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Sarkozy beklagte „sehr harte“ Haft: Frankreichs Ex-Präsident wird vorzeitig aus Gefängnis entlassen
Seit knapp drei Wochen sitzt der Ex-Staatschef im Gefängnis. Im Gericht beklagte er per Video einen „anstrengenden“ Haftaufenthalt. Nun kommt er unter Auflagen vorzeitig frei.
Stand:
Nach rund drei Wochen Haft darf Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy das Gefängnis unter Auflagen wieder verlassen. Das Pariser Berufungsgericht entschied, dass der 70-Jährige das Berufungsverfahren gegen seine Verurteilung in der Libyen-Affäre unter Justizaufsicht in Freiheit abwarten kann. Der Berufungsprozess wird im Frühjahr erwartet.
Sein Gefängnisaufenthalt sei „sehr hart“ und „anstrengend“, hatte der per Video in den Gerichtsaal zugeschaltete Sarkozy am Montagmorgen gesagt. Es war das erste Mal, dass der inhaftierte Ex-Präsident sich öffentlich zu seiner Haft äußerte.
Die Staatsanwaltschaft befürwortete seine Freilassung „unter Auflagen“. Ob seine Freiheitsstrafe in das Tragen einer elektronischen Fußfessel umgewandelt wird und er noch am selben Tag das Gefängnis verlassen kann, ist noch nicht bekannt.
Sarkozy war im September wegen seiner Korruptionsabsichten mit Blick auf Wahlkampfgelder aus Libyen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter hatten wegen der Schwere der Tat eine sofortige Vollstreckung des Urteils angeordnet.

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Da Sarkozy in Berufung gegangen ist, gelten für seinen Verbleib in Haft nun andere Kriterien als für die Richter der ersten Instanz, insbesondere das Risiko der Flucht, des Drucks auf Zeugen oder der Beweisvernichtung.
Sarkozy zeigte sich bei der Verhandlung mit dunkelblauem Sakko, Hemd und Pullover. Sein Frau Carla Bruni und seine ältesten Söhne Pierre und Jean saßen auf den Besucherbänken im Gerichtssaal.
Sarkozy mit zusätzlicher Überwachung
Die Inhaftierung eines französischen Ex-Präsidenten hatte landesweit und international für Aufsehen gesorgt. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Ex-Staatschef eines EU-Landes hinter Gitter kam.

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Sarkozy hatte wie ein normaler Häftling eine etwa neun Quadratmeter große Zelle zugewiesen bekommen, allerdings in einer Abteilung, in der er keinen Kontakt zu Mithäftlingen hat.
Wegen seiner besonderen Stellung wird er rund um die Uhr von zwei zusätzlichen Sicherheitskräften bewacht, was Proteste des Gefängnispersonals auslöste.
Kritik gab es auch am Besuch von Justizminister Gerald Darmanin, einem früheren Parteifreund des Konservativen Sarkozy. Mehrere Anwälte reichten deswegen Klage ein.
Darmanin hatte seinen Besuch damit begründet, dass er die Haftbedingungen für den Ex-Präsidenten überprüfen wolle. Kurz vor seinem Haftantritt war Sarkozy auch von Präsident Emmanuel Macron empfangen worden. (dpa/AFP)
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