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Marine Le Pen rief ihn im Gefängnis an: Sarkozy plädiert für Bündnis mit Rassemblement National
213 Seiten nach 20 Tagen Haft: Nicolas Sarkozy beschreibt in seinem Gefängnistagebuch nicht nur seinen Alltag hinter Gittern, sondern fordert auch das Ende der „Brandmauer“ gegen den RN.
Stand:
Er hat ein „Tagebuch eines Häftlings“ geschrieben, dabei war er nur 20 Tage in Haft. Das in Rekordzeit publizierte und am Mittwoch erscheinende Buch des französischen Ex-Präsidenten und Ex-Häftlings Nicolas Sarkozy hat bereits zu einer Welle spöttischer Kommentare in Onlinediensten geführt. Bereits am Nachmittag bietet Sarkozy in Paris eine erste öffentliche Lese- und Signierstunde an.
Wer immer schon wissen wollte, wie es dem ersten inhaftierten Ex-Staatschef eines EU-Landes im Gefängnis ergangen ist, wird zahlreiche Details erfahren: Häftling Nummer 320535 empfand das Bett als zu hart; das Essen so schlecht, dass er sich vorwiegend von Joghurts und Riegeln ernährt hat; und er war genervt, dass der Spiegel in Bauchhöhe angebracht war – weil er eine barrierefreie Zwölf-Quadratmeter-Zelle zugeteilt bekommen hatte.
Er verzichtete auf den Hofgang, weil sich Paparazzi in einem benachbarten Haus eingemietet hatten, trieb aber eine Stunde Sport, unter anderem auf einem mechanischen Laufband. Jeden zweiten Tag besuchte ihn seine Frau Carla, häufig in Begleitung eines seiner Kinder, in einem kleinen Besuchsraum.

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Wie manche Häftlinge vor ihm hatte Sarkozy eine Art religiöses Erweckungserlebnis. „Ich empfand plötzlich das Bedürfnis, mich neben mein Bett zu knien“, schrieb er. „Ich habe gebetet, die Kraft zu haben, das Kreuz der Ungerechtigkeit zu tragen.“ Sonntags traf er dann auch noch den Gefängnisseelsorger, der ihm die Kommunion spendete.
Sarkozy plädiert für Zusammenarbeit mit Rassemblement National
Doch das 213-Seiten-Buch des konservativen Ex-Präsidenten ist mehr als ein von Unschuldsbeteuerungen und Selbstmitleid geprägter Erlebnisbericht aus einer Pariser Justizvollzugsanstalt. Es ist zugleich ein politisches Pamphlet, das angesichts des großen Einflusses, den der 70-Jährige noch immer hat, seine Wirkung nicht verfehlen dürfte.
Sarkozy plädiert sehr deutlich dafür, dass seine Partei der Republikaner sich der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) annähern sollte. „Der RN bedeutet keine Gefahr für Frankreich“, erklärt Sarkozy, der zwei Seiten lang die „wunderbare Überraschung“ beschreibt, als RN-Fraktionschefin Marine Le Pen ihn im Gefängnis anrief.
Beide eint die Wut auf die französische Justiz, von der sie sich ungerecht behandelt fühlen. Die wegen der Veruntreuung von EU-Geldern verurteilte Le Pen stellt sich gerne als Opfer eines politischen Prozesses dar, während Sarkozy überzeugt ist, dass seine Richter ihn aus „Hass“ verurteilt hätten.
Er habe ihr gesagt, dass er nichts davon halte, eine „Brandmauer“ gegen den RN zu unterstützen, schrieb Sarkozy. Dazu werde er sich auch noch öffentlich äußern.
Vize-Parteichef Sébastien Chenu habe ihm jede Woche in Haft einen persönlichen Brief geschrieben, berichtete Sarkozy und bedauerte „die Verteufelung vieler Frauen und Männer durch die Linken“. Seine eigene Partei könne nur wieder nach oben kommen, wenn sie sich auf ein möglichst breites Bündnis einlasse, „ohne jedes Tabu“.
Vor einem Monat wurde Sarkozy unter Auflagen aus der Haft entlassen, seine Frau Carla Bruni holte ihn ab. Im Frühjahr steht sein Berufungsprozess in der Affäre um libysche Wahlkampfgelder an. Falls das Berufungsgericht die fünfjährige Haftstrafe wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung bestätigen sollte, weiß Sarkozy zumindest, was ihn erwartet. Und was aus der Brandmauer wird, könnte sich am Tag vor dem Prozessbeginn zeigen, dann sind in Frankreich nämlich Kommunalwahlen. (AFP)
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