
© AFP / AFP/MAAZ ALI
Mutmaßlicher Selbstmordanschlag: Mindestens 44 Tote bei Explosion in pakistanischer Moschee
Während des Nachmittagsgebets kam es in der Stadt Peschawar zu einer Explosion, bei der Dutzende Menschen getötet und rund 150 Personen verletzt wurden.
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Bei einem mutmaßlichen Selbstmordanschlag in einer Moschee im Nordwesten Pakistans sind mindestens 44 Menschen in den Tod gerissen worden. Weitere 157 Gläubige seien bei der Attacke in der Stadt Peschawar am Montag verletzt worden, sagten Behördenvertreter der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sprecher des Krankenhauses in Peshawar bezifferte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Zahl der Toten sogar auf 47. Der Angriff ereignete sich demnach in einer Hochsicherheitszone, in der sich auch viele Polizeigebäude befinden.
Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Anschlag. Ende vergangenen Jahres hatten jedoch die pakistanischen Taliban – die unabhängig von der islamistischen Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan sind – eine Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad aufgekündigt. Seither hat die radikal-sunnitische Gruppierung, die unter dem Namen Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) firmiert, mehrere Anschläge für sich reklamiert.
Das Polizeipräsidium von Peshawar ist einer der am stärksten gesicherten Orte der Stadt. In dem Gebäude sind auch Büros des Geheimdienstes und der Anti-Terror-Einsatzkräfte untergebracht. Der Polizeichef von Peshawar, Muhammad Ijaz Khan, sagte: „Viele Polizisten sind unter den Trümmern begraben.“ Nach seinen Angaben nehmen normalerweise zwischen 300 und 400 Beamte an den Gebeten in der Moschee teil. Es würden nun „Anstrengungen unternommen, um sie in Sicherheit zu bringen“, sagte er.
Ein Polizist, der den Angriff während des Mittagsgebets überlebte, sagte dem pakistanischen TV-Sender Geo News: „Es war eine starke Explosion. Überall war Rauch zu sehen“. Retter hätten versucht, die unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen zu befreien. Zum Zeitpunkt des Anschlags sollen sich dort rund 300 Gläubige aufgehalten haben.
Explosion während des Nachmittagsgebets
Die Explosion ereignete sich während des Nachmittagsgebets. Nach Angaben der Polizei kam es zu der Explosion in der zweiten Reihe der Gläubigen. Ein AFP-Journalist berichtete von Einsatzkräften, die Tote in einen Rettungswagen trugen. Demnach waren das Dach und die Wände der Moschee teilweise eingestürzt.
Krankenhäuser riefen nach dem Anschlag zu Blutspenden auf. Ein Großteil der Opfer seien Polizisten gewesen, hieß es aus den Kliniken. Es war einer der verheerendsten Anschläge gegen Pakistans Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren. In Pakistan ist die große Mehrheit der Bevölkerung von mehr als 230 Millionen Einwohnern muslimischen Glaubens. In der Großstadt Peschawar leben etwa zwei Millionen Menschen.
Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte den Anschlag bei einem Besuch eines örtlichen Krankenhauses. „Terroristen wollen Angst erzeugen, indem sie diejenigen ins Visier nehmen, die die Pflicht haben, Pakistan zu verteidigen“, sagte er. Innenminister Rana Sanaullah kündigte eine Untersuchung an. Auch der deutsche Botschafter in Pakistan, Alfred Grannas, verurteilte die Attacke. Die US-amerikanische Botschaft in Pakistan sprach den Angehörigen der Opfer auf Twitter ihr Beileid aus.
IS bekannte sich zu Anschlag im März
Peschawar in der Grenzprovinz Khyber Pakhtunkhwa war lange Zeit eine Unruheregion in Pakistan – nach einer Militäroffensive gegen islamistische Terrorgruppen im Jahr 2014 ist es ruhiger geworden. In den vergangenen Jahren gab es jedoch dort wieder vermehrt Anschläge. Erst im März 2022 sprengte sich ein Attentäter der Terrormiliz IS in Peschawar in die Luft und tötete mehr als 60 Menschen.
Die angespannte Sicherheitslage in Pakistan war in den vergangenen Monaten auch in der Hauptstadt Islamabad zu spüren. In der Metropole gab es zahlreiche Checkpoints und erhöhte Militärpräsenz. Die Sicherheitskräfte im gesamten Land wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Kontrollpunkte wurden verstärkt, zusätzliche Sicherheitskräfte mobilisiert. In der Hauptstadt Islamabad wurden Scharfschützen auf den Dächern und an den Zugangsstraßen zur Stadt postiert.
Die TTP ist eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen, die mehrere Tausend Kämpfer umfassen soll. Das Militär vertrieb sie zwischen 2008 und 2014 nach Afghanistan. Seit der Machtübernahme der afghanischen Taliban in Kabul hat sich die TTP in ihren ehemaligen Hochburgen an der afghanischen Grenze neu formiert.
In Peshawar hatten TTP-Kämpfer im Jahr 2014 ein Massaker verübt: Sie überfielen eine Schule auf der Suche nach Kindern von Armeeangehörigen und töteten fast 150 Menschen, die meisten waren Schüler. Im vergangenen Jahr bekannte sie sich zu mehreren Anschlägen in Pakistan, die sich vor allem gegen Sicherheitskräfte richteten. (dpa/AFP)
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