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Dieses Bild einer Sanitäterin, die einen verwundeten ukrainischen Soldaten behandelt, stammt aus dem Jahr 2022.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Ashley Chan

Ukraine-Invasion, Tag 1210: Die Ukraine verlegt nun auch ihre Lazarette in den Untergrund

Mindestens 14 Tote und 110 Verletzte bei russischen Luftangriffen auf Kiew, Merz verteidigt Ausschluss Russlands aus den G8. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Ukrainische Kommandozentralen sind seit geraumer Zeit unterirdisch untergebracht, in Charkiw wurde sogar eine Schule unter der Erde eingerichtet, um den Kindern wieder Bildung vor Ort zu ermöglichen. Was dort gut klappt, soll nun auch an anderer Stelle helfen: bei der Versorgung der im Krieg verwundeten ukrainischen Soldaten.

Nur wenige Kilometer von der Front im Osten der Ukraine entfernt liegt rund sechs Meter unter der Erde ein Feldlazarett. Denn unter freiem Himmel zu agieren, ist für die Sanitäter immer gefährlicher geworden, wie die „Washington Post“, die die Einrichtung besucht hat, schreibt (Quelle hier).

„Mediziner sind besonders gefährdet“, sagte Oberstleutnant Yuriy Palamarchuk der Zeitung. Er leitet die chirurgische Abteilung des unterirdischen Krankenhauses. „Sie verstecken sich nicht hinter Panzern. Bei Evakuierungen vor Ort denken sie an nichts anderes als an die Verwundeten. Die Russen wissen das, sie machen Jagd auf Sanitäter. Das ist gezielter Terror.“

Finanziert wurde die Einrichtung durch Spendengelder, wie Hauptmann Oleksii, der das Lazarett leitet, sagt. Reguläre Betten hat sie aber nicht: Hier werden die Patienten lediglich behandelt und weitergeschickt, sobald sie stabil sind. Man hätte dies schon vor Jahren tun sollen, sagt er. „Wenn wir von Anfang an davon ausgegangen wären, dass Russland sich nicht an die Regeln halten würde, hätten wir vielleicht anders gebaut. Damals haben wir Feldlazarette im Nato-Stil verwendet – modular, sauber, sichtbar. Zu sichtbar. Sie waren leichte Ziele.“

Bei dem Krankenhaus handelt es sich um einen Prototyp. Und die Erschütterungen an der Front sind auch dort zu spüren. „Wir haben die Schockwelle aus der ersten Reihe gespürt – die Türen haben sich verzogen, die Böden haben sich gesenkt – aber wir haben weiter gearbeitet“, sagt Oberstleutnant Palamarchuk. Draußen, im Freien, hätte es sie vermutlich viel stärker getroffen: „Letzten Monat fielen sechs Bomben in der Nähe. Alle umliegenden Gebäude sind zerstört – aber das Krankenhaus steht noch“, sagt er.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Für Kiew war es eine Schreckensnacht: Mindestens 14 Tote und mehr als 110 Verletzte wurde nach einem schweren nächtlichen russischen Luftangriff in der ukrainischen Hauptstadt gezählt. Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte auch die anderen Ziele: die Städte Odessa, Saporischschja, Tschernihiw, Kirowohrad, Mykolajiw. Mehr hier.
  • US-Präsident Donald Trump hat den Ausschluss Russlands aus der G8 erneut scharf kritisiert. Kurz vor dem offiziellen Beginn des diesjährigen G7-Gipfels der großen demokratischen Wirtschaftsmächte in Kanada beklagte Trump, die Entscheidung damals sei ein „großer Fehler“ gewesen. Den Gipfel selbst verließ er frühzeitig. Mehr hier.
  • Die EU-Kommission hat ein Verbot von Gaslieferungen aus Russland vorgeschlagen. Brüssel legte am Dienstag einen mehrstufigen Plan vor, nach dem Unternehmen ab dem kommenden Jahr keine neuen Verträge mehr mit russischen Lieferanten schließen dürften. Mehr in unserem Newsblog.
  • Kanzler Friedrich Merz verteidigt den Ausschluss Russlands aus den G8 nach der Annexion der russischen Halbinsel 2014. „Ich halte den Ausschluss von Putin nach der Annexion der Krim aus dem G8 Format, wie es damals hieß, unverändert für richtig“, sagt Merz am Rande des G7-Gipfels zu Welt-TV. 
  • Angesichts der neuen massiven russischen Luftangriffe auf Kiew will die Bundesregierung den Druck auf die Führung in Moskau verstärken. „Über ein Dutzend Tote allein in Kiew zeigen: Russland betreibt Diplomatie als bloße Kulisse“, erklärte das Auswärtige Amt am Dienstag bei Bluesky. 
  • Der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, war bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger als zwei Wochen beim nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un.Danach erklärte Schoigu, dass weitere 1000 nordkoreanische Pioniere in die russische Oblast Kursk geschickt werden. 
  • Großbritannien und seine Verbündeten in der Gruppe der G7 kündigen voraussichtlich am Dienstag weitere Sanktionen gegen Russland an. Nach Angaben der britischen Regierung wird sich Premierminister Keir Starmer zu den Strafmaßnahmen äußern. Großbritannien hat im Rahmen des russischen Kriegs bereits mehr als 2300 Personen, Unternehmen und Schiffe mit Sanktionen belegt.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert wegen des schweren russischen Luftangriffs auf sein Land ein energisches internationales Eingreifen gegen Moskau. „Solche Angriffe sind purer Terrorismus. Und die ganze Welt, die USA und Europa müssen endlich als zivilisierte Gesellschaften auf Terroristen reagieren“, schrieb Selenskyj im sozialen Netzwerk X. 
  • US-Präsident Donald Trump hat sich skeptisch zur Frage neuer Sanktionen seiner Regierung gegen Russland geäußert. „Sanktionen kosten uns viel Geld“, sagte Trump am Montag bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Starmer am Rande des G7-Gipfels. „Wir reden hier über Abermilliarden Dollar.“

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