
© dpa/AP/Russian Defense Ministry Press Service
Russische Offensive im Osten: Militär der Ukraine meldet fast 140 Gefechte an einem Tag
Kiews Generalstab spricht von fast 30 Sturmangriffen allein an einem Ort. Die Ukraine antwortet, so gut sie kann. Ziel ihrer Attacken: die von Moskau annektierte Halbinsel Krim.
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Der ukrainische Generalstab berichtet von heftigen russischen Angriffen an der Front im Osten des Landes. Allein am Frontabschnitt bei der Kleinstadt Torezk habe es 29 Sturmangriffe der Russen gegeben, teilte das Militär in seinem Morgenbericht mit. Besonders umkämpft sei dort ein Dorf namens Nju-Jork. Der Feind habe auch von Flugzeugen abgeworfene Gleitbomben eingesetzt.
Torezk liegt im Gebiet Donezk, ebenso wie der zweite besonders betroffene Frontabschnitt Pokrowsk. Dort war von 26 Angriffen die Rede. Russische Truppen setzen an dieser Stelle ihren Vormarsch nach der Eroberung der Stadt Awdijiwka im Februar langsam fort.
Heftige Attacken der Tuppen Putins
Die Militärangaben zu einzelnen Gefechten mögen nicht bis ins Detail zuverlässig sein, insgesamt erlauben die täglichen Statistiken aber einen Überblick über Intensität und Schwerpunkte der Gefechte. Der Generalstab sprach von 144 russischen Angriffsversuchen seit Mittwochmorgen. Nach einem inoffiziellen Bericht mussten die ukrainischen Truppen das Dorf Kaliniwka bei der Stadt Tschassiw Jar aufgeben.
Bei nächtlichen Luftangriffen setzten die Truppen des russischen Machthabers Wladimir Putin nach Kiewer Angaben 16 Kampfdrohnen und drei Lenkraketen ein. Alle Drohnen und zwei der Raketen seien abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.
Das ukrainische Militär zieht nach eigenen Angaben nun seine Truppen aus dem Dorf Uroschaine in der im Osten gelegenen Region Donzek ab. „Da der Feind in Uroschaine fast alles zerstört hat, haben sich die Verteidigungskräfte auf andere Stellungen zurückgezogen“, sagte ein Sprecher des ukrainischen Militärs dem Fernsehsender Suspilne zufolge. „Es wurde eine Entscheidung getroffen, um das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten zu schützen, die dort die Verteidigung aufrechterhalten haben.“
Ihrerseits konzentrierten die Ukrainer ihre Angriffe nachts auf die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Über der Krim seien 33 ukrainische Drohnen abgeschossen worden sowie zwei Drohnen über dem Grenzgebiet Brjansk, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Außerdem seien vor der Küste der Krim zehn Seedrohnen abgewehrt worden. Die genannten Zahlen sind nicht unabhängig überprüfbar.
In der Marinestadt Sewastopol auf der Krim waren nachts Schüsse zu hören. Dort sei eins der ferngesteuerten Kampfboote abgewehrt worden, erläuterte Stadtchef Michail Raswoschajew auf seinem Telegramkanal. Zu möglichen Schäden gab es keine Angaben. Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab.
Gleichzeitig bereitet sich das russische Militär offenbar auf eine neue Offensivwelle in der Region Saporischschja vor. „Die Russen konzentrieren sich wieder in der Region”, erklärte der Berater des ukrainischen Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andriuschtschenko, auf Telegram.
„Die Russen machen seltsame Bewegungen“, stellt Andriuschtschenko fest. „Wenn wir den Trend der letzten Woche berücksichtigen, sehen wir, dass sich der Feind wieder in der Region Saporischschja konzentriert.“ Dort sollen sich die russischen Truppen aus den Regionen Nowoasowsk und Donezk aktuell zusammenziehen.
Mithilfe der Truppenverlagerungen will Russland nun offenbar Reserven sammeln, um eine neue Offensivwelle gegen die Region Saporischschja zu starten. So könne aktuell beobachtet werden, wie Reserven und Einheiten abgezogen werden, „die zur Besatzung und Ausbildung entlang der Küste des Asowschen Meeres eingesetzt wurden“, so der Berater.
Konkret ziehen sich die russischen Truppen aus den Ballungsräumen Mariupol-Berdiansk, Prymorsk und Kyrylivka zurück, um in den Norden der Region Donezk verlegt zu werden, „wo die heftigsten Kämpfe stattfinden”, so Andriuschtschenko.
In der südrussischen Region Belgorod stellen amtlichen Angaben zufolge sämtliche Kitas in unmittelbarer Nähe zur ukrainischen Grenze vorerst den Betrieb ein. Grund sei eine zu große Gefahr durch Beschuss, teilt die zuständige Behördenvertreterin Anna Kutaschowa russischen Medienberichten zufolge mit.
Die Maßnahme gelte seit Mittwoch zunächst für den Rest der Woche für Einrichtungen in einem Radius von 20 Kilometern zur Grenze. Russischen Medien zufolge betreffen die Kita-Schließungen 50.000 Menschen in der Region. (dpa, Reuters, Tsp)
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