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Ein Taliban-Kämpfer in Afghanistan.

© AFP/WAKIL KOHSAR

Liste tauchte bei Facebook auf: Britischer Datenskandal betraf auch Spione und Spezialkräfte

Die Affäre um einen versehentlich veröffentlichten Datensatz sorgt in Großbritannien für lautstarke Debatten. Auch Spione und Spezialeinheiten sollen betroffen gewesen sein.

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Der britische Datenskandal in Afghanistan hat Medienberichten zufolge ein größeres Ausmaß als bislang angenommen. Der mutmaßlich versehentlich veröffentlichte Datensatz mit Informationen zu Tausenden Menschen, die Schutz vor den Taliban suchten, soll auch Details zu mehr als 100 britischen Staatsbürgern enthalten haben, darunter Spione und Mitglieder von militärischen Spezialeinheiten.

Das berichteten am Donnerstag unter anderem die BBC und Sky News. Die Affäre hatte in Großbritannien lautstarke Diskussionen ausgelöst, wer verantwortlich ist. Wegen des Datenlecks hatte die britische Regierung Tausende Menschen zum Schutz vor den Taliban aus Afghanistan nach Großbritannien bringen müssen.

Über das geheime, bis zu einer Milliarde Euro teure Programm („Afghanistan Response Route“) durfte nach einer strikten gerichtlichen Anordnung zum Umgang mit dem Skandal jahrelang nicht berichtet werden. Am vergangenen Dienstag endete das Verbot.

Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums hatte bisherigen Erkenntnissen zufolge Anfang 2022 eine E-Mail mit einem brisanten Datensatz außerhalb des sicheren Regierungssystems verschickt. Teile der Informationen zu rund 19.000 Menschen, die sich für das vor Kurzem beendete offizielle Umsiedlungs- und Unterstützungsprogramm für Afghaninnen und Afghanen beworben hatten, tauchten später bei Facebook auf.

Tausende Menschen betroffen

Betroffen waren die Personen, die Großbritannien vor Ort im Kampf gegen die Taliban unterstützt hatten und nach der Machtübernahme der Taliban 2021 Schutz und Zuflucht benötigten. Das Verteidigungsministerium war erst im August 2023 auf das Datenleck aufmerksam geworden - und sah sich dann zum Handeln gezwungen.

Die jetzt teils auch stark kritisierte gerichtliche Anordnung, die verbot, auch nur über die Existenz des Problems zu berichten, wurde im selben Jahr erwirkt, um die Taliban nicht noch stärker auf die Daten aufmerksam zu machen. Ein Gutachter kam im vergangenen Monat aber zu dem Schluss, dass der Datensatz nicht mehr die größte Relevanz für die Taliban hat. (dpa)

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