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Ukrainischer Panzer in der Region Dnipropetrovsk.

© AFP/Roman Pilipey

Ukraine-Invasion, Tag 1118: Mit KI und „Familienarmeen“ auf der Suche nach Vermissten

Trump will mit Putin sprechen. Ukraine dementiert Einkesselung in Kursk. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

US-Präsident Donald Trump gibt sich zuversichtlich, Kremlchef Wladimir Putin zu einem Ende des Krieges in der Ukraine bewegen zu können. Doch bislang gehen die Kämpfe im Land unvermindert weiter, und die Zahl der vermissten Ukrainerinnen und Ukrainer steigt. Fast 60.000 Soldaten und Zivilisten gelten offiziell als „unter besonderen Umständen“ vermisst, soll heißen, sie befinden sich entweder in russischer Gefangenschaft oder sind tot.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und sogenannten „Familienarmeen“ wird nach den Vermissten gesucht, wie CNN berichtet (Quelle hier). Regelmäßig tauschen Russland und die Ukraine die Leichen gefallener Soldaten aus. Doch auch das bringt den Angehörigen oft keine endgültige Gewissheit. Die Identifizierung der sterblichen Überreste sei ein langwieriger und komplexer Prozess, sagt der Vermisstenbeauftragte Artur Dobroserdov. Oft seien die Leichen verstümmelt, zerstückelt oder verbrannt.

Um die Identifizierung zu beschleunigen, setzen die ukrainischen Behörden auch auf Künstliche Intelligenz. So durchforsten sie das Netz mit Gesichtserkennungssoftware nach Bildern ukrainischer Gefangener. Mit 3D-Rekonstruktionstechnik werden Haar- und Hautfarbe, Gesichtsform und das ungefähre Alter unbekannter Leichen bestimmt und die computergenerierten Bilder anschließend mit der Bitte um Hinweise veröffentlicht.

Um die Bemühungen der Behörden zu unterstützen, haben viele Ukrainerinnen und Ukrainer sogenannte „Familienarmeen“ gegründet und suchen gemeinsam im russischen Fernsehen und in sozialen Netzwerken nach Hinweisen auf ukrainische Vermisste.

Einer von ihnen ist der Sanitäter Nazar Ocheretnyi, der vor fast drei Jahren während der Belagerung der ostukrainischen Stadt Mariupol verschwand. Seine Mutter Valentyna Ocheretnaya sucht unermüdlich nach ihm. Auf den offiziellen russischen Gefangenenlisten tauchte er bislang nicht auf. Dennoch ist die 61-Jährige überzeugt, dass ihr Sohn noch lebt. „Ich bitte Gott wirklich darum, dass er mir meinen Sohn zurückbringt. Mehr brauche ich nicht. Er soll ihn einfach zurückbringen“, sagt sie.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • US-Präsident Donald Trump will mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen. Bei dem Gespräch solle es um die Beendigung des russischen Krieges in der Ukraine gehen, sagte Trump vor Journalisten an Bord des Präsidentenflugzeugs Air Force One. (Mehr dazu hier)
  • Die Ukraine steht auf russischem Boden in der Region Kursk unter Druck. Ein Großteil der eroberten Gebiete ging den öffentlich einsehbaren Daten zufolge wieder an Russland verloren. Kiew dementiert jedoch die russische Behauptung, wonach die ukrainischen Soldaten in Kursk eingekesselt sind. (Mehr dazu hier)
  • Eine „bedeutende Anzahl“ von Staaten ist nach britischer Darstellung bereit, nach einem etwaigen Friedensabkommen Truppen in der Ukraine zu stationieren. Mehr als 30 Staaten würden sich voraussichtlich an der sogenannten „Koalition der Willigen“ beteiligen, teilt das Büro von Premierminister Keir Starmer mit. (Mehr dazu im Liveblog)
  • Die Bundesregierung will sich in der Frage einer Entsendung deutscher Truppen zur Sicherung eines möglichen Ukraine-Friedensabkommens nicht unter Druck setzen lassen. Für Deutschland gelte, „dass man weiterhin nicht den fünften Schritt vor dem ersten machen sollte“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
  • Der noch amtierende Chef des Bundeskanzleramts, Wolfgang Schmidt, hat sich in Kiew mit dem Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, zu Gesprächen über weitere Hilfen getroffen. Er habe Schmidt bei dem Treffen für die Unterstützung Deutschlands gedankt, schrieb Jermak auf der Plattform X. 
  • Der ukrainische Außenminister hat einen möglichen Waffenstillstand als Herausforderung bezeichnet. Eine Feuerpause sei ein sehr schwieriger Prozess, denn es stelle sich die Frage, wie er kontrolliert und eingehalten werden könne, sagte Außenminister Andrij Sybiha in einem Interview mit RBC-Ukraine.
  • Kanada hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum nächsten G7-Gipfel eingeladen. Der neue kanadische Premierminister Mark Carney habe am Wochenende mit Selenskyj gesprochen, sagte die Sprecherin des kanadischen Außenministeriums.
  • Trumps Sondergesandter Steve Witkoff hat versichert, dass die Vereinigten Staaten weiterhin aktiv mit ihren Verbündeten in der Ukraine-Frage zusammenarbeiten werden. Insbesondere stehe Washington in Kontakt mit dem Vereinigten Königreich, Norwegen, Frankreich und Finnland.

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