
© betteries
Ukraine-Invasion, Tag 1064: Wie Antibiotika-Resistenzen die Arbeit der Ärzte im Ukraine-Krieg erschweren
Trump droht Putin mit Sanktionen, Selenskyj spricht über die Größe einer europäischen Friedenstruppe. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die zahlreichen Verwundeten im Ukraine-Krieg bringen die Kliniken vor Ort mitunter an ihre Belastungsgrenzen. Die Ärzte und Pflegekräfte stehen zudem vor einem weiteren Problem: Der Krieg scheint die Ausbreitung von Erregern, die gegen Antibiotika resistent sind, beschleunigt zu haben, schreibt die britische BBC (Quelle hier).
So sagte der stellvertretende Chefarzt des Feofaniya-Krankenhauses in Kiew, Andriy Strokan, dass mehr als 80 Prozent aller Patienten, die dort eingeliefert werden, unter Infektionen leiden, die durch antibiotikaresistente Mikroben verursacht worden seien.
So wie beim Soldaten Oleksander Bezverkhny, der eine schwere Bauchverletzung hatte und dessen Beine amputiert werden mussten. Das machte die ohnehin schwere Aufgabe, sein Leben zu retten, noch schwieriger. Letztlich gelang es nach mehr als 100 Operationen, einem Jahr Krankenhausaufenthalt und mithilfe von Antibiotika, die Freiwillige aus dem Ausland besorgt hatten. Und gegen diese Mittel wiesen die Erreger noch keine Resistenz auf.
Solche Resistenzen entstehen oft in medizinischen Einrichtungen, heißt es in dem Bericht der BBC weiter. Auch wenn das Personal versuche, die Hygieneprotokolle zu verfolgen, so sei dies durch die Umstände des Krieges immer schwerer. Denn die Einrichtungen sind massiv überlastet. Dr. Wolodymyr Dubyna, Leiter der Intensivstation des Mechnikov-Krankenhauses in Dnipro, sagte der BBC, dass allein seine Abteilung seit Beginn des Krieges die Zahl der Betten von 16 auf 50 erhöht habe. Die Personaldecke dagegen sei immer dünner geworden.
Auch seien die Patienten weit mehr Infektionsstämmen ausgesetzt als zu Friedenszeiten. Der Grund: Sie würden oft über die Zeit in mehreren Kliniken behandelt, wo es jeweils neue resistente Erreger gebe. Sobald ein Patient stabil genug ist, wird er verlegt, um Kapazitäten für neue, schwerwiegendere Fälle zu schaffen. Das sei, so schreibt die BBC, nach Ansicht von Medizinern unvermeidlich, verschlimmere aber die Ausbreitung der resistenten Erreger.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Die britische Royal Navy hat eigenen Angaben zufolge ein „russisches Spionageschiff“ im Ärmelkanal aufgegriffen und eskortiert. Das Schiff sei bereits vor einigen Wochen in britischen Gewässern über kritischer Unterwasserinfrastruktur aufgefallen und gewarnt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Mehr hier.
- Videos in den sozialen Netzwerken erwecken den Eindruck, dass russische Kommandeure verwundete Männer zum Kampf zwingen. Dort werden sie als Lockvögel eingesetzt, behauptet ein ukrainischer Leutnant. Mehr hier.
- US-Präsident Donald Trump kritisiert erneut, dass die USA im Ukrainekrieg finanziell unverhältnismäßig stark in die Pflicht genommen würden. Das sagte er am Tag nach seiner Amtseinführung in Washington und forderte im gleichen Zuge von der EU eine größere Unterstützung. Mehr hier.
- Geheimdienste warnen nach Angaben der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas vor einem möglichen russischen Angriff ab 2028. „Viele unserer nationalen Geheimdienste geben uns die Information, dass Russland in drei bis fünf Jahren die Verteidigungsbereitschaft der EU testen könnte“, sagte sie in Brüssel. Mehr hier.
- US-Präsident Donald Trump stellt weitere Sanktionen gegen Russland in Aussicht, zeigt sich aber auch offen für Verhandlungen zum Beenden des Ukrainekriegs. Wann immer Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit seien, werde er sich mit ihnen treffen, sagte er. Mehr hier.
- Später drohte Trump Putin mit massiven Zöllen auf russische Produkte gedroht, sollte dieser nicht in ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs einwilligen. Wenn nicht bald ein „Deal“ zum Ende des Kriegs gemacht werde, „habe ich keine andere Wahl als Steuern, Zölle und Sanktionen auf alles zu verhängen, was von Russland an die Vereinigten Staaten verkauft wird“, schrieb Trump bei Truth Social.
- Im Falle einer Stationierung von Friedenstruppen in der Ukraine werden dafür nach Einschätzung von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 200.000 Soldaten benötigt. „Von allen Europäern? 200.000, das ist das Minimum. Das ist das Minimum, sonst ist es gar nichts“, sagte er beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Mehr hier.
- Der Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck hat sich verwundert über den jüngsten Vorwurf von Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Streit über die Finanzierung neuer Ukraine-Hilfen gezeigt. „Ich finde es irritierend, wenn fachlich andere Auffassungen als Lüge diffamiert werden“, sagte Habeck der „Bild“. Mehr hier.
- Der litauische Außenminister Kestutis Budrys fordert von der Nato ein robusteres Vorgehen gegen russische Sabotage-Attacke. Früher sei noch die Rede von hybriden Attacken gewesen, weil dahinter verschiedene Akteure gestanden hätten, die von der russischen Regierung kontrolliert worden seien, sagte Budrys dem „Spiegel“. „Mittlerweile haben wir es mit Sabotage-Operationen zu tun, mit realen Angriffen.“ Mehr im Newsblog.
- Russland hat offenbar die ersten dreitausend KI-gestützten Kamikaze-Drohnen des Typs „Mikrobe“ an die Front geliefert. Dies vermeldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. „Die Drohne verfügt über Künstliche Intelligenz und ein Zielsuchsystem“, sagte „Mikrobe“-Entwickler Alexander Grjasnow.
- Rund ein Fünftel der Menschen in der Ukraine würde einer neuen Umfrage zufolge das Land verlassen, wenn die Grenzen geöffnet wären. Das geht aus einer Erhebung hervor, die die Stiftung „Ilko Kucheriv Democratic Initiatives Foundation“ in Zusammenarbeit mit der Denkfabrik „Razumkow-Zentrum“ durchgeführt hat.
- Russland hat seit Beginn des Krieges nach ukrainischen Angaben Energieanlagen in der Ukraine 1200 Mal angegriffen. Darunter seien über 800 Angriffe auf Umspannwerke sowie Verteilungs- und Stromleitungen, über 250 Angriffe auf Anlagen zur Energieerzeugung und über 30 Angriffe auf Gasanlagen, sagt die stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko.
- Russland hat die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht mit 99 Drohnen angegriffen. 65 Drohnen seien abgefangen worden, 30 seien von den Radaren verschwunden, ohne ihre Ziele erreicht zu haben. In sechs Regionen sei es zu Schäden gekommen, meldet die Luftwaffe
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: