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„Trump kämpft nicht für euch oder eure Familie“: Tim Walz tritt erstmals mit Kamala Harris auf – und setzt sofort auf Angriff
Beim Wahlkampfauftritt mit Kamala Harris wirft ihr frisch gekürter Vize-Kandidat dem Trump-Lager Verlogenheit vor und verweist auf seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen. Kontrahent Trump ätzt gegen das „linksradikale Duo“.
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Unter tosendem Jubel sind die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr frisch auserkorener Vize Tim Walz erstmals zusammen bei einer Wahlkampfveranstaltung aufgetreten.
Anhänger ihrer Partei empfingen das Duo in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania zum Auftakt einer Tour durch politisch besonders umkämpfte Bundesstaaten, die bei der Wahl im November eine Schlüsselrolle spielen dürften.
„Wir sind die Außenseiter in diesem Rennen“, sagte Harris über den Wahlkampf gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump und dessen Vize J.D. Vance. Sie selbst sei zwar erst vor zwei Wochen nach dem Verzicht von US-Präsident Joe Biden auf eine weitere Kandidatur in die erste Reihe gerückt. „Aber wir haben das Momentum und ich weiß genau, womit wir es zu tun haben.“
Mit Walz habe sie eine Führungspersönlichkeit an ihrer Seite, sagte Harris vor rund 10.000 Menschen. Er sei „die Art von Vizepräsident, die Amerika verdient“, so die 59-Jährige. „Diese Kampagne - unsere Kampagne - ist nicht nur ein Kampf gegen Donald Trump. Unsere Kampagne - diese Kampagne - ist ein Kampf für die Zukunft.“
Die 59-Jährige hob in ihrer Rede das politische Profil ihres „Running Mates“ hervor, betonte dabei unter anderem seine Unterstützung für Militärveteranen, Gewerkschaften, das liberale Abtreibungsrecht und striktere Waffengesetze. Nur wenige Stunden zuvor hatte sie ihn zu ihrem Vize gemacht.

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Der 60-jährige Walz ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher lange als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Vor seiner politischen Laufbahn war er lange als Lehrer tätig. Der verheiratete Vater zweier Kinder hat kein starkes nationales Profil, ist aber bekannt für seine Bodenständigkeit und direkte Art, politische Botschaften zu transportieren. Seine Frau Gwen ist ebenfalls Lehrerin.
Walz wirft Trump „Chaos und Spaltung“ vor
In seiner neuen Funktion ging Walz prompt zum verbalen Angriff auf die republikanische Gegenseite über. Er machte sich über Trump und Vance lustig, warf den beiden Verlogenheit vor. „Donald Trump kämpft nicht für Euch oder Eure Familie“, sagte Walz über den Ex-Präsidenten.
Dann ergänzte er mit Blick auf seine eigene Kindheit im ländlichen US-Bundesstaat Nebraska: „Er saß nie an einem Küchentisch, wie dem, an dem ich aufgewachsen bin, wo wir uns gefragt haben, wie wir die Rechnungen bezahlen sollen. Er saß in seinem Country Club in Mar-a-Lago und hat sich überlegt, wie er die Steuern für seine reichen Freunde senken kann.“

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Zudem warf er Trump vor, „Chaos und Spaltung“ zu säen. Trump habe keine Ahnung, was es bedeute, dem Land zu dienen. „Donald Trump - er sieht die Welt anders. Er weiß nicht das Geringste darüber, (der Nation) zu dienen, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu dienen“, sagte Walz. Trump habe die Wirtschaft in den Ruin getrieben.
„Er macht sich über unsere Gesetze lustig, er sät Chaos und Spaltung“, sagte Walz. Zudem sei die Zahl der Gewaltverbrechen unter dem Republikaner gestiegen, sagte Walz, der Gouverneur des Bundesstaats Minnesota ist. Da seien die Verbrechen, die Trump selbst begangen habe, noch nicht einmal mitgezählt, fuhr Walz unter Gelächter und Jubel fort.
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Trumps Vizekandidaten Vance bedachte er mit sarkastischen Worten: „Wie alle normalen Menschen, mit denen ich im Landesinneren aufgewachsen bin, hat J.D. in (der Elite-Universität) Yale studiert, seine Karriere von Silicon-Valley-Milliardären finanzieren lassen und dann einen Bestseller geschrieben, in dem er über die Menschen in seiner Heimat herzieht“, spottete Walz.
Bei der Wahlkampfveranstaltung dabei war auch der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro. Dieser galt zuvor als Favorit, der Kandidat an der Seite von Harris zu werden. In Philadelphia nun lobte Shapiro Walz.
Dass die Veranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania stattfand, war kein Zufall. Pennsylvania gehört zu den Bundesstaaten, die Präsident Joe Biden bei der Wahl im Jahr 2020 zum Sieg verholfen hatten. Die Wahlkampfveranstaltung in Philadelphia bildete den Auftakt einer mehrtägigen Tour durch die besonders umkämpften und wahlentscheidenden Bundesstaaten der USA.
Trump ätzt gegen „linksradikales Duo“
Trump hatte vor dem Auftritt selbst kräftig gegen Harris und Walz ausgeteilt. „Das ist das linksradikalste Duo in der amerikanischen Geschichte“, schrieb der 78-Jährige auf seiner Online-Plattform Truth Social. „So etwas hat es noch nie gegeben und wird es auch nie wieder geben.“ Er bezeichnete Harris außerdem als „verrückt“.
Trumps Vizekandidat Vance hatte in den vergangenen Wochen einen holprigen Start hingelegt. Mit Blick auf Walz wählte der Senator aus dem Bundesstaat Ohio ähnliche Worte wie Trump. Die Personalie unterstreiche, „wie radikal Kamala Harris“ sei, sagte Vance vor Journalisten und warf der Demokratin unter anderem vor, damit „auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört“ zu haben.
Lob für Walz, auch von Obama
Walz wird besonders vom linken Flügel der Demokraten unterstützt. Dieser steht für einen Israel-kritischeren Kurs als die Mitte der Partei und stellte die Nahost-Politik der Biden-Regierung zuletzt immer wieder infrage. Walz selbst äußerte sich mit Blick auf die Lage im Nahen Osten bislang allerdings eher zurückhaltend.
Zuspruch für ihn gab es auch aus der Mitte der Partei, etwa vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Der attestierte seiner Parteifreundin Harris die Wahl eines „idealen Partners“. Walz habe „die Werte und die Integrität, um uns stolz zu machen“.
US-Präsident Biden äußerte sich ebenfalls wohlwollend: Das Duo werde „dafür sorgen, dass Amerika weiterhin die Welt anführt und seine Rolle als unverzichtbare Nation wahrnimmt“.
Nach ihrer Tour durch die besonders heiß umkämpften „Swing States“ erwartet Harris und Walz der große Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago. Harris' offizielle Nominierung hätte eigentlich dort stattfinden sollen, wurde aus bürokratischen Gründen aber vorgezogen und digital abgewickelt. (dpa, AFP)
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