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Neuer Rekordhalter im Senat: Cory Booker blieb mehr als 25 Stunden am Rednerpult des Senats stehen.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/US Senate TV via CNP

Rekordrede von Cory Booker im US-Senat: Das ist der Mann, der 25 Stunden lang gegen Trump protestierte

Seit Trumps Amtsantritt wirken die Demokraten hilf- und orientierungslos. Mit einer Dauer-Rede wollte Senator Cory Booker seine Partei wachrütteln. Auch ihm selbst könnte der Auftritt nutzen.

Stand:

Zum Schluss war seine Stimme immer noch kraftvoll, seine Körperhaltung gespannt. 25 Stunden und fünf Minuten sprach Cory Booker, US-Senator aus New Jersey, am Dienstag und am Mittwoch – und stellte damit einen neuen Rekord auf.

Die längste Rede bis dahin hielt der Republikaner Strom Thurmond. Er sprach 1957 genau 24 Stunden und 18 Minuten gegen das damals von US-Präsident Dwight D. Eisenhower eingebrachte Bürgerrechtsgesetz an.

Auch am Dienstag und Mittwoch war Bookers Ziel klar: Donald Trump und dessen Politik. Bookers Wort-Marathon war ein Ausdruck der Sorge um die Demokratie in den USA – und ein Ausdruck des Protestes gegen den aktuellen Präsidenten.

Laut eigener Aussage hat sich Booker für seinen Auftritt durch Fasten vorbereitet. Er habe seit Sonntag nichts mehr zu sich genommen. Man sah ihn während seiner Rede nichts essen, lediglich zwei Wassergläser standen vor ihm. Zwischenzeitlich plagten ihn deswegen Krämpfe. Teilweise wirkte er erschöpft, legte sich fast auf das Rednerpult, fand jedoch immer wieder zu alter Energie zurück.

Dabei halfen ihm auch die ermutigenden Zwischenfragen seiner Kollegen, etwa des Senators aus Arizona, Mark Kelly, die eigentlich längliche Ausführungen eigener Positionen waren. In dieser Zeit konnte sich Booker etwas erholen.

Warum er sich diese Tortur antat, erklärte er direkt am Anfang seiner Ausführungen. Er wolle „die normalen Geschäfte des Senats der Vereinigten Staaten, solange ich körperlich dazu in der Lage bin“, unterbrechen, um gegen Präsident Donald Trump zu protestieren.

Ein Hauptthema Bookers: Trumps Angriff auf die soziale Sicherheit

Ein Hauptthema seiner Rede war die Abschaffung des sozialen Sicherheitsnetzes in den USA, auf das so viele Amerikaner angewiesen sind. Booker kritisierte aber auch weitere politische Vorhaben der Trump-Regierung, etwa Pläne zur Steuererleichterung, Abschiebungen und die sogenannte Behörde für Regierungseffizienz, angeführt von Milliardär Elon Musk.

Etwa eine Stunde lang las Booker auch Briefe von seinen Wählern vor. „Dies sind keine normalen Zeiten in unserem Land“, sagte er. „Und sie sollten im Senat der Vereinigten Staaten nicht als solche behandelt werden.“ Die Bedrohungen für das amerikanische Volk und die amerikanische Demokratie seien ernst.

Die Demokraten hoffen, dass seine Rede zum Weckruf wird. Die Partei ist seit der Wahl Donald Trumps wie in Schockstarre, wirkt führungslos.

Während seiner Rede im Senat versammelten sich Unterstützer Bookers vor dem Kapitol in Washington.

© AFP/Roberto Schmidt

Nur wenige Mitglieder wagen sich aus der Deckung und kämpfen sichtbar gegen Trumps Versuch, das Land umzukrempeln. Bookers Auftritt wird als Moment gesehen, der frustrierten Anhängerschaft der Demokraten zu zeigen, dass noch Leben in der Partei steckt.

Doch auch für ihn selbst könnte dieser Moment etwas verändern. Noch ist unklar, welchen Effekt die Rede tatsächlich haben wird. Ob sie den Auftakt für eine Offensive der Demokraten sein könnte.

Doch eines ist klar: Der 55-Jährige hat bereits in der Vergangenheit Ambitionen gezeigt, eine Führungsposition in der Demokratischen Partei zu übernehmen.

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Geboren wurde er in Washington DC, wuchs aber im Bundesstaat New Jersey auf. Als schwarzes Kind wuchs er in einer überwiegend weißen Nachbarschaft auf – eine Zeit, die ihn prägte. So seien seine Eltern auf Widerstand gestoßen, als sie ein Haus kaufen wollten.

Das merkte man auch seiner Rede an, mehrfach erwähnte Booker darin den schwarzen Bürgerrechtler John Lewis „Wir haben die Bürgerrechte bekommen, weil Menschen dafür marschiert sind, dafür geschwitzt haben und John Lewis dafür geblutet hat.“

Nach dem College arbeitete Booker als Anwalt, unter anderem bot er eine Rechtsberatung für ärmere Familien an.

2020 wollte Booker Präsidentschaftskandidat werden

Sein erstes wichtiges politisches Amt bekam er im Jahr 2006, er wurde Bürgermeister von Newark und hier 2010 wiedergewählt. Seine politischen Projekte waren in dieser Zeit: das Senken der Kriminalitätsrate und das Schaffen bezahlbaren Wohnraums. Seine Bemühungen, die Stadt wiederzubeleben, und der Fokus auf soziale Gerechtigkeit brachten ihm auch auf nationaler Bühne viel Aufmerksamkeit ein.

2013 wurde Booker erstmals in den Senat gewählt, 2014 und 2020 wurde er wiedergewählt. Damit endeten die Ambitionen des ehemaligen College-Footballspielers jedoch nicht.

Dies sind keine normalen Zeiten in unserem Land.

Cory Booker, US-Senator, während seiner Rekord-Rede

2020 versuchte er sich auf der ganz großen Bühne und begab sich in das Rennen als Präsidentschaftskandidat seiner Partei. Nach knapp vier Jahren Trump-Präsidentschaft präsentierte er sich als positiver Gegenentwurf.

Booker gilt als charismatisch und nahbar. Der Vergleich mit Barack Obama, der nach einer fulminanten Kampagne 2008 zum ersten schwarzen Präsidenten der USA gewählt wurde, lag nahe und wurde vielfach gezogen. Letztlich setzte sich sein eher verbindlicher Stil jedoch nicht durch. Man entschied sich damals für Joe Biden, einen Mann der demokratischen Mitte.

Seine Rekord-Rede hat ihm nun wieder große Aufmerksamkeit verschafft und den Respekt seiner Parteifreunde. Amerika befinde sich in einem „moralischen Moment“, sagte Booker mit vor Rührung zitternder Stimme nach 25 Stunden.

„Es geht nicht um links oder rechts. Es geht um richtig oder falsch.“ Am Ende war er neuer Rekordhalter – und seine Kollegen begeistert. Sie feierten ihn mit stehenden Ovationen. (Tsp)

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