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Mindestens 38 Menschen kamen bei dem Brand ums Leben.

© REUTERS/JOSE LUIS GONZALEZ

Update

Feuer in Migrantenunterkunft: Mexiko ermittelt gegen vier Verdächtige nach Brand mit 39 Toten

An der Grenze zu den USA ist in einer Geflüchtetenunterkunft ein Feuer ausgebrochen. Nun wird gegen drei Sicherheitskräfte und einen Migranten ermittelt.

| Update:

Nach einem schweren Brand mit 39 Todesopfern in einer Sammelstelle für festgenommene Migranten in der Stadt Ciudad Juárez im Norden von Mexiko hat die Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen vier Verdächtige eingeleitet. Die Haftbefehle gegen drei Sicherheitskräfte und einen Migranten würden demnächst beantragt, sagte die Staatsanwältin für Menschenrechte, Sara Herrerías, am Mittwochabend (Ortszeit).

Auf Aufnahmen einer Überwachungskamera war zu sehen, dass Sicherheitskräfte beim Ausbruch des Feuers in der Einrichtung der Nationalen Migrationsbehörde (INM) in der Stadt Ciudad Juárez davon liefen, anstatt die Migranten aus einem verschlossenen Raum zu lassen.

Bei den Wächtern, gegen die ermittelt wird, handele es sich um zwei Beamte des INM und einen Angestellten einer privaten Sicherheitsfirma, sagte Herrerías.

Aufnahmen aus Video-Überwachungskameras, die von mexikanischen Medien verbreitet wurden, zeigen eine Gruppe von Migranten, die versucht, eine Tür und Gitter aufzutreten, während sich die Flammen um sie herum ausbreiten.

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Auf der anderen Seite sind drei uniformierte Wärter zu sehen, die nichts unternehmen, um den Menschen aus ihrer lebensgefährlichen Lage zu helfen – sie wenden sich einfach ab und gehen weg. Später ist überall Rauch in dem Bereich zu sehen. Die Regierung bestätigte ebenfalls die Echtheit des Videos.

Bei dem Feuer in der Einrichtung für festgenommene Migranten an der US-Grenze wurden am Montagabend weitere 27 Menschen verletzt. 16 von ihnen befanden sich in einem ernsten Zustand, wie die Sicherheitsministerin Rosa Icela Rodríguez mitteilte. Acht Wächter seien identifiziert worden, die sich mutmaßlich nicht an die Notfalleinsatzprotokolle hielten. „Anstatt Leben zu retten, waren sie nicht in der Lage, eine Tür zu öffnen“, sagte die Sicherheitsministerin.

Bei den Opfern handelte es sich laut der Einwanderungsbehörde um Migranten aus Mittel- und Südamerika, die zuvor von den Behörden auf den Straßen von Ciudad Juárez aufgegriffen und in der Sammelstelle festgehalten worden waren. Berichten zufolge erwartete sie die Abschiebung in ihre Heimatländer oder die Verlegung in eine Sammelstelle im Süden von Mexiko, weit von der US-Grenze entfernt.

Dem guatemaltekischen Institut für Migration zufolge sind 28 der 38 Toten aus Guatemala. Auch Ecuador gab den Tod eines Staatsbürgers bekannt. Unter den Toten und Verletzten waren laut mexikanischer Generalstaatsanwaltschaft auch 13 Menschen aus Honduras, 13 aus Venezuela, 12 aus El Salvador und ein Kolumbianer.

Das Feuer löste einen Großeinsatz der Rettungskräfte aus. Rund um die Brandstelle gab es zudem eine hohe Militär- und Polizeipräsenz. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete vor Ort, wie forensische Ermittler rund ein Dutzend abgedeckte Leichen vom Parkplatz vor der Unterkunft abtransportierten. Laut INM hat Mexiko zur Identifizierung der Toten Kontakt mit Konsularbehörden anderer Staaten aufgenommen.

UN-Generalsekretär fordert „umfassende Untersuchung“

UN-Generalsekretär António Guterres forderte nach Angaben seines Sprechers eine „umfassende Untersuchung“ zu der Tragödie. Er sprach sich auch für „sicherere, besser regulierte und organisierte Fluchtwege“ in der Region aus. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi rief die Länder in der Region auf, die Flüchtlinge „menschlich und gerecht“ zu behandeln.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erkärte, der Brand sei die „Konsequenz aus der restriktiven und grausamen Migrationspolitik der Regierungen von Mexiko und der USA“. Flüchtlingshelfer kritisieren auch, dass die Zustände in den Zentren für Migranten an der Grenze zur USA immer schlimmer werden.

In der Gegend um den Unglücksort hatte die örtliche Polizei in den vergangenen Tagen Straßenverkäufer - viele von ihnen Migranten - festgenommen und in die Abschiebe-Haftanstalt gebracht.

Der US-Botschafter in Mexiko, Ken Salazar, bekräftigte die Haltung seiner Regierung, zusammen mit den lateinamerikanischen Staaten das Migrationssystem zu erneuern und Fluchtursachen zu bekämpfen.

Ciudad Juárez ist eine mexikanische Grenzstadt, die dem texanischen El Paso in den USA direkt gegenüberliegt. Zahlreiche Migranten, die in den USA Zuflucht suchen, stranden in Ciudad Juárez, oftmals weil ihnen die nötigen Dokumente fehlen.

Jedes Jahr versuchen zehntausende Menschen aus Mittel- und Südamerika, vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern in die USA zu fliehen. Allein im Januar nahmen US-Behörden mehr als 128.000 Menschen beim Versuch fest, von Mexiko aus illegal in die USA einzureisen. (dpa, AFP)

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