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Menschenrechtler prangern an: Im Iran sollen an einem Tag 14 Menschen hingerichtet worden sein
Menschenrechtler kritisieren die stark steigende Zahl von Exekutionen im Iran. Jetzt mussten offenbar binnen 24 Stunden besonders viele Menschen sterben.
Stand:
Im Iran sind Aktivisten zufolge innerhalb eines Tages mindestens 14 Verurteilte hingerichtet worden. Die Exekutionen seien in verschiedenen Gefängnissen Irans erfolgt, berichtete die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw am Donnerstag. Unter anderem wegen Mordes seien die Todesstrafen verhängt worden. Von Irans Justiz gab es zunächst keine Informationen zu den Fällen.
Menschenrechtler kritisieren seit Jahren die Anwendung der Todesstrafe im Iran. Offizielle Zahlen zu den Exekutionen gibt es nicht. Nach Informationen der UN wurden dieses Jahr bereits mehr als 200 Menschen im Iran hingerichtet.
Menschenrechtler kritisieren insbesondere den hohen Anteil ethnischer Minderheiten. Amnesty International zufolge stieg die Zahl der erfassten Hinrichtungen im Iran von 314 im Jahr 2021 auf 576 im Jahr 2022.
Iranische Behörden nutzen die unmenschliche Strafe der Hinrichtung ganz offensichtlich, um nach unfairen Gerichtsverhandlungen ihre Stärke gegen das eigene Volk zu zeigen, das fundamentale Veränderungen fordert.
Tara Sepehri Far, HRW-Experte
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) prangert grassierende Hinrichtungen im Iran an und fordert internationalen Druck auf das Land. Von Jahresbeginn bis 5. Mai habe das Regime mindestens 192 Menschen hinrichten lassen, davon allein mindestens 60 seit dem 25. April, erklärte HRW am Freitag in Beirut. Der Großteil der Anklagen sei wegen angeblicher Drogenvergehen erhoben worden, in zwei Fällen wegen „Gotteslästerung“.
„Iranische Behörden nutzen die unmenschliche Strafe der Hinrichtung ganz offensichtlich, um nach unfairen Gerichtsverhandlungen ihre Stärke gegen das eigene Volk zu zeigen, das fundamentale Veränderungen fordert“, sagte HRW-Iran-Experte Tara Sepehri Far. Die internationale Gemeinschaft müsse diesen Trend einstimmig verurteilen und die iranische Führung auffordern, das Töten einzustellen
Aktuell droht im Iran auch dem zum Tode verurteilten Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd die Hinrichtung. Dessen Tochter forderte die Bundesregierung gerade auf, zur Rettung ihres Vaters eine Vereinbarung mit der iranischen Führung zu treffen.
Sie wünschte, es gebe noch genug Zeit, Druck auf Teheran aufzubauen, sagte Gazelle Sharmahd dem Sender Welt TV. „Im Fall von meinem Vater, der jetzt kurz vor der Hinrichtung steht, gibt es keinen anderen Weg, als mit dem Regime einen Deal zu machen.“
Teheran habe ihrer Familie von Anfang an gesagt, dass man den Vater als Terroristen erscheinen lassen werde, um ihn dann austauschen zu können, führte Gazelle Sharmahd aus. Es gehe konkret um einen in Belgien inhaftierten Iraner: „Sie wollen ihren Terroristen aus Belgien haben, das sagen sie uns jedes Mal glasklar.“
Zwar sei sie kein Fan davon, „dass man mit Terroristen dealt“, räumte Sharmahd ein. Aber es gehe um ein Menschenleben. Sie hoffe sehr, „dass wir meinen Vater noch retten können“.
Der Oppositionelle Jamshid Sharmah, der zuletzt jahrelang in den USA gelebt hatte, war nach Angaben seiner Familie im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und verschleppt worden. Seitdem sitzt er im Iran im Gefängnis. Am 21. Februar wurde er wegen Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt, Ende April bestätigte das Oberste Gericht das Urteil. (dpa, KNA)
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