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Ukraine-Invasion, Tag 1141: Die Toten von Krywyj Rih
Peking bestreitet Beteiligung „vieler“ chinesischer Kämpfer am Ukraine-Krieg, Syrskyj sieht Beginn von neuer russischer Offensive. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Als einen der „dunkelsten Momente für Krywyj Rih“ hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Angriff auf seine Geburtsstadt vor wenigen Tagen beschrieben. Ein Angriff, der 18 Menschen das Leben kostete, darunter neun Kinder. Getroffen wurde ein Wohngebiet, in dem es auch einen Spielplatz gibt. Dort erinnern Blumen, Plüschtiere und anderes Spielzeug an die Opfer.
Einigen von ihnen gibt die „New York Times“ nun ein Gesicht und zeigt, wie sehr die Stadt trauert (Quelle hier). Die Zeitung erzählt die Geschichte des 16-jährigen Kostiantyn Nowik, der mit seinem Cousin auf die Straße gegangen war. „Sie sagten, sie wollten einfach nur spazieren gehen und ihre Freunde sehen“, erzählt seine Tante Ljubow Sworoba, bei der er lebte. „Sobald sie dort angekommen waren, ereignete sich die Explosion.“ Beide Jungen kamen ums Leben.
Sie erzählt auch die Geschichte von Serhji Smotolok, einem 57-jährigen Schweißer, und seiner Partnerin Olga Jaroschenko. Smotolok befand sich auf der Terrasse eines Restaurants, um ein Feierabendbier zu trinken, als sich der Angriff ereignete. Jaroschenko sah den Rauch aufsteigen, ging nach draußen und suchte ihren Lebensgefährten, doch sie fand ihn nicht. Kurz darauf erhielt sie einen Anruf, dass er ums Leben gekommen sei.
Und da sind Rodion und Anna Jatsko, die ihren siebenjährigen Sohn Radislaw bei dem Angriff verloren haben. Die Familie, zu der auch ein acht Monate altes Baby zählt, saß im Auto, als die Rakete einschlug. „Alles war mit Blut bedeckt“, erinnert sich der Vater des Jungen. Er habe die Sanitäter angefleht, das Leben seines Kindes zu retten, doch jede Hilfe kam zu spät.
„Sie ermorden einfach Kinder und Zivilisten“, sagt Anna Jatsko kurz vor der Beerdigung ihres siebenjährigen Sohnes. „All die Gespräche über einen Waffenstillstand sind nur leere Worte.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Nach der Gefangennahme von zwei für Russland kämpfenden Chinesen in der Ukraine hat Peking Vorwürfe aus Kiew, wonach viele weitere Chinesen an der Seite Moskaus kämpfen, zurückgewiesen. Die chinesische Position in der Ukraine sei „eindeutig“ und habe „breite Zustimmung in der internationalen Gemeinschaft“, sagte Außenministeriumssprecher Lin Jian. Mehr in unserem Newsblog.
- Russland wird nach Angaben von Außenamtssprecherin Maria Sacharowa alle ausländischen Truppen in der Ukraine als Bedrohung seiner Sicherheit betrachten. „Das birgt das Risiko direkter Kampfhandlungen zwischen den Teilnehmern (...) aus einzelnen Nato-Ländern und damit des gesamten Bündnisses und unserem Land“, sagte sie in Moskau.
- Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben „faktisch“ eine Offensive auf die Gebiete Sumy und Charkiw begonnen. „Wir beobachten bereits fast eine Woche nahezu eine Verdopplung der Angriffe des Gegners an allen Hauptabschnitten“, sagte Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj dem Onlineportal „lb.ua“.
- Die EU hat ihre Unterstützung der Ukraine beim Wiederaufbau und der Modernisierung ihrer Infrastruktur ausgebaut. Am Rande eines Treffens des europäisch-ukrainischen Assoziationsrats unterzeichneten beiden Seiten mehrere Abkommen über Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB).
- Estland schließt Angehörige der russischen Minderheit und andere Nicht-EU-Bürger von der Teilnahme an Kommunalwahlen aus. Präsident Alar Karis unterzeichnete am Mittwoch eine entsprechende Verfassungsänderung, die Ende März vom Parlament mit großer Mehrheit beschlossen worden war.
- Litauens Verteidigungsministerin Dovile Sakaliene ist wenig überrascht über die von der Ukraine bekanntgegebene Gefangennahme von zwei chinesischen Soldaten, die an der Seite Russlands gekämpft haben sollen. Sollten sich dies bestätigen, wäre dies ein weiteres „illustratives Beispiel“ für die Zusammenarbeit zwischen dem Kreml und Peking, sagte sie.
- Der russische Verteidigungsminister Andrei Beloussow sagte laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass, dass die Armee „deutlich mehr Bodenroboter“ erhalten werde. Gemeint sind vermutlich kleine, nicht bemannte Fahrzeuge, die als Waffe eingesetzt werden können.
- Russland und die Ukraine haben einander am Dienstagabend erneut mit einer großen Zahl von Kampfdrohnen angegriffen. Betroffen war nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow unter anderem die ostukrainische Großstadt Charkiw. Nach einem ersten Überblick gab es zwei Verletzte.
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