
© Phoenix Satellite Television/Screenshot: Tagesspiegel
Seit Wochen nicht in der Öffentlichkeit gesehen: Wo ist Chinas Außenminister Qin Gang?
Chinas Außenminister Qin Gang soll wegen einer Liebesaffäre in Ungnade bei der Kommunistischen Partei gefallen sein. Was sich hinter den Theorien zu seinem Verschwinden verbirgt.
Stand:
Es gibt eine goldene Regel in der Kommunistischen Partei Chinas, an die sich die Parteikader halten sollten: Macht, was ihr wollt, aber euer Privatleben gehört nicht in die Öffentlichkeit. Hochrangige Politiker sollen so verschlossen sein wie das von hohen Mauern umgebene Pekinger Regierungsviertel Zhongnanhai.
Selbst wenn die Führung traditionell im Sommer in den Ferienort Beidaihe fährt, wird daraus jedes Jahr ein Staatsgeheimnis gemacht. Es lässt sich also erahnen, welch großen Missmut pikantere Details als das gemeinsame Planschen im Meer auslösen können.
Das muss nun offenbar auch Chinas Außenminister Qin Gang erleben. Aufgrund einer Liebesaffäre mit der chinesischen Moderatorin Fu Xiaotian soll er in dem Ein-Parteien-Staat in Ungnade gefallen sein.

© Reuters/Thomas Peter
Seit drei Wochen ist der 57-Jährige nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Am 18. Juni empfing er noch seinen US-Amtskollegen Antony Blinken und war deshalb nicht zu den parallel stattfindenden deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen nach Berlin gereist.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Am 25. Juni folgte ein Gespräch mit dem russischen Vizeaußenminister Andrej Rudenko in Peking – danach verschwand Qin.
Qin blieb offiziellen Terminen fern
Am 10. Juli war eigentlich ein Treffen mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell geplant, das aber von den Chinesen abgesagt wurde. Und auch an einem Gipfel der Außenminister der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in der vergangenen Woche nahm Qin nicht teil.
Stattdessen reiste Chinas oberster Spitzendiplomat Wang Yi an, als Direktor der Zentralen Kommission für auswärtige Angelegenheiten der Chef von Qin. Dieser empfing auch den amerikanischen Klima-Beauftragten John Kerry zu Beginn dieser Woche.
Das Außenministerium begründete Qins Ausfälle mit „gesundheitlichen Problemen“. Eine Hongkonger Zeitung berichtete zunächst, er sei womöglich an Covid erkrankt.

© dpa/AP/Ministry of Foreign Affairs of the People's Republic of China
Chinas Zensurbehörde lässt Spekulationen zu
Doch in den sozialen Netzwerken gibt es andere Spekulationen: Qin soll eine Affäre mit der Moderatorin Fu Xiaotian des Fernsehsenders Phoenix TV haben.
Nachdem Qin 2021 zum Botschafter in Washington ernannt worden war, hatte er Fu im März 2022 ein Interview für das Format „Talk with World Leaders“ gegeben.
Im November desselben Jahres bekam Fu einen Sohn, dessen Vater unbekannt ist. Als Qin im März zum Staatsrat ernannt wurde, soll die 40-Jährige ein Foto des Kindes in dem sozialen Netzwerk Weibo gepostet haben. Dazu schrieb sie: „Welch siegreiche Premiere.“ Chinesische Internetznutzer interpretierten dies als Glückwünsche für Qins Beförderung, wie die britische „Times“ schreibt.
Auffällig ist auch die Rolle von Chinas Zensurbehörde, die normalerweise innerhalb kürzester Zeit Beiträge über hochrangige Parteikader im chinesischen Internet blockiert. Im Fall Qin und Fu jedoch ist sie bislang erstaunlich ruhig und lässt Diskussionen über die Gerüchte zu. Hat Qin – eigentlich ein langjähriger Vertrauter von Partei- und Staatschef Xi Jinping – den Rückhalt seiner Parteifreunde verloren?
Die KP verbietet der Führung offiziell außereheliche Beziehungen, und ihre Disziplinaraufsichtsbehörde führt häufig Affären an, wenn sie hohe Beamte der Korruption beschuldigt. Hinzu kommt: Auch Fu und ihr Sohn sind, genau wie Qin, seit gut drei Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Auf die Frage eines Journalisten, ob Qin Gang noch Außenminister sei, sagte seine Sprecherin: „Ich schlage vor, Sie schauen auf der Seite des Außenministeriums nach.“ Ein deutliches Ja klingt anders.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: