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Ein ukrainischer Militärsanitäter behandelt einen verwundeten Kameraden in einem Feldlazarett in der Nähe von Bachmut.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Russische Wagner-Söldner wohl mit Kesseltaktik: Ukraine beklagt „komplizierte“ Lage in Bachmut

Die Lage rings um Bachmut im Osten der Ukraine ist nach Einschätzung des ukrainischen Militärs „extrem angespannt“. Trotz hoher Verluste sei die Wagner-Gruppe bestens vorbereitet im Einsatz.

| Update:

In der Schlacht um Bachmut  werden die Kämpfe nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj immer heftiger. „Russland zählt seine Männer überhaupt nicht und schickt sie in den Kampf, um beständig unsere Stellungen anzugreifen“, sagte der Staatschef am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache.

„Die Intensität der Kämpfe nimmt nur noch zu.“ Bei dem Kampf um Bachmut handelt es sich um die bisher am längsten andauernde Schlacht im Zuge der gut einjährigen russischen Offensive. Er verknüpfte damit die Bitte um mehr Waffenlieferungen, auch für eine bessere Flugabwehr inklusive Kampfflugzeugen. 

„Der Feind zerstört ständig alles, was zur Verteidigung unserer Stellungen, zu ihrer Befestigung und Verteidigung dienen kann“, sagte Selenskyj zuvor. Er nannte die ukrainischen Soldaten, die die Stadt im Donbass seit einem halben Jahr verteidigen, „wahre Helden“.

Die feindliche Armee erhöht die Intensität ihrer Angriffsaktivitäten.

Hanna Maljar, Vize-Verteidigungsministerin der Ukraine

Auch Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach am Montagabend davon, dass Russland in Bachmut eine „Taktik der Zermürbung und der totalen Zerstörung“ gegen die ukrainischen Truppen verfolge. 

„Die feindliche Armee erhöht die Intensität ihrer Angriffsaktivitäten“, schrieb Maljar auf Telegram. Trotz schwerer Verluste seien die Feinde in der Überzahl. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Die Taktik der Truppen habe sich dabei nicht verändert: Russland greife die Stellungen „Welle für Welle“ an. Auch die Stadt selbst werde täglich bombardiert, nachts fliegen die feindlichen Flugzeuge und werfen „etwas Unangenehmes“ über Bachmut ab.

Ein ukrainischer Militärsanitäter behandelt einen verwundeten Kameraden in einem Feldlazarett in der Nähe von Bachmut.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Nachts würden Putins Truppen hingegen nicht angreifen, die Sicht sei zu schlecht. Tagsüber regne es oder sei es neblig, und die Plusgrade haben den Boden in einen Sumpf verwandelt. An Gegenangriffe sei Maljar zufolge nicht zu denken, da es nicht genügend Waffen und Munition für diese Operation gäbe.

Trotz erheblicher Verluste hat der Feind die am besten vorbereiteten Angriffseinheiten von Wagner eingesetzt.

Oleksandr Syrskyj, Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen

Der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, nannte die Lage in und um Bachmut ebenfalls „extrem angespannt“. Russische Wagner-Söldner versuchten, die Stadt einzukesseln, zitiert das Medienzentrum des ukrainischen Militärs auf seinem Telegram-Kanal den Generaloberst. „Trotz erheblicher Verluste hat der Feind die am besten vorbereiteten Angriffseinheiten von Wagner eingesetzt“, sagte Syrskyj.

Der Oberst der ukrainischen Streitkräfte Konstantin Mashovets rief gar zu einem Rückzug auf. „Wir müssen meiner Einschätzung nach Bachmut verlassen“, schrieb er auf Facebook.

Die ukrainische Armee verteidigt Bachmut in einer Abnutzungsschlacht, um möglichst viele russische Truppen zu binden und ihnen Verluste zuzufügen. Allerdings greifen die Russen nicht nur von Osten an. Sie haben sich auch im Norden und Süden der Stadt vorgearbeitet, sodass es für die Ukrainer nur noch eine freie Straße für einen möglichen Rückzug gibt. 

Ein von russischen Streitkräften zerstörtes Wohnhaus in Bachmut.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Analysten zufolge ist Bachmut von geringer strategischer Bedeutung – eine Einnahme hätte für Moskau vor allem symbolischen Wert. Für die Invasionstruppen würde es den ersten größeren Erfolg seit mehr als einem halben Jahr bedeuten. Russland setzt in Bachmut neben regulären Soldaten vor allem die Söldnertruppe Wagner ein und setzt darauf, die Ukrainer zu zermürben. 

Keine Rücksicht auf Verluste im russischen Militär

„Bachmut bleibt das Epizentrum des feindlichen Angriffs, wo er sich darauf konzentriert, unsere Verteidigungsanlagen zu durchbrechen. Insbesondere im Bereich der Siedlungen Dubowo-Wasilowka, Jagodne, Bakhmut, Iwankowskoje, Sewernoje“, sagte Sergej Tscherewaty, Sprecher der östlichen Gruppe der ukrainischen Streitkräfte. 

Nach Angaben des Generalstabs verlieren die Russen dabei Tausende von Militärangehörigen. Die Söldner der Wagner-Gruppe würden auf den Feldern zurückgelassen und dürften nicht lebend zurückkehren, sagte Tscherewaty.

Laut Alexej Gromow, stellvertretender Leiter der Operativen Hauptabteilung des Generalstabs der Vereinigten Streitkräfte, berücksichtigten die Russen bei ihrem Vormarsch weder die Verluste an Waffen noch an Personal. (Tsp mit dpa, AFP, Reuters)

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