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Nach Kämpfen zwischen Drusen und Sunniten: Israel greift syrische Militärfahrzeuge im Nachbarland an
Truppen der syrischen Regierung sind nach einer Eskalation der Gewalt in den Ort Suwaida im Süden des Landes eingerückt. Israel sieht die Soldaten als Gefahr.
Stand:
Israel will die religiöse Minderheit der Drusen in Syrien schützen und hat deshalb Ziele im Süden des Nachbarlandes angegriffen. Der Schritt folgte auf den Einzug syrischer Soldaten in den mehrheitlich von Drusen bewohnten südlichen Ort Suwaida.
Israel wolle verhindern, dass Syriens Regierung der drusischen Minderheit Leid zufüge, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz. Zudem wolle das Land eine Entmilitarisierung des grenznahen Gebiets sicherstellen. Die syrischen Regierungstruppen und ihre Waffen stellten eine Gefahr für Israel dar.
Die Armee sei nach Damaskus’ „Angriff auf die Drusen in Syrien“ angewiesen worden, syrische Soldaten und Waffen in der Gegend ins Visier zu nehmen, hieß es weiter. Israels Armee teilte mit, sie habe mehrere Militärfahrzeuge sowie Zufahrtsstraßen angegriffen, um die Ankunft eines Konvois der syrischen Führung zu stören.

© AFP/SHADI AL-DUBAISI
Zuvor hatten syrische Staatsmedien israelische Luftangriffe auf die Stadt Suwaida gemeldet. Israel hatte bereits am Montag Panzer der syrischen Regierungskräfte in der Provinz Suwaida angegriffen
Mehr als 100 Tote nach gewaltsamen Zusammenstößen
Truppen der syrischen Regierung waren nach tödlichen Zusammenstößen zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen in den Ort Suwaida eingerückt. Sie wollen nach eigenen Angaben die Gewalt zwischen beiden Gruppen beenden. Bei den Auseinandersetzungen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle seit Sonntag mehr als 100 Menschen getötet.
Unter den Toten seien 60 Drusen, mehrheitlich Kämpfer, aber auch vier Zivilisten sowie 18 beduinische Kämpfer, 14 Sicherheitskräfte und sieben Menschen in Militäruniform, deren Identität nicht habe festgestellt werden können. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden 18 Armeeangehörige getötet. Inzwischen hat die Regierung in Damaskus eine Waffenruhe verkündet.
Laut einem AFP-Journalisten vor Ort kam es in der Stadt dennoch zu Zusammenstößen. Einige religiöse Anführer der Drusen hatten den Regierungsvorstoß gebilligt und ihre Kämpfer dazu aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Ein wichtiger Anführer der Minderheit stellte sich jedoch gegen die Präsenz der Regierungskräfte.
Anwohner berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Lage sei „vergleichsweise ruhig“ nach dem Einrücken der Regierungstruppen. Zuvor hatten Anwohner von Explosionen und Schüssen berichtet. Die Regierungstruppen würden respektvoll mit den Anwohnern umgehen, Kämpfer aber weiter verfolgen. Diese hätten sich mit Fahrzeugen in östliche und südliche Richtung aus der Stadt zurückgezogen.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit in der Region. In Israel dienen viele von ihnen freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete. Netanjahu hatte bereits vor Monaten gefordert, dass in Gebieten südlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, darunter in Suwaida, keine Truppen der Armee stationiert sein dürften. (dpa/AFP)
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