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Trump hat Hannity schon öfter Interviews gegeben - auch im Wahlkampf. (Archivbild)

© Evan Vucci/AP

Update

„Lustig, dass er sich selbst nicht begnadigt hat“: Trump nutzt erstes TV-Interview für Spott über Biden

In seinem ersten Interview als US-Präsident muss Trump keine kritischen Fragen beantworten. Stattdessen darf er seinem Vorgänger Biden mehrfach Versagen vorwerfen und ihn verhöhnen.

Stand:

Zwei Tage nach seinem Amtsantritt hat US-Präsident Donald Trump sein erstes TV-Interview gegeben. Allerdings musste sich der Republikaner von Moderator Sean Hannity keine harten Fragen gefallen lassen.

„Präsident Donald Trump ist nach vier langen Jahren wieder da, wo er hingehört. Er ist im Oval Office“, kündigte Hannity das beim Sender Fox News ausgetrahlte Gespräch im berühmten Büro des Weißen Hauses an.

Das knapp 40 Minuten lange Interview wirkte eher wie ein Gespräch unter Gleichgesinnten als ein Austausch zwischen einem neutralen Journalisten und einem US-Präsidenten. 

Einzig bei Trumps Begnadigung von 1500 Beteiligten des Kapitol-Sturms hakte Hannity ansatzweise nach. „Die einzige Kritik (...), die ich gesehen habe, betrifft Menschen, die verurteilt wurden oder in Vorfälle verwickelt waren, Polizisten angegriffen haben. Warum wurden sie begnadigt?“, fragte er.

Trump wiederholte seine Lüge vom Wahlbetrug und sagte, es sollte erlaubt sein, zu protestieren. Hannity entgegnete: „Sie sollten nicht in der Lage sein, ins Kapitol zu stürmen.“

Trump sprach im Zusammenhang mit Angriffen auf Polizisten auch davon, dass es sich oft nur um „kleine Vorfälle“ gehandelt habe. Unter den nun Freigelassenen sind Leute, die damals brutal auf Polizisten und andere Sicherheitskräfte einprügelten. Trumps rigorose Begnadigung von allen aberhunderten Straftätern vom 6. Januar 2021 überraschte selbst Leute aus seinem Umfeld.

Kritik an Vorgänger Biden

Trump warf seinem demokratischen Vorgänger Joe Biden in dem Interview mehrfach Versagen vor und wollte Ermittlungen nicht ausschließen - offen blieb allerdings, was er genau damit meinte und gegen wen diese sich richten sollten.

„Ich bin vier Jahre lang durch die Hölle gegangen. Ich habe Millionen von Dollar an Anwaltskosten ausgegeben und gewonnen, aber ich habe es auf die harte Tour gemacht“, sagte Trump mit Blick auf die Anklagen gegen ihn. 

Trump sagte weiter, dass Biden schlechte Berater habe. „Dieser Typ lief herum und begnadigte alle. Und wissen Sie, das Lustige, vielleicht auch das Traurige daran ist, dass er sich selbst nicht begnadigt hat“, sagte Trump. Schließlich habe „alles mit ihm zu tun“.

Der 78-Jährige dürfte darauf anspielen, dass er und seine Anhänger dem Demokraten Biden wiederholt kriminelles Verhalten vorgeworfen haben. Er beschuldigte auch dessen Familie, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein. Biden hatte kurz vor seinem Abschied aus dem Amt mehrere Familienmitglieder und politische Gegner Trumps begnadigt

Trump spricht beim Thema Migration von „Zehntausenden Mördern“

Darüber hinaus rechtfertigte Trump seinen harten migrationspolitischen Kurs als legitimes Mittel, um das Land vor angeblichen Kriminellen zu schützen. „Wir haben Tausende Terroristen in unserem Land“, behauptete er.

Außerdem seien „Mörder zu Zehntausenden“ ins Land gekommen. „Es kommen Leute her, deren Gesicht komplett mit Tattoos bedeckt ist“, sagte der Republikaner. „Die werden wohl nicht Leiter der örtlichen Bank sein.“

Bereits im Wahlkampf hatte Trump Migranten aus ärmeren Ländern pauschal als gewalttätige Verbrecher bezeichnet. Studien belegen jedoch das Gegenteil: Vor allem Migranten ohne gültige Papiere verhalten sich tendenziell gesetzestreuer als US-Bürger, da sie aus Angst vor Abschiebung den Kontakt zu Behörden scheuen.

Trump erwägt Zerschlagung der Katastrophenschutzbehörde

Das bei Fox News ausgestrahlte Gespräch drehte sich hauptsächlich um innenpolitische Themen wie Migration oder die Brände in Kalifornien.

Trump erwog dabei, dem Katastrophenschutz auf Bundesebene ein Ende zu setzen. Er warf der US-Katastrophenschutzbehörde Fema fälschlicherweise vor, sich nicht um Opfer zu kümmern: „Fema hat in den letzten vier Jahren ihre Arbeit nicht gemacht. Wissen Sie, unter mir hat Fema wirklich gut gearbeitet.“

Die Behörde werde bald „ein ganz großes Thema sein, denn ich würde es lieber sehen, wenn sich die Staaten um ihre eigenen Probleme kümmern würden“.

Trumps Republikaner erklärten im US-Kongress, dass die Unterstützung für Kalifornien vom Handeln der demokratischen Regierung des Bundesstaates abhängig gemacht werden solle. Als Stürme den Südosten der USA heimsuchten, zerstörerische Überschwemmungen verursachten und 100 Menschen töteten, hatten Trump und seine Partei hingegen nie einen solchen Vorschlag erwähnt.

Interview wird in zweitem Teil fortgsetzt

Der Sender Fox kündigte einen zweiten Teil für Donnerstagabend (Ortszeit) an. Trump genießt die Aufmerksamkeit - seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hat er neben dem Interview auch schon eine Pressekonferenz gegeben - und auch an anderer Stelle Fragen vor laufender Kamera beantwortet. 

Damit ist er deutlich offener als sein Vorgänger Biden, der wenige TV-Interviews gab. Diese waren auch viel kürzer. Zwar beantwortete der Demokrat oft bei Terminen einige Fragen der Presse - immer wieder leistete er sich dabei aber auch Patzer.

Wirkliche Pressekonferenzen waren eine Rarität. Im Raum stand immer wieder der Vorwurf, auch seitens der Medien, dass Bidens Berater ihn abschirmten. (dpa, AFP)

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