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Blick aufs Hauptgebäude der syrischen Zentralbank in Damaskus.

© REUTERS/Yosri Al Jamal

Premiere in Syrien: Islamistische Machthaber berufen Frau an die Spitze der Zentralbank

Die Berufung ist vorläufig, doch stark symbolträchtig. Bei der Besetzung der Zentralbankchefpostens setzt die HTS-Führung auf Maysaa Sabrine. Die Ökonomin ist keine Unbekannte in dem Geldhaus.

Stand:

Die neuen islamistischen Herrscher in Syrien haben eine Frau an die Spitze der Zentralbank des Landes berufen. Die bisher schon für die Zentralbank tätige Maysaa Sabrine solle vorläufig „die Geschäfte führen“, verlautete am Dienstag aus Zentralbank-Kreisen.

Die Finanzexpertin, die seit 2018 die erste Stellvertreterin des Gouverneurs der syrischen Zentralbank war, nahm am Dienstag ihre Arbeit als „Gouverneurin der Bank zuständig für das laufende Geschäft auf“, wie es weiter hieß.

Die Ernennung einer Frau für einen solch hohen Posten ist eine Premiere unter den neuen Machthabern der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad Anfang Dezember gestürzt hatten. Die neuen Machthaber sind seither bemüht, sich auch international einen gemäßigten Anstrich zu geben.

Die Zentralbankchefin ist jedoch bereits die zweite Frau in einer Schlüsselposition der neuen Regierung, die das Land nach dem Assad-Sturz übernommen hat. Anfang dieses Monats war Aischa al-Dibas zur Leiterin des Büros für Frauenangelegenheiten ernannt worden.

Zuvor hatte eine Aussage der Frauenbeauftragten der neuen Regierung für Aufregung gesorgt. Sie hatte dem türkischen Fernsehsender TRT gesagt, Frauen sollten sich nicht „ihrer von Gott gegebene Natur“ widersetzen, insbesondere „ihrer erzieherischen Rolle in der Familie“.

Der syrische Außenminister Assaad Hassan al-Schibani hatte daraufhin am Sonntag versucht, die Wogen zu glätten, und hatte im Onlinedienst X versichert, dass die Behörden „an der Seite“ der Frauen stünden und „ihre Rechte voll unterstützen“.

Er betonte: „Wir glauben an die aktive Rolle der Frau in unserer Gesellschaft und haben Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Kompetenzen.“ Für Syrien ist derzeit die Stabilisierung der Landeswährung eine der wichtigsten Herausforderungen.

HTS ging aus der Al-Nusra-Front hervor, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Rebellenführer Ahmed al-Scharaa sagte sich von Al-Kaida und der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) los und äußerte sich zuletzt moderat. Aber es gibt Berichte, dass die HTS-Führung den Kontakt zu Al-Kaida hält. (AFP, dpa)

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