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Container sind im Hafen von Los Angeles gestapelt während im Vordergrund eine US-Flagge weht.

© dpa/AP/Damian Dovarganes

Übersicht über Trumps Handelspolitik: Wo jetzt welche Zölle gelten

Während sich China und die USA geeinigt haben, warten andere Länder noch auf Verhandlungen über Einfuhrzölle. Wo gilt gerade was?

Stand:

China hat erreicht, worauf Nachbar Kanada noch wartet: ein neues Handelsabkommen mit den USA. Seit Donald Trump wieder im Amt ist, nutzt er Zölle gezielt – als Druckmittel und Strafe zugleich.

Dass es mit China zu einem Deal kam, liegt auch daran, dass Peking mit seiner Kontrolle über Seltene Erden am längeren Hebel sitzt. Auf seiner Asienreise hatte der US-Präsident außerdem Abkommen mit Japan und Südkorea geschlossen.

Für Nachbar Kanada sah es zuletzt schlecht aus: Die Verhandlungen hatte Trump abgebrochen, nachdem der Bundesstaat Ontario einen Anti-Zoll-Werbeclip ausgestrahlt hatte. Kanadas Premierminister Mark Carney hatte zwar bestätigt, dass er sich bei dem Präsidenten entschuldigt hatte. Wieder aufgenommen hat Trump die Verhandlungen bisher aber nicht.

Gleichzeitig verhandeln Mexiko und Brasilien über Abkommen und Ausnahmen für bestimmte Produkte – das Ergebnis ist offen. In Taiwan hatte man kürzlich Fortschritte in den Beratungen vermeldet.

Doch wo gelten aktuell welche Zölle? 

Trumps Ziel: die USA unabhängiger machen und zugleich ihre Verhandlungsmacht ausspielen. Länder, die sich auf Abkommen einlassen, erhalten bessere Konditionen – andere zahlen Milliarden an Zusatzabgaben. Viele Ankündigungen wurden verschoben, pausiert oder gar nicht umgesetzt.

Ob der US-Präsident solche Maßnahmen überhaupt im Alleingang verhängen darf, prüft derzeit der Supreme Court, das Bundesverfassungsgericht der USA. 

Manche Branchen trifft es hart

Zölle für einzelne Länder sind nicht der einzige Hebel in Trumps Handelspolitik. Für knapp 20 Industriezweige hat er bislang zusätzliche Abgaben angekündigt, die global für alle Länder gelten sollen. Der Präsident begründet ihre Einführung damit, dass sie eine Bedrohung für die nationale Sicherheit abwehren sollen. Noch laufen die Prüfungen, die Zölle sind bislang nicht in Kraft. 

Hinzu kommt: Der Republikaner kippte die zollfreie Einfuhr von Warensendungen unter 800 Dollar (etwa 740 Euro). Das traf besonders kleinere Versandhändler wie Etsy.

Die Auswirkungen sind komplex

Die USA haben laut dem Bipartisan Policy Center im Jahr 2025 rund 225 Milliarden Dollar (etwa 200 Milliarden Euro) eingenommen – mehr als doppelt so viel wie in den Jahren zuvor. Auch wenn viele der Beschränkungen erst seit wenigen Monaten gelten, verändern sie bereits das Handelsgefüge der Welt. 

Wie genau sich das langfristig auswirken wird, ist schwer vorherzusagen. „Viele betrachten Handelsbeziehungen als etwas Lineares – tatsächlich aber sind sie ein komplexes System, das zahlreiche Partner betrifft“, sagt Gilberto García-Vazquez, Chefökonom des Datenunternehmens Datawheel.

„Nicht jedes Land kann oder will alle Güter bereitstellen.“ Man lebe heute in einem spezialisierten, globalen System – ein Prozess, der sich voraussichtlich noch verstärken dürfte.

Ohne diesen Handel [mit Computerchips] wäre die US-Wirtschaft wohl in einer Rezession.

Gilberto García-Vazquez, Chefökonom des Datenunternehmens Datawheel

Die USA ihrerseits haben eine negative Handelsbilanz: Sie importieren mehr, als sie selbst exportieren. Das will Trump ändern. Die amerikanische Wirtschaft baut derzeit stark auf Künstliche Intelligenz, sagt García-Vazquez. Sie handele mit Computerchips, die für diese Technologie benötigt werden. „Ohne diesen Handel wäre die US-Wirtschaft wohl in einer Rezession“, sagt er.

Um wirtschaftliche Zusammenhänge in der globalisierten Welt greifbarer zu machen, haben García-Vazquez und sein Team die Plattform Observatory of Economic Complexity (OEC) geschaffen. Dort gibt es einen Zoll-Simulator, mit dem sich nachvollziehen lässt, wie sich Einfuhrzölle auf Handelspartner auswirken können.

Ein Überblick über die Folgen für ausgewählte Länder.


Deutschland

Die Zölle gegen die Automobilbranche dürften Deutschland bisher am stärksten getroffen haben. Der Autokonzern Audi korrigierte am Freitag bereits seine Gewinnprognose nach unten. Für Autos gelten 25 Prozent Zoll, sofern sie nicht in einem Werk in den USA produziert werden. Audi hat kein Werk in den Staaten. 

Für andere Güter waren in dem Abkommen mit der EU 15 Prozent Einfuhrzölle vereinbart worden.

Nach Daten des OEC sind die USA Deutschlands größter Handelspartner mit einem Volumen von etwa 188 Milliarden Dollar (162 Milliarden Euro) im Jahr 2024. Dabei werden vor allem Pharmaprodukte und Autos exportiert. Erheben die USA nun Einfuhrzölle, verschiebt sich der Handel. So geht das OEC davon aus, dass Deutschland künftig vermehrt nach Großbritannien exportieren könnte. 


China

Seine Drohung, Einfuhrzölle von bis zu 100 Prozent zu verhängen, hat der US-Präsident relativ schnell wieder zurückgenommen. Das am Donnerstag verkündete Handelsabkommen mit China sieht 25 Prozent vor.

Gleichzeitig sind die Vereinigten Staaten Chinas größter Exportpartner – mit einem Volumen von 524 Milliarden Dollar (451 Milliarden Euro) laut OEC im Jahr 2024. Der Unterschied zu Deutschland: Der Export ist breiter gestreut, es geht nicht hauptsächlich um zwei Produkte. An der Spitze stehen Tablets und Smartphones.

Haben sich geeinigt: US-Präsident Trump (links) und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping.

© REUTERS/Evelyn Hockstein

Schaut man auf die Simulationen, so könnte China künftig mehr nach Russland und Deutschland exportieren. Auch Vietnam wäre eine Option – von dort könnten die Waren weiter exportiert werden.


Kanada und Mexiko

Für beide Nachbarstaaten der USA waren die vergangenen Monate ein ständiges Auf und Ab. Bei einem Treffen im Weißen Haus vor einigen Wochen schienen Trump und Carney noch optimistisch, bald einen Deal schließen zu können. In dem Werbespot, der die Verhandlungen stoppte, kritisiert der republikanische US-Präsident Ronald Reagan vor fast 40 Jahren Zölle auf ausländische Waren und warnt davor, dass diese zu Arbeitsplatzverlusten und Handelskriegen führen.

Kritik an der Zollpolitik des US-Präsidenten kommt auch aus den eigenen Reihen: Vier Republikaner stimmten im Senat für eine Resolution, die Einfuhrzölle auf kanadische Waren zu beenden. Das dürfte aber ohne Folgen bleiben.

Mit Mexiko laufen die Verhandlungen noch. Die ursprüngliche Frist bis zum 1. November wurde verlängert, sagte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum am Mittwoch.

Beiden Nachbarländern wirft Trump vor, nicht genug gegen die illegale Einfuhr von Fentanyl, einem schnell süchtig machenden Opioid, in die USA zu unternehmen. Die Zölle fungieren also als eine Bestrafung.

Verschiedene Simulationsszenarien zeigen: Sollten sich die Fronten mit den USA verhärten, werden die beiden Länder stärker auf den Handel miteinander angewiesen sein.

So oder so hat Trumps Zollpolitik den internationalen Handel aufgerüttelt. Viele Szenarien sind denkbar – der genaue Ausgang ist ungewiss. 

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