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Ukraine-Invasion, Tag 1028: Anschläge werden immer mehr zum Teil des Ukraine-Krieges
Russischer General Kirillow bei Bombenexplosion getötet, Russland startet offenbar „intensive“ Gegenoffensive in Region Kursk. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die Tötung des russischen Generals Igor Kirillow bei einem E-Scooter-Anschlag in Moskau beherrschte heute weltweit die Schlagzeilen. Er ist damit der ranghöchste Vertreter des russischen Militärs, der seit Beginn der Vollinvasion in der Ukraine auf russischem Boden getötet wurde (lesen Sie mehr dazu in unseren Nachrichten des Tages). Aber er ist nicht der Erste, der bei einem Anschlag ums Leben kam, auch wenn nur selten zweifelsfrei feststeht, wer die Auftraggeber sind.
So kam erst im Mai ein offenbar prorussischer Justizmitarbeiter in der ukrainischen Oblast Saporischschja durch eine Autobombe ums Leben. Auch der Fall von Darja Dugina, Tochter eines Putin-Vertrauten, die im Oktober 2022 durch eine Autobombe getötet wurde, machte Schlagzeilen.
Der Ökonom und frühere ukrainische Politiker Tymofij Mylowanow sieht in dem jüngsten Fall sogar eine neue Phase des Krieges, wie er auf X schreibt: Attentate mit Sprengstoffen in großen Städten (Quelle hier). Auch Russland wende diese Methode an, schreibt er unter Verweis auf einen Artikel von BBC News Ukraine (Quelle hier).
In dem Artikel geht es um einen Anschlag am 14. Dezember in der Nähe eines Einkaufszentrums in Dnipro. Dabei kam ein Mensch durch eine Autobombe ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Bei dem Getöteten soll es sich demnach um einen Soldaten handeln. Der mutmaßliche Attentäter, der kurz darauf festgenommen wurde, könnte, wie es in dem Artikel heißt, im Auftrag russischer Spezialdienste agiert haben.
Laut BBC News habe es zudem zuletzt in der Ukraine massenhafte Brandanschläge auf Militärfahrzeuge gegeben - laut ukrainischem Geheimdienst organisiert von russischen Spezialdiensten, um die Stimmung in der ukrainischen Bevölkerung zu beeinflussen. So sollen die für solche Anschläge beauftragten Personen Videos davon aufnehmen und in den sozialen Medien veröffentlichen, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen.
All diese Anschläge zeigen: Der Ukraine-Krieg beschränkt sich nicht allein auf die Frontlinie. Die Motive dahinter dürften allerdings von Fall zu Fall variieren. Denn bei den Anschlägen auf Russen scheint es vornehmlich darum zu gehen, hochrangige Personen zu treffen. Aber sicherlich dürften auch diese Anschläge dazu führen, dass die russische Öffentlichkeit den Krieg bewusster wahrnimmt.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Der russische General Igor Kirillow ist bei einer Explosion in Moskau getötet worden. In der Nähe eines Wohnhauses im Südosten der Hauptstadt sei am Dienstagmorgen ein Sprengsatz detoniert, teilten russische Ermittler mit. Der ukrainische Geheimdienst SBU stellt den Mord inoffiziell als seine Tat dar. Mehr hier.
- Russland hat nach Angaben der Ukraine eine „intensive“ Gegenoffensive in der russischen Grenzregion Kursk gestartet. An der Offensive seien „nordkoreanische Armeeeinheiten“ beteiligt, sagte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Oleksandr Syrskyj, am Dienstag. Mehr in unserem Newsblog.
- Auch das US-Verteidigungsministerium gibt an, dass nordkoreanische Soldaten seit rund einer Woche an Kampfhandlungen in der russischen Region Kursk teilnehmen. Es sprach auch von ersten Opfern, bezifferte aber die Zahl der Toten nicht.
- Eine von Großbritannien angeführte Gruppe europäischer Nato-Staaten hat sich hinter den sogenannten Siegesplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gestellt. Die Länder unterstützten die Grundprinzipien des Planes, teilten die Staats- und Regierungschefs der zehn Staaten der Joint Expeditionary Force (JEF) nach einem Treffen in Tallinn in einer gemeinsamen Erklärung mit.
- Finnlands Präsident Alexander Stubb hält Forderungen nach Friedensverhandlungen und Waffenstillständen in der Ukraine für verfrüht. „Ich begrüße diese Diskussionen, aber konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Die Ukraine muss diesen Krieg zuerst gewinnen“, sagte er vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Joint Expeditionary Force (JEF) in Tallinn.
- Russlands Streitkräfte haben seit Beginn des Kriegs in der Ukraine nach Einschätzung britischer Militärexperten Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge verloren. Das geht aus dem jüngsten Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums zum Krieg hervor. Demnach verlor die russische Armee 3600 Kampfpanzer und beinahe 8000 gepanzerte Fahrzeuge.
- Die russische Armee versucht nach ukrainischen Angaben, die Verluste unter den nordkoreanischen Soldaten durch Verbrennung der Gesichter zu verbergen. Dies berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem Telegramm-Kanal. „Während ihrer Ausbildungszeit war es ihnen sogar verboten, ihr Gesicht zu zeigen“, so Selenskyj.
- Russische Truppen haben die Kontrolle über das Dorf Ganniwka südlich der Stadt Kurachowe übernommen, das am Vortag zusammen mit mehreren anderen Siedlungen umzingelt worden war. Dies berichten die Analysten der ukrainischen OSINT-Community „DeepState“.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Vorgehen der EU gegen Russlands Schattenflotte von Tankern und anderen Frachtschiffen gelobt. „Das ist jetzt ein wichtiger Schritt: Alle russischen Tanker, alle Unternehmen und Einzelpersonen, die Russland helfen, den Krieg zu finanzieren - sie müssen letztendlich alle sanktioniert werden“, sagte der Staatschef in seiner abendlichen Videoansprache.
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