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U-Haft verlängert: Polen will bis Mitte November über Auslieferung von Nord-Stream-Verdächtigem entscheiden
Vergangene Woche hat die polnische Polizei den Ukrainer Wolodymyr Z. bei Warschau festgenommen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, am Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines beteiligt gewesen zu sein.
Stand:
Die polnische Justiz will innerhalb von 40 Tagen über eine mögliche Auslieferung des wegen des Anschlags auf die Nord-Stream-Pipelines festgenommenen Ukrainers an Deutschland entscheiden. Ein Gericht in Warschau verlängerte am Montag zudem die Untersuchungshaft des Verdächtigen Wolodymyr Z. bis zum Tag der Entscheidung über die mögliche Auslieferung.
Der Ukrainer war am vergangenen Dienstag in Pruszkow bei Warschau festgenommen worden. Gegen ihn liegt ein europäischer Haftbefehl vor, der in Deutschland ausgestellt worden war. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft Z. das gemeinschaftliche Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, verfassungsfeindliche Sabotage sowie die Zerstörung von Bauwerken vor. Der Beschuldigte soll nach einer Überstellung aus Polen dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt werden.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft gehörte Z. „zu einer Gruppe von Personen, die im September 2022 nahe der Insel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines ‚Nord Stream 1’ und ‚Nord Stream 2’ platzierte“. Der Beschuldigte sei „ausgebildeter Taucher“ und habe sich an den für den Anschlag „erforderlichen Tauchgängen“ beteiligt.
Weiterer Festgenommener wehrt sich gegen Auslieferung
Im August hatte die Bundesanwaltschaft bereits die Festnahme eines Ukrainers in Italien erwirkt, der ebenfalls an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines beteiligt gewesen sein soll. Der Beschuldigte Serhii K. soll laut der Bundesanwaltschaft der Koordinator des Sabotage-Kommandos gewesen sein. Mitte September ordnete ein italienisches Gericht seine Auslieferung nach Deutschland an. K. wehrt sich gerichtlich dagegen.
Die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Am 26. September 2022 – sieben Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – wurden sie durch Sprengsätze schwer beschädigt. Die deutschen Ermittler gehen davon aus, dass eine ukrainische Gruppe bestehend aus mehreren Männern und einer Frau für die Explosionen an den Pipelines verantwortlich war.
Die Pipelines waren zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 kurz zuvor gestoppt, mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nord Stream 2 war nie in Betrieb gegangen. (AFP)
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