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Kaum beworben, schon Geheimfavorit: Ex-Parlamentschef Laridschani will Präsident des Iran werden
Wie alle Kandidaten muss auch der Mathematiker vom Wächterrat noch bestätigt werden. Beobachter sehen ihn als geeigneten Krisenmanager, auch wegen seines moderat-konservativen Kurses.
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Der ehemalige Parlamentspräsident und Atomchefunterhändler Ali Laridschani hat sich am Freitag im iranischen Innenministerium für das Präsidentenamt beworben. Im Staatsfernsehen war zu sehen, wie der 66-Jährige am Freitagmorgen seine Bewerbung abgab.
Sollte er gewählt werden, würde er die Abschaffung der US-Sanktionen gegen den Iran und die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu seinen Prioritäten machen, sagte Laridschani vor Journalisten.
Die Präsidentenwahl war ursprünglich für 2025 geplant, findet nach dem Tod von Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz am 19. Mai nun aber am 28. Juni statt.
Laridschani muss wie alle Kandidaten vom Wächterrat bestätigt werden. Eine Entscheidung soll bis 11. Juni gefällt werden. Bei der Wahl 2021, aus der Raisi als Gewinner hervorging, war Laridschani wie viele weitere Bewerber nicht zugelassen worden.
Laridschani gilt zwar als „Mann des Systems“, hat sich aber in den letzten Jahren immer mehr von dem erzkonservativen Kurs des Landes distanziert. Mittlerweile wird er als moderat-konservativ eingestuft und als Regierungskritiker auch von der Opposition geachtet.
Westlicher Hoffnungsträger für Atomverhandlungen
Der aus einer einflussreichen Familie stammende Laridschani war von 2008 bis 2020 Parlamentspräsident. 2005 wurde er mit den Atomverhandlungen mit dem Westen betraut. Aufgrund „schwerer Differenzen“ mit dem populistischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad trat er nach zwei Jahren als Chefunterhändler zurück.
Der 66 Jahre alte Mathematiker war in den letzten Jahren in mehreren führenden Positionen tätig, unter anderem auch als Kultusminister.
In politischen Kreisen gilt Laridschani als Geheimfavorit, weil er sowohl innerhalb des Systems als auch im Reformlager anerkannt ist. Er habe außerdem ausreichend Erfahrung, um die diversen Krisen im Land zu bewältigen.
Ihm wird insbesondere zugetraut, die Atomverhandlungen mit dem Westen wieder aufzunehmen. Die haben für das Land oberste Priorität, weil nur über einen neuen Atomdeal die Sanktionen gegen das islamische Land aufgehoben und so die akute Wirtschaftskrise der letzten fünf Jahre beendet werden könnten. (dpa, AFP)
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