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Neue Enthüllungen zu Ex-Wirecard-Vorstand: Marsalek wollte offenbar auch für China spionieren – und Waffen verkaufen
Jan Marsalek, Ex-Wirecard Vorstand, soll offenbar nicht nur im Dienste Russlands stehen. Neue Recherchen zeigen Kontakte zu chinesischen Diensten, denen er Spionage bei den Uiguren anbot.
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Jan Marsalek, Ex-Vorstandsmitglied des insolventen Finanzdienstleisters Wirecard, steht offenbar noch tiefer im Netz internationaler Geheimdienstaktivitäten als bislang bekannt. Nach Recherchen von „Süddeutscher Zeitung“, „NDR“, „WDR“ und dem österreichischen Magazin „Profil“ unterhielt er nicht nur langjährige Kontakte zu russischen Nachrichtendiensten, sondern pflegte auch über einen Mittelsmann Verbindung zu chinesischen Stellen.
Wie aus Chatprotokollen hervorgeht, die Marsalek mit dem mutmaßlichen Chef eines russischen Agentennetzwerks in Großbritannien – dem Bulgaren Orlin Roussev – austauschte, bot Marsalek der chinesischen Seite unter anderem an, die Uiguren-Gemeinde in München auszuspionieren. Dort hat der Weltkongress der Uiguren (WUC) seinen Sitz. Erst kürzlich wurde bekannt, dass in Deutschland lebende Uiguren auch Ziel von chinesischen Cyberattacken sind.
Orlin Roussev und fünf weitere bulgarische Staatsangehörige wurden mittlerweile in London wegen Spionage in mehreren europäischen Staaten zu insgesamt über 50 Jahren Haft verurteilt.
Die vor Gericht präsentierten Nachrichten zeigen aber auch, dass Marsalek und Roussev weit mehr als nur Ausspähungen ethnischer Minderheiten geplant hatten.
Weiterverkauf von erbeutetem Kriegsgerät
So diskutierten die beiden laut Chatprotokollen darüber, Kriegsgerät westlicher Herkunft – etwa Waffen und Ausrüstung, die von russischen Truppen in der Ukraine erbeutet worden sein sollen – an China weiterzuverkaufen. Roussev schrieb, die chinesische Armee habe „großes Interesse an sämtlicher erbeuteter NATO- und US-Ausrüstung – egal ob funktionstüchtig oder beschädigt“. Eine Wunschliste aus Peking sei angekündigt.
In einer weiteren Nachricht berichtete Orlin Roussev von einer Anfrage „unserer chinesischen Freunde“, die Interesse an „Switchblade“-Drohnen geäußert hätten – sogenannten Kamikaze-Drohnen, die von der Ukraine erfolgreich gegen russische Panzer eingesetzt werden.
Die Anfrage sei demnach direkt von der chinesischen Marine gekommen. Jan Marsalek habe kurz darauf bestätigt, dass eine Bestellung von sechs dieser Drohnen am Folgetag genehmigt werde. (Tsp)
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