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Ursula von der Leyen (r), Präsidentin der Europäischen Kommission, spricht nach der Verleihung des Internationalen Karlspreises im Rathaus - hinter ihr sitzen unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, l) und Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (M), Karlspreisträger 2024.

© dpa/Federico Gambarini

Update

Karlspreis für EU-Kommissionschefin: Ursula von der Leyen fordert „unabhängiges Europa“

Die EU-Kommissionspräsidentin wurde in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet. Sie vertrete kraftvoll als „starke Stimme Europas in der Welt“ die Interessen der EU und ihrer Freunde, hieß es.

Stand:

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ist am Donnerstag in Aachen mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Mit von der Leyen werde „eine herausragende Führungspersönlichkeit des Vereinten Europas“ geehrt, erklärte das Karlspreis-Direktorium.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) würdigte von der Leyen in seiner Laudatio als „starke Vertreterin eines starken Europas“. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger „würde heute ganz sicher nicht mehr fragen müssen, wen er anrufen soll, um mit Europa zu sprechen“, sagte der Kanzler. „Er würde Ursula von der Leyen anrufen.“

Ein unabhängiges Europa – ich weiß, dass diese Botschaft für viele unheimlich klingt. Aber hier geht es im Kern um unsere Freiheit.

Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin

„Du gibst Europa in der Welt eine Stimme – eine europäische Stimme“, sagte Merz an von der Leyen gerichtet. Die Auszeichnung mit dem Karlspreis sei „hochverdient“. Er selbst werde „mit all meiner Kraft an einem Europa mitarbeiten, das aus seinem Zusammenhalt neue Kraft schöpft“, versicherte Merz. „Einem Europa, das auch in Zukunft den Menschen dient, einem Europa, das vor allem unsere Freiheit verteidigt.“

Von der Leyen warb in ihrer Rede für Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit Europas. „Ein unabhängiges Europa – ich weiß, dass diese Botschaft für viele unheimlich klingt. Aber hier geht es im Kern um unsere Freiheit“, sagte die CDU-Politikerin im Aachener Rathaus..

Man dürfe sich nicht dem Irrglauben hingeben, dass alles wieder so werde wie früher, warnte von der Leyen. „So wird es nicht kommen.“ Die Welt sei erneut geprägt von imperialen Mächten und imperialen Kriegen. „Von Großmächten, die bereit sind, alle lauteren und unlauteren Mittel einzusetzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen“, erläuterte sie.

Europa sehe sich entschlossenen Demokratie-Feinden gegenüber: „Dafür gibt es kein eindrücklicheres Beispiel als Putins brutalen, skrupellosen Krieg gegen die Ukraine.“

Deshalb werde die Notwendigkeit, in die europäische Sicherheit zu investieren, immer dringender. „Noch in dieser Dekade wird sich eine neue internationale Ordnung herausschälen“, sagte von der Leyen. Diese neue Ordnung müsse von Europa gestaltet werden. „Unser Auftrag heißt – europäische Unabhängigkeit.“ Auf wirtschaftlichem Gebiet wolle die EU ihre Handelspartnerschaft mit den USA wieder auf eine festere Grundlage stellen. 

Merz würdigt von der Leyen als starke Vertreterin Europas

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) würdigte von der Leyen in seiner Laudatio als „starke Vertreterin eines starken Europas“. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger „würde heute ganz sicher nicht mehr fragen müssen, wen er anrufen soll, um mit Europa zu sprechen“, sagte der Kanzler. „Er würde Ursula von der Leyen anrufen.“

Merz sagte die Unterstützung Deutschlands für die Stärkung und Verteidigung Europas zu. Als Friedensprojekt nach innen sei Europa erfolgreich gewesen, sagte der CDU-Politiker in Anspielung auf vergangene Kriege in Europa. Nun müsse Europa zum Friedensprojekt auch nach außen werden.

„Dazu gehört unsere historische Aufgabe, Europa so stark zu machen, dass es den Frieden auf unserem Kontinent wiederherstellen und die Freiheit auf Dauer sichern kann“, sagte Merz. „Deutschland steht bereit, bei dieser Aufgabe in enger Abstimmung mit unseren europäischen Partnern und Nachbarn mit aller Entschlossenheit voranzugehen.“

Spaniens König warnt vor Rückabwicklung der EU

Der spanische König Felipe VI. erteilte Forderungen nach einer Rückabwicklung der Europäischen Union eine Absage. „Wir müssen ihnen Paroli bieten: gefährlichen und fehlgeleiteten Stimmen, die argumentieren, dass die Europäer freier, unabhängiger und souveräner sind, wenn sie in getrennten nationalen politischen Gemeinschaften leben und globale Herausforderungen allein angehen.“

Nichts aber könne weiter von der Wahrheit entfernt sein, sagte der Monarch in seiner Festrede. Eine Rückabwicklung der Europäischen Union würde dazu führen, dass die Europäer machtlos den Launen anderer ausgesetzt seien. 

Der in diesem Jahr erstmals mit einer Million Euro dotierte Internationale Karlspreis zu Aachen ist nach Angaben der Veranstalter die älteste und wichtigste Auszeichnung für Verdienste um Völkerverständigung und Zusammenarbeit in Europa. Der letzte Kommissionschef, der den Preis erhielt, war 1992 Jacques Delors, der als Vollender des europäischen Binnenmarkts und Wegbereiter des Euro gilt.

Die Würdigung ist nach Karl dem Großen (747/748-814) benannt, der als Vordenker des geeinten Europas gilt und schon zu Lebzeiten als „Vater Europas“ bezeichnet wurde. (dpa, epd/AFP)

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