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Ein Soldat in der Nähe von Charkiw, Ukraine.

© dpa/Anatolii Lysianskyi

Ukraine-Invasion, Tag 1227: Kochen für die Front

Russland startet massiven Luftangriff auf Kiew, russischer Öl-Manager stirbt nach Fenstersturz. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Der russische Angriffskrieg hat das Leben der meisten Menschen in der Ukraine einschneidend verändert. So auch das von Jaroslaw Breus. Der 31-Jährige war einst Küchenchef, trat sogar in einer Kochshow auf, nun kocht er für die Soldaten an der Front in der Region Charkiw. Die „New York Times“ hat ihn in seiner Feldküche besucht (Quelle hier).

Breus war bereits am fünften Tag des Krieges in die Armee eingetreten und landete schnell beim Kochkorps. Die Arbeit sei anstrengend, sagt er: lange Arbeitszeiten, schwierige Bedingungen, die ständige Bedrohung durch Raketen- und Drohnenangriffe. Nur selten gibt es längere Pausen. Trotzdem: Sein Wunsch zu kochen ist nicht verschwunden.. „Ich weiß, wen wir ernähren“, sagte er der Zeitung.

Die Soldaten wissen das zu schätzen: „Mein Lieblingsgericht ist der Borschtsch, denn er riecht wie zu Hause, als wäre er ‚mit Mamas Händen‘ zubereitet worden“, sagte zum Beispiel Soldat Serhiy. Und der Koch fügt hinzu: Eine deftige Mahlzeit sei gut für die Moral. Einfach ist das nicht, denn nicht immer hat er alle nötigen Zutaten parat.

Auch die Gefreite Halyna Radchuk war in ihrem Leben vor dem Krieg Köchin, heute unterstützt sie Breus. „Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich einmal eine Waffe haben und in der Armee sein würde“, sagte sie der „New York Times“. Und wie sehr es sie emotional mitnimmt, wenn junge Soldaten – „Kinder“, wie sie sagt – an der Front ums Leben kommen. „An einem Tag gebe ich dem Kind noch etwas zu essen“, sagte sie der Zeitung. „Und am nächsten Tag ist es schon tot.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nach einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sagt US-Präsident Donald Trump, es habe „überhaupt keine Fortschritte“ gegeben. Kurz darauf startet Russland einen massiven Luftangriff auf Kiew. Die ukrainische Hauptstadt wurde nach Angaben von Präsident Wolodmyr Selenskyj mit mehr als 550 Geschossen angegriffen. Mehr hier.
  • Beim Angriff auf Kiew hat Russland neben Drohnen auch ballistische Raketen abgefeuert. Zur Abwehr braucht es genau die Waffen, die die USA womöglich nicht mehr liefern. Nutzt Putin also schon jetzt den US-Waffenstopp aus? Mehr hier.
  • In Moskau ist der Vizechef des russischen Ölkonzerns Transneft, Andrej Badalow, nach dem Sturz aus einem Fenster gestorben. Die Leiche Badalows sei unter dem Fenster eines Hauses in der Villensiedlung Rubljowka gefunden worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Mehr hier.
  • Die US-Regierung hatte diese Woche die Lieferungen einiger Waffen an die Ukraine mit der Begründung gestoppt, die eigenen Munitionsvorräte seien zu gering: Eine Analyse hochrangiger US-Militäroffiziere kommt nun einem Bericht zufolge aber zu einem anderen Ergebnis. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge in einer abgeschossenen russischen Drohne ein chinesisches Bauteil entdeckt. Das teilte der stellvertretende ukrainische Außenminister Andrij Sybiga auf der Plattform X mit. 
  • In der Ukraine sind infolge des Krieges zwischen Anfang März und Ende Mai dieses Jahres 222 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt worden. Das seien dreimal so viele wie in den drei Monaten davor, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Genf mit.
  • Russland und die Ukraine haben erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. Grundlage waren die in Istanbul getroffenen Vereinbarungen, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte. Dort hatten russische und ukrainische Unterhändler bereits zweimal solche humanitären Aktionen vereinbart. 
  • Die Bundesregierung hat Berichte über den Einsatz des Lungenkampfstoffes Chlorpikrin durch Russland in der Ukraine bestätigt und den Vorgang als Verstoß gegen das Chemiewaffenübereinkommen verurteilt. Dies sei ein Verstoß gegen das Abkommen, das den Einsatz von Lungenkampfstoffen unter allen Umständen untersage, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Freitag in Berlin.
  • In Sergijew Possad, rund 75 Kilometer von Moskau entfernt, ist es in der Nacht zum Freitag nach einem Drohnenangriff zu einer Reihe von Explosionen gekommen. Russische Telegram-Kanäle, darunter „Vorsicht, Nachrichten“, berichteten in einem Video von Motorengeräuschen, vier Explosionen und dichtem Rauch über der Stadt.
  • Vor dem Hintergrund eines Teilstopps US-amerikanischer Waffenlieferungen fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die EU zur Stärkung der eigenen Rüstungsindustrie auf. „Wir müssen Europas eigene Verteidigungsindustrie aufbauen, damit Russland uns in keinem Bereich überlegen sein kann“, sagte er in Aarhus. 

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