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Trump will die Auszeichnung: US-Präsident soll sich bei Stoltenberg über Friedensnobelpreis erkundigt haben
Donald Trump – selbst deklarierter Friedenspräsident – lässt keine Chance ungenutzt, sich für den Nobelpreis ins Gespräch zu bringen. Doch wie könnte ihm ein Anruf in Norwegen einen Vorteil verschaffen?
Stand:
US-Präsident Donald Trump möchte unbedingt mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden. Daraus macht er keinen Hehl. Ende Juli schrieb er auf seiner Online-Plattform Truth Social: „Ich bin stolz, der Präsident des FRIEDENS zu sein!“ Vergangenen Monat soll er sich zudem beim ehemaligen Nato-Generalsekretär und jetzigen norwegischen Finanzminister Jens Stoltenberg über die Auszeichnung erkundigt haben, berichtet die norwegische Wirtschaftstageszeitung „Dagens Næringsliv“.
Trump soll sich demnach nicht das erste Mal bei Stoltenberg über den Nobelpreis erkundet haben. Zudem sollen die beiden Politiker über die US-Zölle gesprochen haben, die das Weiße Haus gegen Norwegen verhängt hat. Seit etwa einer Woche werden auf Importe aus dem skandinavischen Land 15 Prozent Strafzölle fällig.
Warum sich Trump an Stoltenberg wendet, um über den Friedensnobelpreis zu sprechen, lässt sich durch die Aufstellung des Wahlkomitees erklären: Das fünfköpfige Komitee, das den oder die Preisträger bestimmt, wird vom norwegischen Parlament gewählt. Im kommenden Jahr endet die Amtszeit von drei Mitgliedern des Nobelkomitees. Eine Wiederwahl ist möglich.
Stoltenberg bestätigte der Zeitung gegenüber das Telefonat mit Trump. Ihm zufolge seien auch der US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer zugeschaltet gewesen. Ob es bei dem Gespräch neben den US-Zöllen auch über den Friedensnobelpreis ging, wollte der norwegische Finanzminister allerdings nicht bestätigen.
Ukraine, Nahost, Kaschmir, Südostasien, Kaukasus – Trump mischt sich ein
Dabei ist Trump nicht der einzige, der sich für den Friedensnobelpreis für den US-Präsidenten starkmacht. In seiner zweiten Amtszeit schaltet er sich in nahezu jeden Konflikt ein, um ihn zu befrieden. Schon im Wahlkampf versprach Trump, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine schnell zu beenden, was ihm bislang nicht gelang.
Auch im Nahostkonflikt hat sich Trump wiederholt zu Wort gemeldet. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte im Juli, den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen zu haben. Zuletzt hatte Trump seinen Ton gegenüber der israelischen Regierung merklich verschärft, etwa mit der Forderung, mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen. Seinen Standpunkt zu einer möglichen Einnahme des Küstenstreifens durch Israel lässt er aber offen.
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Neben Israel schlug auch Pakistan den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vor. Im Frühjahr lieferte sich das Land in der Konfliktregion Kaschmir Gefechte mit seinem Nachbarn Indien, die laut Islamabad durch das „entschlossene diplomatische Eingreifen und (der) entscheidenden Führungsrolle“ Trumps im Mai mit einer Waffenruhe endeten. Indiens Premierminister Narendra Modi hingegen widersprach hingegen der Darstellung, dass die USA in dem Konflikt vermittelt haben.
Ende Juli eskalierte ein Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand. Nach fünf Tagen mit heftigen Kämpfen einigten sich die südostasiatischen Länder auf einen Waffenstillstand. Trump habe direkt eingegriffen, erklärte der stellvertretende kambodschanische Ministerpräsident, Sun Chantol, vor etwa zwei Wochen. Daher verdiene der US-Präsident die Nominierung.
In einem Brief an das norwegische Nobelkomitee lobte Kambodschas Regierungschef Hun Manet Trumps „außergewöhnliche staatsmännische Kompetenz, geprägt von seinem Engagement für die Lösung von Konflikten und die Verhinderung katastrophaler Kriege durch visionäre und innovative Diplomatie“.
Zuletzt empfing Trump den armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan und den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew zu einem „Friedensgipfel“ im Weißen Haus, bei dem die beiden seit langem verfeindeten Länder vor allem ein Handelsdeal unter Beteiligung der USA unterzeichneten. Dennoch lobten Aliyev und Paschinjan ihren Gastgeber und verkündeten, Trump für den Friedensnobelpreis empfehlen zu wollen.
Der US-Präsident war während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 bereits mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden – bislang ohne Erfolg. Trump selbst hat bereits mehrfach seinen Ärger darüber geäußert, dass er den Preis bisher noch nicht bekommen hat. „Ich verdiene ihn, aber sie werden ihn mir nie geben“, sagt er etwa bei einem Besuch von Netanjahu im Februar.
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