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Offenbar bereits mehrere Dörfer zurückerobert: Selenskyj bestätigt Beginn russischer Gegenoffensive in Kursk
Beide Seiten melden, dass Russlands Versuch der Rückeroberung der Region Kursk begonnen hat. In der Frage, wie erfolgreich diese verläuft, gibt es jedoch keine Einigkeit.
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In der westrussischen Region Kursk hat Russland nach übereinstimmenden Angaben beider Kriegsparteien eine Gegenoffensive zur Rückeroberung von der Ukraine kontrollierter Gebiet gestartet. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag im Onlinedienst Telegram, den Soldaten sei binnen zwei Tagen die Rückeroberung von zehn Ortschaften gelungen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte die Gegenoffensive. Angesichts der militärischen Lage warf er den westlichen Verbündeten vor, sein Land zu zögerlich zu unterstützen.
Zur russischen Gegenoffensive in Kursk erklärte Selenskyj, das Vorgehen der russischen Armee entspreche „dem ukrainischen Plan“. Er machte aber zunächst keine weiteren Angaben. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, russische Einheiten der Nord-Truppen seien in der Region vorgerückt.
Die ukrainische Armee hatte am 6. August eine Militäroffensive in der russischen Grenzregion Kursk begonnen. Seitdem hatte sie nach eigenen Angaben rund hundert russische Dörfer und fast 1300 Quadratkilometer eingenommen. Der Vorstoß war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 - und der größte Angriff ausländischer Streitkräfte auf russischem Gebiet seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die ukrainische Armee hatte zum Ziel der Offensive erklärt, sie wolle kein russisches Territorium annektieren - sondern Russland zur Verlegung von Truppen zwingen und die besetzten Gebiete bei Verhandlungen einsetzen.
Russische Truppen sollen Fluss mithilfe von Ponton-Brücke überquert haben
Laut dem Telegram-Kanal Rybar, der dem russischen Militär nahesteht, finden die Kämpfe in Kursk hauptsächlich rund um die Ortschaft Snagosti im westlichen, von der Ukraine kontrollierten Teil der Region statt. In diesem Gebiet hatte die ukrainische Armee in den vergangenen Wochen mehrere Brücken zerstört. Dadurch war die russische Armee gezwungen, Pontons zu bauen, um den Fluss Sejm zu überqueren.
In den vergangenen zwei Tagen hatten russische Militärblogger in Online-Netzwerken Bilder verbreitet, die ihrer Darstellung nach einen Angriff russischer Panzer auf ukrainische Stellungen in der Region Kursk und die Gefangennahme einer Gruppe ukrainischer Soldaten zeigen sollten.
Parallel dazu rückte die russische Armee in der Ostukraine weiter auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk vor, in der trotz mehrfacher Evakuierungsaufrufe ukrainischer Behörden noch 28.000 Menschen leben. Die Frontlinie liegt mittlerweile nur noch zehn Kilometer von Pokrowsk entfernt. Nach ukrainischen Behördenangaben hat die russische Armee mittlerweile sowohl die Gas- als auch die Wasserversorgung der Stadt unterbrochen.
Selenskyj beklagte mit Blick auf die schwierige militärische Lage seines Landes die „Verzögerung“ bei der Erlaubnis, westliche Waffen auch gegen Ziele auf russischem Gebiet einsetzen zu dürfen.
Diese Verzögerung führe dazu, „dass Russland diese militärischen Ziele tiefer ins Land verlegt“, sagte Selenskyj. Die Ukraine fordert seit Langem, mit vom Westen gelieferten Waffen mit hoher Reichweite auch weiter entfernte Ziele auf russischem Gebiet ins Visier nehmen zu dürfen. (AFP)
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