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Die Zahl der Hinrichtungen in den USA geht zurück. Florida verschärft seine Gesetzeslage nun.

© dpa/Paul Buck

Acht von zwölf Stimmen reichen: Bundesstaat Florida senkt Hürde für Todesurteile drastisch

Im Florida entfällt künftig die Regel der Einstimmigkeit der Geschworenen, um die Todesstrafe zu empfehlen. Der Bundesstaat hat nun die niedrigste Schwelle in den gesamten USA.

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Während auch in den USA die Kritik an der Todesstrafe gewachsen und die Zahl der Hinrichtungen gesunken ist, geht der Bundesstaat Florida in eine andere Richtung. Dort wurde nun das Verfahren zur Verhängung von Todesstrafen zulasten der Angeklagten verändert. Einem neuen Gesetz zufolge ist künftig bei Strafverfahren keine einstimmige Empfehlung der zwölf Geschworenen mehr erforderlich für ein Todesurteil.

Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnete am Donnerstag (Ortszeit) Medienberichten zufolge die Änderung, wonach bereits acht Stimmen genügen. Florida hat damit die niedrigste Schwelle für Todesurteile in den USA. Der Direktor der römisch-katholischen Bischofskonferenz von Florida, Michael Sheedy, äußerte sich „schockiert“. Die Todesstrafe lindere Leid nicht und stärke „Gewalt und Rachsucht“.

DeSantis habe das Gesetz im Beisein von Hinterbliebenen der Opfer des Massenmordes an der Marjory-Stoneman-Douglas-Schule in Parkland in Florida 2018 unterzeichnet, berichtete die Zeitung „Miami Herald“. Ein junger Mann hatte damals 17 Menschen erschossen.

Auslöser für neues Gesetz war Parkland-Attentat 2018

Ein Geschworenengericht sprach den Täter schuldig. Nur neun Geschworene sprachen sich jedoch für die Todesstrafe aus. Der Mörder wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein „einziger Geschworener sollte nicht in der Lage sein, ein Todesurteil zu verhindern“, erklärte DeSantis.

27 der 50 US-Bundesstaaten ziehen die Todesstrafe in Erwägung bei besonders schweren Verbrechen. In fast allen Staaten müssen sich die Geschworenen einstimmig für ein Todesurteil aussprechen.

In Alabama genügen zehn Ja-Stimmen, und in Indiana und Missouri entscheidet der Richter, wenn die Geschworenen nicht einer Meinung sind.

DeSantis' Vorstoß kommt zu einer Zeit der wachsenden Kritik an der Todesstrafe. Die Hinrichtungszahlen in den USA gehen zurück seit einem Höhepunkt 1999 mit 98 Exekutionen. Dem Todesstrafen-Informationszentrum in Washington zufolge wurden 2022 im Land 18 Menschen aufgrund eines Gerichtsurteils getötet.

In keinem Staat seien so viele Todesurteile gegen Unschuldige bekannt wie in Florida, berichtete das Zentrum. Seit den 1970er Jahren seien landesweit 191 Todesurteile wegen der erwiesenen Unschuld der Verurteilten aufgehoben worden, 30 davon in Florida. (epd)

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