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Ein russischer Rekrut ist Ende 2022 beim Training in Saporischschja zu sehen.

© IMAGO/SNA/Konstantin Mihalchevskiy

„Kreml sieht seine Soldaten nicht als Menschen“: Russland schickt offenbar Personen mit geistiger Behinderung in den Krieg

Der britische „Telegraph“ berichtet von mehreren Fällen, in denen Soldaten mit diagnostizierter Behinderung an der Front waren. Die ukrainische Armee sieht eine Methode dahinter.

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Die hohen Verluste und zahlreiche Berichte zeigen, dass Russland bei seiner Invasion in der Ukraine auf Masse setzt: Schlecht ausgebildete Soldaten aus armen Regionen des Landes werden mit der Aussicht auf gute Bezahlung an die Front gebracht, wo viele von ihnen sterben. Es gab Berichte, wonach auch Verwundete direkt wieder in den Kampf mussten.

Nun hat der „Telegraph“ Fälle von russischen, im Krieg eingesetzten Soldaten mit Behinderung zusammengetragen, gestützt auf Quellen im ukrainischen Militär und Social-Media-Videos.

Menschen liegen hilflos im Matsch, werden an Bäume gebunden oder getötet

Im Bericht ist von zahlreichen Videos die Rede, die gefangene, geistig verwirrte russische Soldaten zeigen sollen. In einem davon liegt ein Verwundeter im Matsch. „Er murmelt unverständlich vor sich hin, offensichtlich geistig zu sehr beeinträchtigt, um zu kommunizieren oder sich zu bewegen“, heißt es im Text.

Ein anderes Beispiel ist ein vormals inhaftierter 27-jähriger Russe, der nicht lesen oder schreiben konnte. In der Kindheit soll ihm eine „geistige Behinderung mit erheblicher Verhaltensstörung“ attestiert worden sein. Trotzdem wurde er dem Bericht zufolge als tauglich für den Kriegsdienst befunden – und sollte als Fahrer eingesetzt werden, obwohl er nach Angaben seiner Mutter gar nicht fahren konnte. Der Mann ist im Herbst offenbar an der Front gefallen.

Teilweise sollen die betroffenen Soldaten versucht haben, sich dem Kriegseinsatz nach ihrer Verpflichtung zu entziehen. So soll es auch bei einem 22-Jährigen gewesen sein, der seit seiner Kindheit eine Behinderung gehabt haben soll. Wie es in dem Bericht heißt, soll seine Mutter ihn auf einem Foto aus dem Krieg erkannt haben. Darauf zu sehen: an einen Baum gebundene russische Soldaten, die das Kämpfen verweigert haben sollen.

Ein ukrainischer Oberst bezeichnete die russische Angriffstaktik in der Ukraine als „kannibalistisch“, da russische Kommandeure dabei keine Rücksicht auf Menschenleben nehmen würden. Ein anderer Kontakt im ukrainischen Militär sagte demnach: „Der Kreml sieht seine Soldaten nicht als Menschen.

Angaben der ukrainischen Organisation „I want to live“ zufolge hat Russland allein von Januar bis August dieses Jahres mehr als 281.000 Soldaten durch Tod, Verwundung oder Gefangennahme verloren; die Angaben beziehen sich auf geleakte russische Dokumente. (TMA)

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