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Pete Hegseth soll nach dem Willen von Trump Verteidigungsminister werden.

© Getty Images via AFP/KEVIN DIETSCH

Schwere Anschuldigungen gegen Hegseth: Auch Trumps Wunsch-Verteidigungsminister wird sexualisierte Gewalt vorgeworfen

Matt Gaetz erklärte am Donnerstag wegen Vorwürfen sexualisierter Gewalt seinen Verzicht aufs Justizministeramt. Probleme könnte auch ein anderer möglicher Trump-Minister bekommen: Pete Hegseth.

Stand:

Der nächste Ministerkandidat für das Kabinett des designierten US-Präsidenten Donald Trump wird beschuldigt, sexualisierte Gewalt ausgeübt zu haben. Eine Frau wirft Pete Hegseth einen sexuellen Übergriff vor, wie aus offiziellen Ermittlungsakten hervorgeht, die am Mittwochabend veröffentlicht worden sind. Mehrere US-amerikanische Medien hatten am späten Donnerstagabend (MEZ) darüber berichtet.

Hegseth, der seit 2014 Fox-New-Moderator ist, ist für das Amt des Verteidigungsministers vorgesehen. Doch ohnehin gilt seine Nominierung als hochumstritten, da Hegseth über keine nennenswerte politische oder administrative Erfahrung verfügt. Als Chef des Pentagons würde er aber nicht nur einen Etat von 800 Milliarden US-Dollar verwalten, sondern ihm würden auch mehr als drei Millionen Soldat:innen und Zivilbeamte unterstehen.

Der nun veröffentlichte Ermittlungsbericht der Polizei von Monterey wirft weitere Fragen zu seiner Nominierung auf. Das Dokument enthält sowohl Aussagen des mutmaßlichen Opfers als auch von anderen Zeug:innen.

Die Frau, die in dem Bericht zu ihrem Schutz „Jane Doe“ genannt wird, hat demnach ausgesagt, 2017 eine Veranstaltung der republikanischen Frauen in der kalifornischen Stadt Monterey besucht zu haben. Hegseth war als Redner dort gewesen. Ihren Angaben zufolge war sie über Hegseth verärgert, weil er sich Frauen gegenüber abfällig verhalten habe. Sie will ihn deshalb zur Rede gestellt haben.

Bei einer Party nach der Veranstaltung habe sie „eine kleine Menge Champagner“ getrunken. Sie könne sich aber nicht daran erinnern, „hochprozentigen Alkohol“ getrunken zu haben, heißt es. Danach sei sie mit einer Gruppe anderer Frauen in die Bar des Hotels gegangen, in dem sie untergebracht war. Auch Hegseth sei dort gewesen.

„Da wurde alles unklar“, wird sie von der Polizei zitiert. Sie könne nicht mehr sagen, wie viel Alkohol sie dort getrunken habe. Sie erinnert sich aber an einen Drink, den ihr der Barkeeper gereicht habe. Ihren Angaben nach war ihr Erinnerungsvermögen getrübt. Sie vermutet, dass ihr unwissentlich eine Droge über ein Getränk verabreicht worden ist, heißt es weiter.

Als sie die Bar verließ, sei Hegseth ihr gefolgt – offenbar wegen des Streits um sein Verhalten gegenüber Frauen. Der Polizei sagte sie, sich daran erinnern zu können, dass Hegseth gesagt habe, er sei ein „netter Kerl“.

Danach habe sie sich mit Hegseth in einem unbekannten Raum wiedergefunden, sie könne sich aber nicht daran erinnern, wie sie dort hingekommen sei. Laut Bericht hat sie zu gehen versucht. Hegseth soll sie aber daran gehindert und ihr ihr Handy weggenommen haben.

Ihrer nächsten Erinnerung nach habe sie auf einer Couch gelegen, Hegseth habe sich über ihr befunden. Mehrmals habe sie „Nein“ gesagt. Ihrer Aussage zufolge erinnerte sie sich an seine Hundemarke, die US-Soldaten zur Erkennung bekommen.

Danach, schilderte „Jane Doe“ weiter, sei es zu dem sexuellen Übergriff gekommen. „Er hat auf meinen Bauch ejakuliert“, heißt es in dem Bericht. Anschließend habe er ihr ein Handtuch zugeworfen und sie gefragt, ob es ihr gut gehe, bevor sie schließlich in ihr Hotelzimmer zu ihrem Mann gegangen sei. Erst, als sie wieder zu Hause war, sei ihr der Vorfall mit Hegseth richtig bewusst geworden. Vier Tage später ließ die Frau sich in einem Krankenhaus behandeln. Eine Krankenschwester meldete den Vorfall daraufhin der Polizei.

Hegseth bestreitet die Vorwürfe

Anklage gegen Hegseth wurde nicht erhoben. Er selbst bestreitet jegliches Fehlverhalten. Die Begegnung mit der Frau sei einvernehmlich gewesen, sagte Hegseth der Polizei laut den Ermittlungsakten. Er habe nicht geplant, Sex mit ihr zu haben, und habe es „merkwürdig gefunden“, dass sie in seinem Zimmer geblieben sei. „Sie setzte sich ins Zimmer und verließ es nicht“, heißt es in dem Bericht. 

Zwar hätten beide gesagt: „Wir sollten das nicht tun.“ Doch sie hätten gemeinsam weitergemacht. Hegseth sprach davon, hinterher angeblich „erste Anzeichen von Reue“ bei der Frau bemerkt zu haben, ohne dies weiter auszuführen.

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Sein Anwalt Timothy Parlatore sagte dem US-Sender „NBC“, mit Blick auf die Beschreibung des Überwachungsmaterials des Hotels in Monterey sowie die polizeilichen Vernehmungen anderer Personen im Hotel sei „die Unschuld seines Mandanten bewiesen“. Einigen Aussagen im Polizeibericht nach soll es Berührungen zwischen Hegseth und „Jane Doe“ gegeben haben, die auch von der Frau initiiert worden seien.

Hegseth habe sich „auf dem Höhepunkt der MeToo-Bewegung letztlich dazu entschieden, einem Vergleich über einen geringeren Betrag zuzustimmen“, sagte der Anwalt laut „NBC“ weiter.  

Hegseth war Major der Armee und im Irak und in Afghanistan im Einsatz. Dafür hat er mehrere Auszeichnungen erhalten. Im Januar 2021 sollte Hegseth bei Joe Bidens Amtseinführung als einer von 20.000 Nationalgardisten zum Einsatz kommen. Wegen seiner Tattoos wurde er jedoch als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft und zuvor abberufen.

Bekannt ist Hegseth vor allem für ein Tattoo, das ein Kreuz aus der Zeit der Kreuzritter zeigt. Gerade christliche Fundamentalisten und Rechtsextremisten nutzen es häufig. In den vergangenen Jahren fiel er zudem mit Attacken gegen Bemühungen um inklusive Reformen beim Militär auf. Ob Frauen in gleicher Weise Dienst an der Waffe tun sollten wie Männer, hatte er mehrmals infrage gestellt. Generell beklagt er regelmäßig, dass ihm die US-Streitkräfte zu „woke“ seien.

In den vergangenen Tagen hatten bereits Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen Matt Gaetz für Aufsehen gesorgt. Trump wollte ihn zum Justizminister machen. Nach Beratungen mit US-Senatoren erklärte Gaetz dann am Donnerstagabend seinen Verzicht. Der US-Senat muss Trumps Nominierungen absegnen. Gaetz wird vorgeworfen, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben.

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