt, gedemütigt und in ihren grundlegenden Rechten verletzt worden, gab die Anwältin der „Global Sumud Flotilla“, Lubna Tuma, an.

Männer und Frauen hätten erzählt, sie seien mit auf dem Rücken gefesselten Händen stundenlang, teils in der prallen Sonne, festgehalten worden, sagte Tuma auf einer auf Instagram übertragenen Pressekonferenz. Einige seien gezwungen worden, auf den Knien zu verharren, seien beleidigt und erniedrigt worden. Frauen seien besonders das Ziel verbaler Demütigungen gewesen. Eine Aktivistin habe berichtet, sie sei gegen den Kopf getreten worden.

Der „Guardian“ hatte Anfang Oktober berichtet, Thunberg habe geschildert, in einer von Wanzen befallenen Zelle festgehalten worden zu sein, wovon sie Hautausschläge bekommen habe.

Das israelische Außenministerium hatte auch diese Vorwürfe als „dreiste Lügen“ zurückgewiesen. Alle Rechte der propalästinensischen Inhaftierten seien „vollständig gewahrt“ worden, hieß es in Jerusalem. (jmi mit dpa)

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