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Ukraine-Invasion, Tag 1079: Musiker des Kiewer Symphonieorchesters zwischen Hoffnung und Zukunftsängsten
Treffen von Putin und Trump im Februar oder März möglich + Paris liefert erste Mirage-Kampfflugzeuge an Kiew + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die weltweite Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine ist immer auch eine über das Leben der von dort geflüchteten Menschen. Die „New York Times“ hat nun nach Deutschland geblickt, wo in den frühen Tagen der Vollinvasion die Musiker des Kiewer Symphonieorchesters untergekommen sind. Entstanden ist ein Artikel, der nicht nur die Sorgen der Geflüchteten um ihre Heimat beinhaltet, sondern auch einen Blick auf die Debatte über die Ukraine-Unterstützung wirft.
Die Musiker des Orchesters, die zu Beginn des Krieges gezwungen waren, ihre Auftritte abzusagen, waren im April 2022 zu einer Europa-Tournee aufgebrochen – um wieder zusammenzuspielen und vor allem auch, um die ukrainische Kultur zu fördern und in die Welt zu tragen.
Das Orchester wolle „die russische Aggression auf jede erdenkliche Weise bekämpfen“, erklärte das Ensemble damals, und „die mächtige Stimme der Ukraine in der Welt werden“. Es erhielt sogar eine Sondergenehmigung, damit die männlichen Mitglieder ebenfalls ausreisen durften.
Mein Körper mag hier sein, aber mein Herz ist in der Ukraine.
Geigerin Tetiana Martyniuk-Bahrii
Zwei Jahre blieben sie in Gera, dann ging es für sie nach Monheim. Die Stadt bot den 73 Musikern und ihren Familien einen neuen Zufluchtsort. Doch die Sorge um die Heimat ist geblieben. „Es ist ein Leben, aber ich kann nicht sagen, dass es ein völlig glückliches Leben ist“, sagte zum Beispiel Geigerin Tetiana Martyniuk-Bahrii, die mit ihrer 14-jährigen Tochter nach Deutschland kam, der „New York Times“.
Täglich informiert sie sich, was in der Ukraine passiert, empfängt die Luftangriffswarnungen auf ihrem Handy, sorgt sich um Familie und Freunde, die dort geblieben sind. „Mein Körper mag hier sein“, sagte sie, „aber mein Herz ist in der Ukraine.“
Geiger Oleksii Pshenychnikov sagte der Zeitung, es sei schwierig, nicht zu wissen, wie lange das Orchester in Deutschland bleiben könne oder wann die Musiker jemals in die Ukraine zurückkehren könnten. „Es ist eine Mischung von Ängsten“, sagte er. „Irgendwann fragt man sich: ‚Werden wir jemals nach Hause gehen?‘“
Martyniuk-Bahrii sagt, sie mache sich Sorgen, dass die Welt sich vom Krieg abwendet. Ihre Hoffnung ist, dass die Musiker einen kleinen Beitrag dazu leisten könnten, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Die Welt ist müde, auch wir sind müde“, sagte sie. „Aber wir brauchen den Sieg und wir brauchen Gerechtigkeit. Alles, was wir tun können, ist hoffen und beten.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Ein Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump ist nach russischen Angaben noch im Februar oder im März möglich. Die Vorbereitungen für eine solche Begegnung seien in einem „fortgeschrittenen Stadium“, hieß es. Mehr hier.
- In einem Audiomitschnitt, der jüngst von russischen Telegram-Kanälen geteilt wurde, berichtet ein Mann von Logistikproblemen an der russischen Front. Weil es an geeigneten Transportmöglichkeiten für Munition fehle, habe das russische Verteidigungsministerium nun die Verwendung von Lasttieren angeordnet, heißt es darin. Mehr hier.
- CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz will als Bundeskanzler nur dann mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen, „wenn wir eine Chance haben, einer Friedenslösung näherzukommen“. Das sagte er der „Funke Mediengruppe“. Damit meint er offenbar eine stärkere militärische Position Deutschlands, aus der heraus Gespräche geführt werden können. Mehr hier.
- Frankreich hat die ersten Kampfflugzeuge vom Typ Mirage 2000-5 an die Ukraine geliefert. „Nach mehreren Monaten der Ausbildung ukrainischer Piloten in Frankreich sind die ersten Flugzeuge in der Ukraine eingetroffen“, erklärte der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu auf X. Mehr in unserem Newsblog.
- Großbritannien weist einen russischen Diplomaten aus. Die Regierung in London reagiert damit auf eine Entscheidung Russlands von November, einem britischen Diplomaten wegen angeblicher Spionage die Akkreditierung zu entziehen.
- Ukrainische Truppen haben nach russischen Berichten zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Offensive im Grenzgebiet Kursk gestartet. Der russische Telegramkanal Shot berichtete, die Ukrainer versuchten, von der seit Monaten besetzten Kleinstadt Sudscha aus über Machnowka zu dem Dorf Ulanok durchzubrechen.
- Die Ukraine hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Offensive in der russischen Grenzregion Kursk 909 russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen. Auf diese Weise hätten durch Gefangenenaustausche „Hunderte ukrainischer Verteidiger, die in russischen Gefängnissen festgehalten wurden, nach Hause gebracht werden“ können, hieß es.
- Der russische T-90M-Panzer, der vom Kreml als „der beste der Welt“ bezeichnet wird, hat sich als weit weniger leistungsfähig erwiesen als behauptet. Während des Ukraine-Kriegs wurde er wiederholt durch Drohnenangriffe und moderne Panzerabwehrwaffen zerstört. Der US-amerikanische Analyst Isaac Seitz hebt in einem Artikel für das Magazin „19fortyfive“ gravierende Konstruktionsmängel hervor.
- Ukrainische Drohneneinheiten haben offenbar in der Nacht zum 6. Februar den russischen Militärflugplatz Primorsko-Achtarsk in der Region Krasnodar angegriffen. Laut dem Generalstab der ukrainischen Streitkräfte dient der Stützpunkt als Basis für russische Drohnenangriffe auf die Ukraine.
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