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Trump und Putin beim Alaska-Gipfel: „Sieht so aus, als ob das ganze Treffen auf einer Fehlinformation beruht“
Das Treffen ist das Ergebnis eines Besuchs des US-Sondergesandten Witkoff in Moskau. Doch womöglich hat dieser Aussagen Putins falsch verstanden und übermittelt.
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Dass es am Freitag überhaupt zum großen Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Machthaber Putin kommt, ist auch das Ergebnis der Vorarbeit von Steve Witkoff, seines Zeichens Trumps Sondergesandter für globale Konflikte aller Art. Witkoff war am 6. August nach Moskau gereist und hatte dort rund drei Stunden mit Putin über den Ukraine-Krieg gesprochen.
Doch möglicherweise hat Witkoff, der keinen eigenen Dolmetscher dabei hatte und sich auf den des Kreml verließ, dabei Aussagen Putins falsch verstanden oder interpretiert. Demnach sei er davon ausgegangen, Putin habe einen Rückzug der Russen aus Cherson und Saporischschja angeboten.
„Witkoff weiß nicht, wovon er spricht“, zitierte „Bild“ einen ukrainischen Regierungsbeamten. Der Politikwissenschaftler Carlo Masala sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Es sieht es so aus, als ob das ganze Treffen auf einer Fehlinformation über mögliche russische Kompromisslinien beruht“. Michael McFaul, einst US-Botschafter in Moskau, warf Witkoff „schädliche Inkompetenz“ vor und empfahl ihm, künftig einen Protokollführer mitzunehmen.
Auch bei Telefonaten mit verschiedenen europäischen Vertretern habe Witkoff unterschiedliche Dinge erzählt und sich in der Wiedergabe von Putins Forderungen immer wieder korrigiert. Der 68-Jährige hatte vor seiner Tätigkeit für Trump keinerlei diplomatische Erfahrung, kommt vielmehr aus der Immobilienbranche. Schon im Mai schimpften Mitarbeiter der Trump-Regierung über Witkoff, einer nannte ihn gegenüber der „New York Post“ einen „stümpernden Idioten“.
Unbestritten scheint Putins Forderung, die Ukraine möge sich aus dem Donbass (Region Donezk) zurückziehen. Laut des Kreml-Beraters Dmitrij Suslow beinhaltet Putins Angebot, dass Russland im Gegenzug aus den Regionen Sumy, Dnipropetrowsk und Charkow im Norden abziehen würde, nicht aber aus den strategisch deutlich wichtigeren südlichen Regionen Cherson und Saporischschja. Experten des US-Instituts für Kriegsforschung (ISW) warnen, dass ein solcher Gebietstausch erhebliche strategische Nachteile für die Ukraine haben könnte.
Ohne die Region Donezk würde den Ukrainern der kritische Verteidigungsgürtel Kostiantynivka-Slawjansk fehlen der seit elf Jahren befestigt wird und eine wichtige logistische Rolle spielt. Eine politische Übergabe würde es Russland ermöglichen, strategische Positionen kampflos zu erlangen und sie zeitnah für einen neuen Angriff auf die Ukraine zu nutzen.
Welche Angebote am Ende wirklich auf dem Tisch liegen, wird sich erst in Anchorage zeigen. Vorausgesetzt, Trump versteht Putin im Vier-Augen-Gespräch nicht ebenfalls falsch. (jmi)
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