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Sieben Tote nach Gefängnisaufstand: Russische Nationalgarde beendet offenbar Geiselnahme in russischer Strafkolonie
Sondereinsatzkräfte der Nationalgarde sollen die Geiselnahme in der russischen Strafkolonie IK-19 beendet haben. In einem Video soll sich einer der Täter zur Dschihadistenmiliz IS bekannt haben.
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Bei einem Gefangenenaufstand mit Geiselnahme in einer russischen Haftanstalt für Schwerverbrecher sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Die vier Geiselnehmer seien durch Scharfschützen getötet und die als Geiseln gehaltenen Wärter befreit worden, teilte die Nationalgarde zu dem Vorfall in der Stadt Surowikino im Gebiet Wolgograd.
Nach Angaben der Gefängnisbehörde sind zudem drei Geiseln ums Leben gekommen. Vier Personen, drei Wärter und ein Gefangener sind demnach zudem von den Geiselnehmern verletzt worden, konnten aber fliehen.
Laut der russischen Strafvollzugsbehörde FSIN waren unter den Geiseln acht Gefängnisangestellte und vier weitere Insassen. „Die Täter fügten vier Angestellten Messerstiche unterschiedlicher Schwere zu“, erklärte die FSIN im Onlinedienst Telegram. „Zwei Verletzte sind in kritischem Zustand“, teilte der Chef der regionalen Gesundheitsbehörde, Anatoli Sebeljew, mit.
Der Vorfall ereignete sich bei einer Sitzung der Disziplinarkommission des Hochsicherheitsgefängnisses IK-19. „Während eine Disziplinarkommission tagte, haben Verurteilte Wärter als Geiseln genommen“, teilte die Lagerverwaltung im Gebiet Wolgograd am Freitag mit. Wie die Häftlinge an Stichwaffen gelangen und die Wärter überwältigen konnten, ist noch unklar.
Geiselnehmer soll sich zu IS bekannt haben
Über die Identität der Geiselnehmer oder etwaige Forderungen machten die Behörden keine weiteren Angaben. Auf Videos – mutmaßlich aus dem Inneren der Strafkolonie – in russischen Online-Netzwerken, die von der Nachrichtenagentur AFP nicht verifiziert werden konnten, waren etwa vier Gefängniswärter am Boden zu sehen, die zum Teil blutüberströmt als Geiseln genommen wurden.
Mindestens zwei weitere Männer wurden im Stehen von einem Dritten gefilmt, der Arabisch sprach. Letzterer bekannte sich auch auf Russisch zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch nach Angaben kremlnaher Telegramkanäle könnten die Geiselnehmer Verbindungen zur Terrormiliz haben.
Einer der Angreifer erklärte in einem Video seine Aktion als Rache. Er habe damit die Folter an den Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf das Moskauer Veranstaltungszentrum Crocus City Hall rächen wollen. Bei dem Anschlag im März waren über 100 Menschen ums Leben gekommen. Als die Tatverdächtigen gefasst und später dem Gericht vorgeführt wurden, wiesen sie Folterspuren auf.
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Die Staatsanwaltschaft hat wegen der Geiselnahme ein Strafverfahren eingeleitet. Nach Angaben aus dem Kreml hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin über den Verlauf der Geiselnahme unterrichten lassen.
Haftanstalt berüchtigt für strengen Strafvollzug
Die Strafkolonie IK-19, die für ihren strengen Strafvollzug bekannt ist, befindet sich in der Stadt Surowikino, rund 850 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt Moskau und etwa 120 Kilometer westlich der Stadt Wolgograd. Das Lager bezeichnet sich auf seiner Internetseite als „verschärfte“ Strafkolonie, die für über 1200 männliche Gefangene ausgelegt ist.
Es ist bereits der zweite derartige Vorfall in einem russischen Gefängnis seit Juni. Damals hatten Gefangene, die sich der IS-Miliz angeschlossen hatten, in einem Gefängnis in der südlichen Region Rostow zwei Wärter als Geiseln genommen. Russischen Spezialkräften gelang es, die Geiselnehmer zu töten und die Wärter zu befreien.
Gouverneur Andrej Botscharow suggerierte bei Telegram, dass es sich bei den Geiselnehmern vom Freitag nicht um Russen gehandelt habe. „Jeder, der sich auf unserem Territorium befindet, ist verpflichtet, die Gesetze Russlands zu respektieren und zu befolgen“, sagte der Gouverneur. „Wir werden niemandem erlauben, zu versuchen, ethnische Zwietracht zu stiften“, fügte er hinzu (dpa, AFP, Reuters, Tsp.)
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