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Hier treffen sich kreative Denker: ein gemeinsamer Co-Workingspace in Lagos, Nigeria.

© IMAGO/Thomas Imo/photothek.net

Innovationen, Handel, Binnenmarkt: Warum Afrika und Europa eine strategische Allianz eingehen sollten

Afrikanische Staaten arbeiten immer intensiver zusammen. Wenn Europa dieses Potenzial erkennt und nutzt, wäre das zum Nutzen aller. Ein Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit.

Ein Gastbeitrag von Veronica M Nduva

Stand:

Stellen Sie sich vor, es finden sich einige Länder zusammen und gründen eine Wirtschafts- und Wertegemeinschaft. Sie schaffen dabei einen gemeinsamen Binnenmarkt und eine Zollunion. Verabreden sich, künftig ihre Außen- und Sicherheitspolitik besser abzustimmen, Bildungsabschlüsse anzuerkennen, das Reisen für ihre Bürgerinnen und Bürger zu erleichtern und in absehbarer Zeit eine gemeinsame Währung einzuführen.

Dabei setzen diese Staaten auf das, was sie eint: ihre gemeinsame Geschichte, Werte und Kultur. Nach nur wenigen Jahren entwickelt sich der Binnenmarkt zum Wachstumsmotor; die Gemeinschaft entwickelt sich dadurch zu einer der dynamischsten und an den schnellsten wachsenden Regionen der Welt.

Wenn Sie bei dieser Erfolgsgeschichte an die EU denken, wäre das naheliegend. Doch gemeint ist die East African Community (EAC), eine Gemeinschaft von derzeit acht Partnerländern mit etwa 330 Millionen Einwohnern, die sich vor 25 Jahren gegründet hat und deren Außengrenze vom Indischen Ozean im Osten bis zum Atlantik im Westen reicht.

Die EAC steht für ein neues Afrika. Ein Afrika, das die höchsten Wirtschaftswachstumsraten der Welt erzielt; ein Afrika, in dem die Bürger regelmäßig digitale Zahlungssysteme nutzen: Und ein Afrika, in dem Friedens- und Sicherheitsprobleme mithilfe afrikanischer Lösungen bewältigt werden. Ein Afrika also, das immer enger zusammenarbeitet und damit viel mit der europäischen Idee gemein hat.

Doch trotz der vielen Parallelen schöpfen wir das Potenzial unserer Zusammenarbeit nicht aus. So verzeichnen die Partnerländer der EAC zwar steigende ausländische Direktinvestitionen von zuletzt mehr als zehn Milliarden US-Dollar im Jahr, doch diese kommen mehrheitlich aus Asien oder dem arabischen Raum.

Europa hinkt hinterher

Europa nimmt nur einen Platz im oberen, nicht jedoch im Spitzenbereich ein. Ähnlich sieht es bei den Handelsbilanzen aus. Mit etwa 7,7 Milliarden Dollar liegt die EU nur auf vierten Platz, hinter China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien.

Das wachsende Interesse an Afrika kommt dabei nicht von ungefähr. Traditionelle Handelsbeziehungen werden durch Forderungen nach faireren Handelsbeziehungen und neuen Zollpolitiken infrage gestellt.

Wir erleben deshalb ein Momentum in unseren Beziehungen. Eine Möglichkeit für beide Seiten, bestehende Handelsbeziehungen zu diversifizieren und Abhängigkeiten zu verringern.

Die geopolitische Lage hat Ostafrika quasi auf der Mittellinie zwischen West und Ost positioniert.

Veronica M. Nduva, Generalsekretärin der Ostafrikanischen Gemeinschaft

Doch dieses Momentum muss man gestalten (wollen). Zum Beispiel, in dem wir unsere Partnerschaft auf eine neue Ebene stellen und als strategische Allianz verstehen.

Damit eine solche neue Partnerschaft erfolgreich sein kann, müssen Europa und Afrika gemeinsam Lösungen entwickeln. Die geopolitische Lage hat dabei Ostafrika quasi auf der Mittellinie zwischen West und Ost positioniert.

Afrikanischen Perspektiven und Innovationen

Uns verbinden mit Europa viele gemeinsame Anliegen. Doch das allein reicht nicht aus. Uns muss der Nachweis gelingen, dass der Weg der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auch ein wirtschaftlich erfolgreicher Weg für die Bürgerinnen und Bürger in unseren Ländern ist.

Dazu gehört zum Beispiel ein faires Freihandelsabkommen, respektive ein Wirtschaftsabkommen mit der EU, das ostafrikanischen Unternehmen und Produkten einen echten Zugang zu den europäischen Märkten ermöglicht, aber eben auch einen ausreichend geschützten Raum für die Entwicklung junger afrikanischer Industrien bereitstellt.

Wer weiß schon, dass Telekommunikationsunternehmen aus Kenia und Tansania zu den wertvollsten Unternehmen Afrikas gehören?

Veronica M. Nduva, Generalsekretärin der Ostafrikanischen Gemeinschaft

Gerade im Bereich der Digitalisierung, der erneuerbaren Energien oder bei künstlicher Intelligenz würden europäische Partner von afrikanischen Perspektiven und Innovationen profitieren.

Junge Talente und die Größe des Markts verbinden

Wer weiß schon, dass Telekommunikationsunternehmen aus Kenia und Tansania zu den wertvollsten Unternehmen Afrikas gehören? Oder, dass eine weibliche CEO dieser Unternehmen schon vor Jahren den Deutschen Afrika-Preis als „Pionierin der Digitalen Revolution“ erhalten hat?

Gerade die ostafrikanische Tech-Branche profitiert von der Jugendlichkeit unserer Gesellschaften, ihrer Innovationskraft und ihrer Fähigkeit, benutzerfreundliche Lösungen zu entwickeln.

Deshalb: Dies ist der Moment für eine tiefergehende Zusammenarbeit. Wir sollten ihn nutzen. Lassen Sie uns die Investitionskraft und Technologie Europas mit den jungen Talenten und der Marktgröße Ostafrikas verbinden.

Das gibt uns die Möglichkeit, gemeinsames Wissen aufzubauen und die Zukunft zu gestalten. Lassen Sie uns an einem Fundament für eine lange Partnerschaft arbeiten.

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