zum Hauptinhalt
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko steht neben einem beschädigten Wohnhaus nach einem Raketeneinschlag in Kiew (Archivbild).

© AFP/Sergei Chuzavkov

„Schmerzhafte Lösung“: Kiews Bürgermeister Klitschko hält Abtretung von Regionen für möglich

Mit seinem Vorschlag ist Vitali Klitschko einer der ranghöchsten ukrainischen Politiker, der offen über einen Gebietsverlust nachdenkt. Die Lösung könne aber nur vorübergehend sein, sagt er.

Stand:

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko stellt seine Landsleute darauf ein, im Rahmen eines möglichen Friedensabkommens ukrainische Gebiete an Russland abzutreten. „Eines der Szenarien ist die Aufgabe von Gebieten. Das ist nicht fair. Aber für den Frieden, den vorübergehenden Frieden, kann das vielleicht eine Lösung sein, vorübergehend“, sagte er der BBC.

Präsident Wolodymyr Selenskyj könne unter dem Druck aus den USA gezwungen sein, eine „schmerzhafte Lösung“ zu wählen, um Frieden zu erreichen, sagte Klitschko weiter, der der BBC zufolge einer der ranghöchsten ukrainischen Politiker ist, die öffentlich über mögliche Gebietsabtretungen nachdenken. Aber eine dauerhafte Besetzung werde das ukrainische Volk „niemals akzeptieren“.

Auf die Frage, ob Selenskyj mit ihm über eine mögliche Lösung des Krieges besprochen habe, antwortete Klitschko: „Nein.“ Der Präsident sei dafür verantwortlich. „Das ist nicht meine Aufgaben“, zitierte die BBC den Bürgermeister von Kiew nur wenige Stunden nach dem verheerendsten Angriff seit Kriegsbeginn auf die ukrainische Hauptstadt in der Nacht auf Donnerstag.

Russland will vollständige Kontrolle über Regionen

US-Medien berichten seit Mittwoch von einem Vorschlag aus Washington für ein Friedensabkommen, der den russischen Forderungen weit entgegenkommt: Demnach könnten die USA die russische Besetzung an den derzeitigen Frontlinien in den ostukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja faktisch anerkennen – ebenso wie die 2014 erfolgte Annexion der Halbinsel Krim durch Russland.

Dem Kreml geht der Vorschlag noch nicht weit genug: Er will, dass sich die Ukraine komplett aus den Gebieten zurückzieht. „Es gibt vier Regionen, die in unserer Verfassung enthalten sind. Die ukrainische Armee muss ihre Waffen niederlegen und sich zurückziehen. Wenn sie dies tut, werden die militärischen Operationen sofort eingestellt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow im Interview mit dem französischen Nachrichtenmagazin „Le Point“. 

Rivalität zwischen Klitschko und Selenskyj

Klitschko und Selenskyj gelten als politische Rivalen. Der Bürgermeister von Kiew hat den Präsidenten und dessen Team bereits mehrfach beschuldigt, seine Autorität untergraben zu wollen, berichtete die BBC.

„Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften“, beklagte Klitschko vor etwa einem Jahr in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es gebe einen Mangel an Zusammenhalt unter den führenden Politikern des Landes.

Klitschko beklagte damals zudem, dass er seit Kriegsbeginn keine „Gelegenheit (hatte), Selenskyj persönlich zu treffen“. Unklar ist, ob ein solches Treffen im vergangenen Jahr nachgeholt wurde. (dak)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })