
© Imago/Itar-Tass/Alexander Reka
„Russland benutzt gefangenes Mädchen als menschlichen Schutzschild“: Putins Truppen sollen in der Ukraine wieder Kriegsverbrechen verübt haben
Soldaten der Armee Putins haben in der Region Donezk einem Medienbericht zufolge Zivilisten getötet und eine Minderjährige von dort entführt. Die Einheit habe sie dann benutzt, um sich vor Angriffen zu schützen.
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Immer wieder gibt es schwere Vorwürfe gegen die Truppen des russischen Machthabers Wladimir Putin in der Ukraine. Erst Anfang Juli verurteilte das Europäische Parlament brutale Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die wahllose Zerstörung ziviler Infrastruktur. Nun gibt es einem Medienbericht zufolge einen neuen Vorfall, der einen klaren Verstoß gegen internationale Vereinbarungen bedeuten würde.
Wie das ukrainische Nachrichtenportal „Kyviv Independet“ am Donnerstag berichtet, sollen russische Streitkräfte im Dorf Shandryholove in der Oblast Donezk eine Minderjährige als Geisel genommen und als menschlichen Schutzschild benutzt haben.
Russland benutzt das gefangene Mädchen als menschlichen Schutzschild für seine Einheit, die im Sektor Lyman vorrückt.
Armee der Ukraine
Zuvor hätte die Einheit die Eltern des Kindes in ihrem Haus getötet, heißt es in dem Bericht, der sich auf Angaben des 3. ukrainischen Armeekorps bezieht, das das Video einer Drohne und Funksprüche der Russen veröffentlichte.
Offenbar Funksprüche der Russen abgefangen
In der Region Donezk gibt es seit langem schwere Kämpfe. Obwohl Putin die Provinz nach einem Scheinreferendum im Jahr 2022 formell annektiert hat, ist es seiner Armee immer noch nicht gelungen, die vollständige Kontrolle über die Region zu erlangen.
Angaben der Kriegsparteien lassen sich grundsätzlich schwierig verifizieren. Die Funksprüche wurden vom Tagesspiegel übersetzt; ob sie tatsächlich von dem beschriebenen Einsatz stammen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
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In dem mit einer Drohne aufgenommenen Video ist zu sehen, wie offenbar mindestens drei russische Soldaten im Gelände laufen und sich auf ein Grundstück zubewegen. Danach zeigt der Clip, wie Bewaffnete aus einem brennenden Haus laufen und eine Person in Zivilkleidung bei sich haben. Ob es sich tatsächlich um ein Mädchen handelt, lässt sich nicht erkennen.
Vor dem Angriff soll ein russischer Kommandant mit dem Codenamen „Bali“ seinen Soldaten Befehle für den Einsatz gegeben haben. In den Funksprüchen heißt es, „bereitet euch vor, alle wahllos zu töten, alle. Also, Kinder ausgenommen. Alle, die sich dort aufhalten, haben keine Beziehung zu uns.“ Und weiter: „Geht rein, wartet nicht. Jetzt kommen Vögel angeflogen [vermutlich Slang für Drohnen, Anm. der Red.), verteilt euch, verteidigt euch.“
„Das Mädchen mitnehmen“
Später fordert er in dem Funkspruch dazu auf, „das Mädchen mitzunehmen“ und einen „Keller zu suchen“. Außerdem fällt der Satz: „Nehmt die Körper von der Straße, unbedingt.“ In dem Clip ist zu sehen, wie Soldaten etwas – vermutlich eine Leiche – in ein Gebäude ziehen. Um wen es sich handelt, ist nicht zu erkennen.
Der russische Kommandant fügt hinzu: „Der Körper des Mädchens soll nicht sichtbar sein, bringt sie irgendwo gesondert hin, fasst sie nicht an.“ Was mit dem Mädchen weiter passierte, ist nicht bekannt.
„Russland benutzt das gefangene Mädchen als menschlichen Schutzschild für seine Einheit, die im Sektor Lyman vorrückt“, erklärte die Militäreinheit dem Bericht des ukrainischen Mediums zufolge zum Schicksal des Kindes. „Alle abgefangenen Funkmeldungen bestätigen, dass die russischen Aktionen vorsätzlich waren“, heißt es demnach von den Militärs.
Nach Angaben des britischen Portals „Express“ teilte die ukrainische Armee weiter mit, russische Stellungen könnten nicht angegriffen werden, solange das Kind in der Gewalt des Gegners sei. Der größte Teil des Dorfes war demnach vor der Attacke evakuiert worden. Es sei unklar, warum die Familie blieb.
Russland verstößt gegen Genfer Konventionen
Die Ermordung von Zivilisten und deren Einsatz als menschliche Schutzschilde stellen gemäß den Genfer Konventionen ein Kriegsverbrechen dar. Die ukrainischen Behörden haben seit der russischen Invasion im Februar 2022 eine Reihe von Fällen dokumentiert, in denen russische Truppen Zivilisten in Frontgebieten ermordet haben.
Russland wird auch international vorgeworfen, ukrainische Kriegsgefangene und Zivilisten in großem Umfang misshandelt, gefoltert und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet zu haben.
Auch Kinder gehören zu den Opfern der russischen Aggression. Die Vereinten Nationen (UN) haben Fälle von mehr als 2000 Kindern dokumentiert, die während des Krieges getötet wurden, wobei die tatsächliche Zahl wahrscheinlich viel höher liegt, da Moskau keine unabhängige Überwachung einiger der am stärksten vom Krieg betroffenen Gebiete zulässt.
Jedes fünfte Kind in der Ukraine hat zudem seit Beginn des Krieges einen Verwandten oder Freund verloren, teilte Unicef, die Kinderrechtsorganisation der UN, im Februar mit.
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