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Syrische Dschihadisten auf dem Weg nach Hama.

© AFP/AREF TAMMAWI

Update

Hunderte Gefängnisinsassen befreit: Rebellen erobern Hama und kündigen Fortsetzung der Offensive an

Die Rebellen haben die nächste Großstadt in Syrien erobert und wollen nun Kurs auf Homs nehmen. Erneut soll ihnen militärisches Gerät in die Hände gefallen sein.

Stand:

Die Großstadt Hama in Syrien ist offenbar den islamistischen Rebellen in die Hände gefallen. Die Armee von Präsident Baschar al-Assad zog ihre Einheiten nach eigenen Angaben ab und verlegte sie auf Stellungen außerhalb der Stadt, „um das Leben von Zivilisten zu schützen und Kämpfe in der Stadt zu verhindern“. Die Aufständischen erklärten die Einnahme der Stadt nach einigen Tagen intensiver Gefechte. Der Anführer der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), Abu Mohammed al-Dscholani, sprach von einer „Eroberung ohne Rache“.

Die Führung der Rebellen kündigte bereits an, weiter in Richtung der Hauptstadt Damaskus und der auf dem Weg dorthin gelegenen Stadt Homs vorzustoßen. „Unser heldenhaftes Volk in Homs, eure Zeit ist gekommen“, erklärte die islamistische Gruppe in sozialen Medien.

05.12.2024

In sozialen Medien kursieren Aufnahmen, auf denen Rebellen in der viertgrößten Stadt Syriens zu sehen sind, wie sie auf jubelnde Zivilisten zu treffen scheinen. Andere sind auf Motorrädern und mit Militärfahrzeugen unterwegs.

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Hunderte Häftlinge wurden offenbar aus dem Gefängnis von Hama befreit

Die Allianz aus Rebellen in Syrien hat nach eigener Darstellung Hunderte Häftlinge aus dem zentralen Gefängnis der eroberten Stadt Hama befreit. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, bestätigte die Aktion. Einige der befreiten Häftlinge seien seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 inhaftiert gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt seien in dem Gefängnis etwa 3000 Häftlinge untergebracht.

Auch sollen die Rebellen einen militärischen Flugplatz bei Hama erobert haben. Unklar ist, ob ihnen dabei auch Flugzeuge in die Hände gefallen sind. Bereits mehrmals zuvor hatten die Islamisten bei ihrem überraschend schnellen Vormarsch große Menge militärischen Geräts erobert.

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Die Armee hatte die Darstellungen vom Vordringen der Rebellen nach Hama hinein zunächst dementiert, schließlich aber den Abzug aus der Stadt eingeräumt. „Im Lauf der vergangenen Stunden (...) konnten diese Gruppen mehrere Achsen in der Stadt durchdringen und die Stadt betreten“, teilte das syrische Verteidigungsministerium mit. Bei den zunehmenden Kämpfen mit den „Terroristen“ habe es in den Reihen der Regierungssoldaten zunehmend Tote gegeben.

Am Mittwoch hatten Regierungstruppen mit Hilfe der russischen Luftwaffe einen ersten Vorstoß der Rebellen noch zurückgeschlagen. Beide Seiten berichteten danach von schweren Kämpfen in der Nacht. Die Rebellen hatten am Dienstag einen strategisch wichtigen Hügel vor Hama eingenommen und rückten am Mittwoch auf die östlichen und westlichen Flanken der Stadt vor.

Während Hama zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 eine Bastion der Opposition gegen Machthaber Assad und Schauplatz häufiger Massenproteste war, leben in den ländlichen Gebieten westlich der Stadt viele Alawiten, die derselben schiitischen Glaubensrichtung angehören wie Assad selbst.

Rebellen-Truppen nehmen Kurs auf die strategisch wichtige Stadt Homs

Assads Regime bereitet sich offenbar derweil auf Kämpfe in der nahegelegenen Großstadt Homs vor. Mit der Regierung verbündete Kämpfer sollen bereits Verteidigungslinien gebildet und junge Syrer für den Kampf in der staatlichen Armee verpflichtet haben.

Homs liegt etwa eine halbe Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt. Die Kontrolle der Regierung über Homs ist dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge entscheidend, um weiterhin Lieferungen des Irans an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu ermöglichen. Durch Homs verlaufen die letzten verbliebenen Straßenverbindungen von Ost nach West.

Bei einer Eroberung wäre auch die Verbindung der Hauptstadt Damaskus zu den syrischen Mittelmeerhäfen, den dortigen russischen Basen und die alawitischen Machthochburgen von Assad abgeschnitten. Es ist daher anzunehmen, dass Assads Regime versuchen wird, die Stadt noch entschiedener zu verteidigen.

Völlig unklar ist auch, ob die Rebellen über genügend Kämpfer verfügen, um Homs mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern einzunehmen, nachdem sie in kürzester Zeit bereits große Gebiete erobert haben. Damaskus war der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge am Donnerstag Ziel von Angriffen. Sana zitierte Militärkreise, wonach die syrische Luftabwehr zwei „feindliche“ Drohnen über Damaskus abgefangen habe.

China riet seinen Staatsbürgern in Syrien angesichts der jüngsten Eskalation zur Ausreise. Chinesen in Syrien sollten „nach Hause zurückzukehren oder das Land so schnell wie möglich verlassen“, erklärte die Botschaft im Onlinedienst Wechat.

Mindestens 700 Tote sind bisher bestätigt

Seit mittlerweile einer Woche rücken die islamistische Miliz HTS und verbündete Kämpfer bei ihrer im Norden gestarteten Großoffensive gegen die Regierungstruppen vor. HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu al-Qaida.

Neben zahlreichen Ortschaften gelang es den Kämpfern, auch die Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle zu bringen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Offensive mehr als 700 Menschen getötet, darunter ein Großteil Kämpfer, aber auch 110 Zivilisten.

Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen wurden getötet und Millionen weitere vertrieben. (Mit Agenturen)

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