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© Imago/Horst Galuschka; Freepik: Montage: Tagesspiegel

Thank God It’s International Friday 26: „Es geht um verflucht viel“, sagt Joschka Fischer

Die Themen der Woche: Trumps Schulterschluss mit Putin | Joschka Fischer über die neue Weltordnung | Handelskrieg | Das Ende der transatlantischen Partnerschaft?

Anja Wehler-Schöck
Eine Kolumne von Anja Wehler-Schöck

Stand:

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Könnte Donald Trump der Ukraine bald den Frieden bringen? Daran glaubt insbesondere einer, nämlich er selbst. Denn mit seinem Berserkerkurs ist dem US-Präsidenten vor allem eines gelungen: Chaos zu stiften. Und die russische Position zu stärken.

Während Trump vollmundig verkündet, dass die „Signale aus Russland“ mit Blick auf eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg „ziemlich gut“ seien, lehnt sich Wladimir Putin in Moskau entspannt in seinem Sessel zurück und diktiert Konditionen.

Der russische Präsident versteht es, mit Trump zu spielen. Bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag richtete er „Worte der Dankbarkeit“ an den US-Präsidenten. Durchaus angemessen. Denn einen besseren Verbündeten als Trump könnte sich Putin derzeit kaum wünschen.

Lesen Sie dazu auch den aktuellen Leitartikel meiner Kollegin Hannah Wagner. 👇

Joschka Fischer: Chaos als neues Ordnungsprinzip

„In Russland nimmt man nur die USA ernst“, ist sich der ehemalige Außenminister Joschka Fischer sicher. Und betont: „Wer mit Russland verhandeln will, der braucht großes diplomatisches Geschick.“ Davon ist bei Trumps aktuellem Kurs leider wenig zu spüren.

Am Donnerstagabend habe ich mit Fischer vor vollem Haus in der Urania über sein neues Buch „Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung“ gesprochen. Mein Kollege Hans Monath hat für den Tagesspiegel über unsere Diskussion berichtet. Lesen Sie hier. 👇

Der 76-jährige Fischer hat viele Richtungs- und Meinungswechsel hinter sich. In den 1980er Jahren demonstrierte er gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Aufrüstung, heute fordert er hohe Rüstungsinvestitionen, einen europäischen Nuklearschirm und die Wiedereinführung der Wehrpflicht.

Was der rote Faden in seinen politischen Überzeugungen sei, habe ich ihn gefragt. Da musste er nicht lange nachdenken: „Demokratie und Rechtsstaat“. „Freiheit“, schlug eine Zwischenruferin aus dem Publikum vor. Das nahm er auch gerne noch mit.
Was bereitet ihm in diesen düsteren Zeiten noch Hoffnung, wollte ich zum Abschluss von Fischer wissen. „Lebbe geht weider“, zitierte er daraufhin den legendären Fußballtrainer Dragoslav Stepanović. Wohl wahr.

Buchpremiere von Joschka Fischer in der Urania

© Urania/Sebastian Dudey

Europa zwischen den USA und China?

Die geopolitische Hauptachse des 21. Jahrhunderts wird zwischen den USA und China verlaufen, schreibt Joschka Fischer in seinem aktuellen Buch. Wie friedlich die kommenden Jahre werden, werde maßgeblich davon bestimmt, ob dieses Verhältnis kooperativ oder konfrontativ geprägt sein wird.

Donald Trump während seiner ersten Amtszeit bei einem Treffen mit Xi Jinping.

© REUTERS/KEVIN LAMARQUE

Was bedeutet die amerikanisch-chinesische Rivalität für Europa? Wie kann sich die EU für den beginnenden Handelskrieg der USA wappnen? Und wie kann sie ihre Verteidigungskraft stärken? Darüber werde ich kommende Woche mit Lars-Hendrik Röller, dem früheren wirtschaftspolitischen Berater von Angela Merkel, beim Unternehmertag sprechen.

Die EU handelt mit ihrer deutlichen Reaktion auf Trumps Zollpolitik genau richtig, ist sich mein Kollege Felix Kiefer sicher. Die USA seien im Welthandel zwar wichtig, aber perspektivisch könne sich die EU emanzipieren, schreibt er in seinem Leitartikel diese Woche. 👇

Trump auf Konfrontationskurs: Diskutieren Sie mit!

Können sich Deutschland und Europa noch auf die USA, ihren einst engsten Verbündeten, verlassen? In einem Hin und Her droht Trump mit hohen Zöllen, stellt die Nato infrage, stoppt die Unterstützung der Ukraine.

In der nächsten Ausgabe der Talk-Reihe „High Noon“ des Tagesspiegels geht es daher um die Frage: Ist unsere Partnerschaft mit den USA am Ende? Darüber spreche ich am kommenden Montag, dem 17. März, mit Julia Friedlander von der Atlantik-Brücke, Christian Mölling von der Bertelsmann-Stiftung und Juliane Schäuble, der US-Korrespondentin des Tagesspiegels. Seien Sie mit dabei! Hier geht’s zur Anmeldung.

Amerika zerstört sich selbst: Lesetipp

In meiner Freizeit treffe ich mich regelmäßig mit einem Literaturkreis, um Romane zu diskutieren. Gestern Abend haben wir über einen von mir vorgeschlagenen Titel gesprochen, nämlich „The Plot against America“ von Philip Roth. Das 2004 erschienene Buch könnte derzeit nicht aktueller sein.

In Roths „alternate history“-Roman zerstören sich die USA von innen. Der preisgekrönte Autor skizziert die Folgen einer alternativen geschichtlichen Wendung: Was wäre geschehen, hätten die Amerikaner 1940 statt Franklin D. Roosevelt den Flugpionier Charles Lindbergh, einen Isolationisten, Antisemiten und NS-Sympathisanten, zum Präsidenten gewählt? Ich kann Ihnen das Buch wärmstens empfehlen – allerdings nicht unbedingt als Einschlaflektüre …

Das war’s von mir für heute. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Herzlich

Ihre Anja Wehler-Schöck

P.S.: Vielen Dank an Bettina Seuffert für die Graphik und an Johannes Altmeyer für das Feedback!

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